Sachsenheim Radwege: Duo soll Tempo machen

Von Bigna Fink
Julia Hertel und Holger Cech am Ortsausgang Kleinsachsenheim Richtung Metterzimmern, wo ein Fahrradweg entstehen soll. Die zwei Mitarbeiter aus den Bereichen Stadtplanung und Tiefbau sind das neue „Team Rad“ im Rathaus Sachsenheim. Foto: Oliver Bürkle

Seit 100 Tagen ist Michael Ilk Fachbereitsleiter für Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit. Für ihn steht fest: Neben mehr Radwegen sollen auch Windkraft- und PV-Anlagen kommen. Die vielen Baustellen in seinem Bereich schocken den Bauingenieur aber nicht. Er hat nun sogar ein „Team Rad“ für den Ausbau von Radwegen gebildet.

Sachsenheim und Sachsen sind Michael Ilks Arbeitsschwerpunkte aktuell: Neben seiner Aufgabe im Rathaus Sachsenheim als einer von drei Teamleitern von Bürgermeister Holger Albrich ist der frühere Baubürgermeister von Ludwigsburg auch als freier Wirtschafsmediator tätig, hauptsächlich in der Region Leipzig.

Die Arbeit in Sachsenheim als Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit mache ihm „riesig Spaß“, schwärmt der 59-Jährige im Gespräch mit der BZ nach 100 Tagen im Amt. „Man kann etwas bewegen und die Mitarbeiter sind hoch motiviert.“ In Teilzeit in der Position zu arbeiten funktioniere relativ gut, sagt Ilk. Wichtig sei, strukturiert und flexibel zu sein und eine direkte, offene Kommunikation mit dem Team zu pflegen. Die drei Monate haben ihm gezeigt: Es gibt einiges zu tun im Bereich Nachhaltigkeit in Sachsenheim.

Fehlende Infrastruktur für Radler

Ein Mobilitätsthema liegt dem begeisterten Fahrradfahrer dabei besonders am Herzen: Der Ausbau des im Prinzip noch nicht vorhanden Radwegenetzes in und um Sachsenheim. Die Frage, wie die Stadt in 20 Jahren aussehen soll, steht für Michael Ilk im Vordergrund, und dazu zählen für ihn „sichere Radwege, die auch für die immer älter werdende Gesellschaft gut befahrbar sind.“

Der Verwaltungsfachmann zeigt eine Studie von 2016 für den Kreis Ludwigsburg, die ergab, dass 60 Prozent der Bevölkerung aufs Rad steigt oder steigen würde, wenn es eine sichere Infrastruktur für Radfahrende gibt.

„Diese 60 Prozent stellen ein großes Potenzial dar, und genau für diese Menschen müssen wir aktiv werden“, betont Ilk. Dafür hat der Leiter seines rund 40-köpfigen Teams vom Bereich Stadtentwicklung seit Januar eine Art „Taskforce Radwege“ mit zwei seiner Mitarbeiter ins Leben gerufen. „Es fehlt definitiv in der Stadt noch an einem konkreten Plan bezüglich Fahrradinfrastruktur“, gibt Ilk zu, „bislang ist das alles nur Stückwerk.“

Julia Hertel von der Stadtplanung und Holger Cech vom Tiefbauamt werden zunächst einen Überblick mittels Datenerhebung über die Möglichkeiten für Radwege in und um Sachsenheim erarbeiten. Es geht um rechtliche Fragen, Fördermittel und den sicheren Ausbau der Radwege. „Die einzelnen Stadtteile sollen mittels Radwege endlich miteinander verbunden werden“, ist Michael Ilk mit Blick auf die Flächengemeinde und ihren bis zu 18 Kilometer entfernten Stadtteilen zu Großsachsenheim wichtig.

Mangelnde Barrierefreiheit

Konkrete Beispiele für geplante Fahrradwege kann er dabei nicht geben, es soll aber in näherer Zukunft der Weg von Metterzimmern aus in das Wohngebiet Birkenfeld in Kleinsachsenheim verbunden werden, auch ein Radweg zwischen Großsachsenheim und Unterriexingen ist geplant. Der Ausbau von Fahrradwegen muss naturgegeben Raum von Wäldern und Feldern etwa, in Anspruch nehmen, – der meist in privater Hand liegt. Dafür seien er und sein Team aktuell im „intensiven Gespräch mit den Grundstückseigentümern“, verrät Ilk.

Mit Blick auf die nächsten 30 Jahre und die alternde Bevölkerung spricht der Bauingenieur auch die mangelnde Barrierefreiheit in Sachsenheim an. „Wir sind an den Planungen, die Bushaltestellen barrierefrei umzugestalten“, so Ilk. Ein weiterer großer Knackpunkt seit Jahrzehnten ist der Bahnhof Sachsenheim, der keinen Aufzug besitzt, nicht mal eine Schiene für Rollstühle, Kinderwagen oder Fahrräder gibt es. Die Entscheidungsmacht liegt hier bei der Deutschen Bahn, und für die sei Sachsenheim offenbar nicht groß genug für ein solches Projekt, ärgert sich Ilk. „Wir werden bei der Bahn weiterbohren“, betont er.

In seiner Fraktion der Freien Wähler will er sich im Kreistag für die Verlängerung der S-Bahn-Linie S5 von Stuttgart über Sachsenheim stark machen. Auch hier sagt Ilk: „Wir müssen bohren, bohren, bohren.“ Der Bedarf sei da für eine höhere Taktung der Bahn in der Region.

Windräder für Sachsenheim

Als Befürworter von erneuerbaren Energien setzt sich Ilk für deren Ausbau in Sachsenheim ein. „Es gibt genügend Bereiche in Sachsenheim mit Windmengen, die für Windkraftanlagen in Frage kommen“, sagt der Abteilungsleiter Stadtentwicklung und verweist auf den Windaltlas 2019 des Umweltministeriums Baden-Württemberg. Demnach sind Flächen um die Domäne Rechentshofen, bei Häfnerhaslach und nördlich von Hohenhaslach für Windräder geeignet, „insgesamt etwa vier bis fünf Prozent der Gemarkungsfläche Sachsenheims“.

Im Gegensatz zum Ausbau der Windenergie liegt die Planungshoheit von Freiflächen-Photovotaikanlagen komplett bei den Kommunen. Zur Nutzung solarer Energie sollen siedlungsnah solche Anlagen entstehen, etwa am Ortsrand Sachsenheims Richtung Gewerbegebiet Eichwald.

Nicht zuletzt den Zustand der Goßsachsenheimer Innenstadt bewegt den Fachbereichsleiter sehr: „Sachsenheim verliert immer mehr Geschäfte, das ist wirklich ein Drama“, findet Ilk. „Die Innenstadt muss attraktiver werden, und es muss was passieren. Da sind wir uns im Gemeinderat einig“, sagt er „Wir sind gerade dabei, alle Misstsände zu erfassen, und wollen auch die Bürger bei Maßnahmen zur Rettung der Innenstadt mit einbeziehen.“

Weitere Themen sind für seinen Fachbereich Stadtentwicklung der Bau des neuen Feuerwehrhauses im Kirbachtal und der Brückenbau. Denn: „Ein Drittel der 29 Brücken in Sachsenheim sind stark sanierungsbedürftig.“

 
 
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