Als Radfahrer liegt Bürgermeister Holger Albrich die Umsetzung des umfassenden Radverkehrskonzepts für die Stadt, das die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen haben, am Herzen. „Dies ist ein großer Wurf für die Zukunft der Stadt Sachsenheim, denn wir haben uns zu dem Konzept gemeinsam mit der Bürgerschaft viele Gedanken gemacht“, sagte Albrich. Das Konzept war unter der Regie eines Stuttgarter Fachbüros erarbeitet worden, und daran wurden auch die Einwohner der Stadt auf unterschiedliche Weise beteiligt. So wurde beispielsweise ein Arbeitskreis „Rad“ mit interessierten Bürgern und Vertretern der Stadtverwaltung ins Leben gerufen, der auch künftig noch Bestand haben soll, um die vorgeschlagenen Maßnahmen in den kommenden Jahren zu begleiten.
Sachsenheim Radwegenetz mit vier Hauptachsen
In ihrer jüngsten Sitzung haben die Gemeinderäte ein Konzept für den Ausbau des Radverkehrs beschlossen, um die Infrastruktur für Fahrradfahrer nachhaltig zu verbessern.
Vier Hauptrouten
Als Grundlage des Sachsenheimer Radwegenetzes dienen vier Hauptrouten, die alle Teilorte mit Großsachsenheim verbinden und die wichtigsten Radströme bündeln sollen. Eine Route soll dabei von Häfnerhaslach zum Bahnhof in Großsachsenheim führen. Für den Ausbau der Radstrecke entlang des Kirbachhofes sind, laut dem scheidenden Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit, Michael Ilk, die artenschutzrechtlichen Untersuchungen inzwischen abgeschlossen. „Noch haben wir aber keinen Abschlussbericht vorliegen, an dem die Detailplanungen ausgerichtet werden können“, erläuterte Ilk.
Dennoch sollen die Bauarbeiten für den Radweg noch in diesem Jahr beginnen. Eine weitere Hauptroute soll den Gewerbepark Eichwald mit dem Bahnhof in Großsachsenheim verbinden, denn gerade von einer solchen attraktiven Radstrecke versprechen sich die Beteiligten, dass viele Pendler zum Umstieg vom Auto auf das Fahrrad bewegt werden. Allerdings müssen dafür noch einige Probleme, wie die gefahrlose Nutzung der Panzerstraße für den Radverkehr, geklärt werden.
Auch für die Hauptroute vom Gewerbegebiet Holderbüschle zum Bahnhof besteht noch Klärungsbedarf, denn die Einrichtung einer sogenannten „Fahrradstraße“ in der Goethestraße, auf der die Radfahrer Vorrang genießen und auf der eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern gilt, hat im Gemeinderat nicht nur Befürworter.
Schilderwald befürchtet
Florian Essig von der CDU-Fraktion befürchtet gar einen unübersichtlichen Schilderwald. Die bestehenden Radwege auf der Route von Kleinsachsenheim zum Bahnhof sollen in Zukunft verkehrssicher ertüchtigt werden. Besonders die Knotenpunkte an der Großsachsenheimer Straße und der Austraße sollen dabei für die Radfahrer besser einsehbar und übersichtlicher gestaltet werden. Die Gemeinderäte waren sich einig, dass dieses Radverkehrskonzept nur einen ersten Entwurf darstellen könne und die einzelnen Maßnahmen noch näher beleuchtet und optimiert werden müssten. Eine Umsetzung der Vorhaben zur Verbesserung des Radverkehrs im Stadtgebiet Sachsenheim kann ohnehin nur schrittweise in den kommenden Jahren erfolgen, weil dafür erhebliche Planungs- und Finanzressourcen benötigt werden.
Einen langen Atem brauchen auch die Radfreunde, die auf die Radwegeverbindung vom Gewerbepark Eichwald nach Unterriexingen warten, wo unter anderem der Enztalradweg eine Anbindung ans überörtliche Radwegenetz bietet. Der Gemeinderat der Freien Wähler, Lothar Makkens, erkundigte sich nach dem Stand der Planungen, deren Idee bereits in das Jahr 2019 zurückreicht. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, dass die Verantwortlichen des Regierungspräsidiums die nötigen Grundstücke entlang der Landesstraße L 1141 erhalten. Aber an einige Schlüsselgrundstücke kamen sie bisher nicht heran“, sage Albrich.
Zufahrt verzögert Planung
Die Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart, Julia Pieper, teilte dazu auf Anfrage der BZ mit, dass sich nicht der Grunderwerb schwierig gestalte, sondern die Zufahrt zu einem privaten Grundstück.
Durch Abbiegevorgänge könnten dabei Gefahrensituationen entstehen, die vermieden werden sollten, so Pieper. Die Verantwortlichen der Stadt Markgröningen hätten deshalb nochmals einen Vorschlag für die betroffene Stelle gemacht, der derzeit geprüft werde. Die Vertreter des Regierungspräsidiums verfolgten aber weiterhin eine zeitnahe Umsetzung der Radwegeverbindung, sagte Pieper.
In diesem Zusammenhang soll auch der direkte Abfluss des Niederschlagswassers vom Gewerbepark Eichwald in die Enz geregelt werden, das derzeit teilweise noch über die Oberriexinger Gemarkung in die Dürre Enz strömt.