Sie haben lange beraten und zahlreiche Argumente ausgetauscht. Auch die anwesenden rund 30 Bürgerinnen und Bürger konnten ihre Fragen stellen. Der Energiepark „Alleenfeld“ hat die Sachsenheimer Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung über zwei Stunden beschäftigt.
Sachsenheim Rat sagt Ja zum Energiepark
Die Mehrheit der Sachsenheimer Ratsmitglieder hat zwar Bedenken wegen der Größe geäußert, stimmt aber zu.
„Letztlich ist es eine Grundsatzentscheidung, ob wir es wollen oder nicht“, sagte Dr. Michael Lohmann (Freie Wähler). Die Energiewende sei politisch gewollt, und müsste auch auf kommunaler Ebene umgesetzt werden. „Die Größe der Photovoltaikanlage ist schon erschreckend, aber besser eine große, als fünf auf der Gemarkung verteilt“, sagte er. Ein 34,2 Hektar großes Areal nimmt die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage zwischen Kleinsachsenheim und Hohenhaslach östlich der Domäne Rechentshof ein. Zudem sind im Energiepark, der jährlich Strom für 33.000 Haushalte liefern soll, vier Windräder vorgesehen (die BZ berichtete).
Infoveranstaltung für Bürger
Gemeinderat Jonas Hauber (CDU) merkte an, dass er bezüglich der Dimensionen des Energieparks schon Bauchschmerzen habe, aber er zugleich auch erkenne, dass die Kommune für die Energiewende tätig werden müsse. Er schlug vor, das Thema für alle Bürger transparent zu machen und eine weitere Informationsveranstaltung durchzuführen. „Das Geld, welches die Stadt vom Energiepark erhält, sollte nicht irgendwo im Haushalt verschwinden, sondern dort ankommen, wo es die Bürger auch spüren – zum Beispiel zur Unterstützung des Freibads oder zu Senkung der Kindergartengebühren“, schlug Hauber vor.
Außerdem plädierte er dafür, die Stadt nicht nur mit 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Strom zu beteiligen, sondern eventuell mit 0,4 Cent. Dazu führte der Geschäftsführer Joachim Finkel des Unternehmens Vento Ludens GmbH & Co. KG aus Jettingen-Scheppach aus, dass erst präzise Werte vorhanden sein müssten, um über finanzielle Beteiligungen konkrete Angaben machen zu können. Zu einer Abgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde sei das Unternehmen, das den Energiepark gemeinsam mit der Hofkammer des Hauses Württemberg betreiben will, gesetzlich verpflichtet. „Es ist aber auch möglich, die Betreibergesellschaft direkt vor Ort in Sachsenheim anzusiedeln“, sagte Finkel. Er betonte, dass die Optik der Freiflächen-Photovoltaikanlage mit Hecken kaschiert werden soll. Die Pflanzen würden aber erst nach zehn Jahren eine entsprechende Größe erreichen.
15 Stimmen für die Panungen
Auch Steffen Wezstein („Wir mit Herz für Sachsenheim“) sagte, dass sich seine Fraktion die Entscheidung nicht einfach gemacht habe, aber die Stadt Flächen für die Energiewende bereitstellen müsse und er lieber einmal „in den sauren Apfel beiße“, als in Zukunft viele kleine Fläche genehmigen zu müssen. „Wir werden in Zukunft Nein zu Projekten dieser Art sagen“, unterstrich er. Ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Energiepark wegen der Beeinträchtigungen der Umwelt und der Natur, besonders auch durch die nötige Infrastruktur für den Aufbau, machte wie schon im Technischen Ausschuss Monika Hörer („Sachsenheimer für Sachsenheim“) deutlich. Auch Karl Willig und Oliver Häcker (FDP) wollten für den Energiepark keine landwirtschaftlichen Flächen verbrauchen, bevor nicht die Dächer auf den öffentlichen Gebäuden der Stadt mit Photovoltaik-Anlagen belegt seien.
Von Wirtschaftlichkeit überzeugt
Gemeinderat Thomas Wörner (Grüne Liste) stellte klar, dass mit dieser großen Anlage jeglicher Anreiz verloren gehe, auch die Dächer mit einer PV-Anlage auszustatten. „Das halte ich für den falschen Ansatz. Auf den Flächen wächst jetzt Weizen. Zudem zahlen die Betreiber nur Gewerbesteuer an die Stadt, wenn sie auch Gewinn machen. Dies wird bei der Freiflächen-Photovoltaikanlage wohl erst in größerem Ausmaß nach 20, bei den Windrädern nach 16 Jahren der Fall sein“, so Wörner.
Geschäftsführer Finkel gestand ein, dass er die Höhe der Gewerbesteuerzahlungen nicht voraussagen könne, aber sein Unternehmen nicht Geld investiere, wenn nicht alle Beteiligten von der Wirtschaftlichkeit des Projekts überzeugt seien.
Bei der Abstimmung votierten 15 Gemeinderäte für die Verwirklichung der Planungen für den Energiepark Alleenfeld und vier Ratsmitglieder dagegen. Gegen die Einbringung der städtischen Grundstücke für die Realisierung von zwei kommunalen Windkraftanlagen waren sogar sechs Ratsmitglieder, da sich neben Hörer, Häcker, Willig und Wörner dagegen auch Eveline Thudt und Mathias Werhan aussprachen.
Zahlreiche Fragen bei der Einwohnerfragestunde
Viele Bürger machten ihren Bedenken wegen des Energieparks „Alleenfeld“ Luft. Ein Vertreter des Modellflugsportvereins Bietigheim-Sachsenheim, dessen Flugplatz in der Nähe des geplanten Vorhabens liegt, merkte an, dass sich der Verein mit rund 100 Mitgliedern in seiner Existenz bedroht sehe. Der Projektbeauftragte Joachim Finkel will mit dem Verein in den Austausch gehen, und Bürgermeister Holger Albrich sicherte zu, bei der Suche nach alternativen Grundstücken für einen Flugplatz zu helfen. Eine Bürgerin brachte Bedenken wegen des Artenschutzes vor, da im betroffenen Areal vor allem schützenswerte Feldbrüter festgestellt worden seien. Finkel von der Betreiberfirma Vento Ludens betonte, dass umfassende Artenschutzuntersuchungen durchgeführt werden und diese mit den Naturschutzexperten des Landratsamtes und Naturschützern abgeglichen werden. Auch der geringe Wind in diesem Gebiet, der Mikroplastik-Abrieb durch die Rotorblätter der Windräder und die Auswirkungen auf das Naturschutzgebiet waren Themen in der Einwohnerfragestunde. Finkel erinnerte daran, dass in anderen Bereichen des alltäglichen Lebens ein viel höherer Mikroplastik-Abrieb auftrete und die Windkraftanlagen deshalb so hoch gebaut werden müssten, um die vorhandene Windkraft optimal ausnutzen zu können. Zur Höhe möglicher Subventionen für den Energiepark konnte Finkel keine detaillierten Angaben machen. Bezüglich des Brandschutzes will er in Absprache mit Stadtkommandant Philipp Rousta und Kreisbrandmeister Andy Dorroch gehen. mig