Nein, man muss den Eichenprozessionsspinner wirklich nicht mögen. Die Raupen gelten als Schädlinge, die ihre Wirtsbäume regelrecht kahl fressen, und die betroffenen Bäume dadurch stark schädigen können.
Sachsenheim Raupenplage bleibt 2024 wohl aus
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg geht derzeit nicht davon aus, dass eine Eichenprozessionsspinner-Plage droht. Auch in Sachsenheim und im Kreishaus in Ludwigsburg teilt man diese Einschätzung.
Was die letzten Sympathiepunkte kostet, ist der Umstand, dass die sehr feinen Brennhaare der Raupe eine extrem unangenehme allergische Hautreaktion hervorrufen. Schuld daran ist das in den Brennhaaren enthaltene Eiweißgift namens Thaumetopoein.
Ein starker Befall mit den Raupen hat deshalb in der Vergangenheit schon mehrmals zur Sperrung von Spielplätzen und Waldabschnitten geführt.
Pforzheim beugt vor
Um das zu verhindern, ergreift Die Stadt Pforzheim gegenwärtig vorbeugende Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner. Dazu führt das Grünflächen- und Tiefbauamt neben der chemischen auch die natürliche Schädlingsbekämpfung durch. Dafür werden dort derzeit Vogelnistkästen aufgehängt, verbunden mit der Hoffnung, dass die Vögel, als natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners, die Raupen fressen. In exponierter Lage werden zudem ausgewählte Eichenbäume mit einem biologischen Präparat besprüht.
Angesichts solcher Maßnahmen werden unangenehme Erinnerungen wach. Erst im Juli 2019 musste in Hohenhaslach ein Teil des Spiel- und Grillplatzes beim CVJM-Heim wegen Eichenprozessionsspinner gesperrt werden. 2010 war in Großsachsenheim wegen der mit Gifthaaren bestückten Raupe der Waldspielplatz ebenfalls gesperrt.
Um einen Befall mit den Eichenprozessionsspinnern zu verhindern, hat die Stadt Sachsenheim im Mai 2022 vorbeugend eine Bekämpfungsaktion zwischen dem Eichwaldweg und Krähenwinkel im Eichwald mit einem Biozid durchgeführt.
Kein vermehrter Befall im Landkreis
Die BZ hat beim Landratsamt Ludwigsburg nachgefragt, ob im Kreis Bekämpfungsmaßnahmen gegen diese Raupen durchgeführt werden. Aktuell ist für den Landkreis mit keinem vermehrten Befall durch den Eichenprozessionsspinner zu rechnen, der den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln rechtfertigen würde, heißt es aus dem Kreishaus.
Auch im Sachsenheimer Rathaus ist man nach Auskunft von Pressesprecher Arved Oestringer der Überzeugung, dass aktuell keine Maßnahmen gegen die Raupen ergriffen werden müssen.
Dominik Wonsack von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FORST) in Freiburg, Abteilung Waldschutz, gilt als ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. Dominik Wonsack meint auf Anfrage der BZ, dass man für 2024 mit einem eher geringen landesweiten Auftreten des Eichenprozessionsspinners rechnet. Es könne jedoch sein, dass der Eichenprozessionsspinner regional, beziehungsweise örtlich so häufig vorkomme, dass der Gesundheitsschutz weiterhin beachtet werden solle.
Keine exakte Prognose möglich
Eine exakte Prognose auf Landkreisebene könne man nicht ohne weiteres abgeben. 2023 wurden wenige Eichenprozessionsspinner im Wald des Landkreises Ludwigsburg gemeldet, sodass dies aus Beratungssicht, auf ein gewisses vorhandenes Risiko auch in diesem Jahr hinweisen würde.
Beobachtungen der vergangenen 20 Jahre würden zeigen, dass der Eichenprozessionsspinner in zyklisch-wiederkehrenden Massenvermehrungen vorkomme.
Nach Auskunft von Dominik Wonsack sei etwa alle zehn Jahre mit einem vermehrten Aufkommen des Eichenprozessionsspinners zu rechnen. Mit einem drastischen Anstieg rechne man in diesem Jahr, unabhängig von der Witterung, auf Grundlage der Erfahrungswerte der vergangenen Jahre nicht.