Sachsenheim setzt auf den Tourismus Ziel: Tourismusstrategie mit Pepp

Von Martin Hein
Natur und Ruhe sind nach Auskunft von Tourismusexperte Frank Simoneit auf Platz eins der Erholungsbedürfnisse. Beides kann Sachsenheim bieten. Foto: /Martin Kalb

Die Wertschöpfung aus dem Tourismus beträgt pro Jahr rund 8,8 Millionen Euro. Ein Tourismusexperte sieht ein ordentliches Wachstumspotenzial.

Matthias Friedrich, zuständig für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus, referierte vor dem Gemeinderat, dass Tourismus über Steuereinnahmen ein wichtiger Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte sei. Für Baden-Württemberg sei der Tourismus eine Leitökonomie.

Mit einem Bruttoumsatzvolumen von über 25 Milliarden Euro sowie rund 390 000 rechnerischen Vollarbeitsplätzen ist Friedrich zufolge der Tourismus neben der Automobilindustrie der zentrale Beschäftigungsfaktor im Land. Zudem sichere der Tourismus ortsgebundene Arbeitsplätze und trage zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur bei.

Tourismus schon lange ein Thema

Dass hier Luft nach oben ist, hat man in Sachsenheim bereits Ende der 1990er-Jahre erkannt und sich mit dem Thema Tourismusvermarktung auseinandergesetzt, dazu gehörten seinerzeit das Stadtmuseum, der Geigersberg und historische Rundgänge.

Inzwischen arbeitet die Stadt auch mit dem Naturpark Stromberg-Heuchelberg zusammen. So richtig Schwung will die Stadt jetzt mit einer neuen Strategie in den Tourismus bringen. Die Wertschöpfung aus dem Tourismus in Sachsenheim beträgt jährlich rund 8,8 Millionen Euro.

„Wenn Sie nichts tun, verlieren Sie diese 8,8 Millionen Euro Wertschöpfung“, war die nüchterne Analyse des Sachverständigen Frank Simoneit. Er erläuterte mit einer Präsentation dem Gemeinderat, dass der Deutschland-Tourismus wegen Corona deutlich zugelegt habe. Für Sachsenheim sieht der Tourismusexperte eine mögliche Steigerung von jährlich 12 bis 16 Prozent, was immerhin 1,2 Millionen Euro entspricht.

Zukunftsfähiges Angebot

Das gesamtstädtische Erscheinungsbild mit der besonderen naturräumlichen Prägung stellt ein aus touristischer Sicht zukunftsfähiges Angebot dar, das langfristig im Trend sein wird, ist sich der Experte sicher. Sachsenheim könne da mithalten, wenn man was tue, so Simoneit. Voraussetzung sei eine entsprechende Strategie. Dafür müsse man ein Bewusstsein für Tourismus entwickeln, die Bevölkerung mitnehmen und Strukturen schaffen. Verwaltung und touristische Leistungsträger müssen den Tourismus als wichtige Aufgabe begreifen.

Um Sachsenheim attraktiver zu machen, müsse man die Aufenthaltsqualität erhöhen, die öffentliche Infrastruktur optimieren - dazu gehören Wanderwege und Radwege -, attraktive Ortsbilder und das Gastgewerbe erhalten. Natur und Ruhe sind auf Platz eins der Erholungsbedürfnisse, so der Tourismusexperte, der in diesen Punkten Sachsenheim bestens aufgestellt sieht. Die attraktivste Zielgruppe sind nach Auskunft von Simoneit, Übernachtungsgäste, so genannte Best-Ager, also Personen ab 50 aufwärts und perspektivisch Familien. Über 20 000 Übernachtungen zählt man jährlich in Sachsenheim. Im Durchschnitt gibt ein Übernachtungsgast etwa 147 Euro aus, Tagestouristen lassen im Schnitt etwa 27 Euro liegen. Sachsenheim biete nach Auskunft von Simoneit viele Erlebnisse, dazu müsse man jedoch die Angebote vernetzen, optimieren und neue Angebote entwickeln.

Attraktive Infrastruktur vorhalten, Besucher lenken und Angebote abstimmen sind Handlungsfelder, die nach Ansicht von Simoneit angegangen werden müssen. Dass der Geigersberg vom Deutschen Weininstitut jetzt als „Höhepunkt Weinkultur“ ausgezeichnet wurde (die BZ berichtete), scheint zu bestätigen, dass Sachsenheim Potenzial im Tourismusbereich hat.

„Bin hochgradig begeistert“

Frank Simoneit, der im März Tourismusworkshops in der Stadt abgehalten hat, geriet ins Schwärmen: „Ich bin von dem Projekt hochgradig begeistert“. Diese Begeisterung übertrug sich auch auf den Gemeinderat. Lars Weydt (CDU) kam zu dem Schluss, dass er die Verwaltung gerne beauftrage, ein Konzept zur Umsetzung einer Tourismusstrategie zu erarbeiten. Er hoffe, dass die Leistungsträger mitmachen.

Jasmin Braun (GLS) berichtete, dass sie von dem Workshop begeistert gewesen sei. „Wir stehen dahinter“, so Braun. Das Konzept müsse man mit den Leistungsträgern voranbringen.

„Vortrag hat Augen geöffnet“

Ralf Nägele (FWV) war ebenfalls sehr angetan von der Präsentation: „Der Vortrag hat mir die Augen geöffnet“. Kommune und Leistungsträger müssten dazu Geld in die Hand nehmen, aber – das Geld fließe ja wieder zurück.

Helga Niehues (SPD) lobte die mitreißende Dynamik, mit der Simoneit seine Präsentation gezeigt habe, sie stimme ebenfalls zu.

Mit 22 Ja-Stimmen fiel das Votum einstimmig aus, was konkret heißt, dass die Verwaltung beauftragt wurde, ein Konzept für die Umsetzung, insbesondere die Organisationsform und Beteiligung der touristischen Leistungsträger, zu erarbeiten und dem Gemeinderat zum Beschluss vorzulegen.

 
 
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