Das Gerücht macht in Sachsenheim seit kurzem die Runde, dass die im Gewerbepark-Eichwald ansässige Firma Enersol schließt. Es ist mehr als ein Gerücht. Denn die Firma, die im Bereich Photovoltaik und Speichersystem aktiv ist, macht tatsächlich zum Jahresende dicht. Pikant daran ist, dass Enersol seit einigen Jahren zum Shell-Konzern gehört, der mit der Schließung sein Engagement im Bereich regenerative Energien zumindest zurückfährt.
Sachsenheim Shell zieht bei Photovoltaik-Firma den Stecker
Enersol, nach eigenen Angaben führender Anbieter ganzheitlicher Energieversorgungslösungen, macht dicht.
Seit 2019 im Eigentum von Shell
Enersol wurde vor rund 14 Jahren in Vaihingen gegründet. Schließlich wurde der Shell-Konzern auf das Unternehmen aufmerksam. Seit 2019 gehört Enersol zur international agierenden Sonnen-Gruppe, deren Eigner Shell ist. 2022 zog Enersol von Vaihingen in den Gewerbepark Eichwald, dort wurden 4400 Quadratmeter angemietet. 2022 erzielte Enersol mit rund 230 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 45 Millionen Euro. Enersol wirbt aktuell noch damit, führender Anbieter ganzheitlicher zukunftsorientierter und unabhängiger Energieversorgungslösungen in Süddeutschland zu sein. Damit ist demnächst vorbei: Ein Großteil der Mitarbeiter hat die Kündigung zum Ende August erhalten. Nach BZ-Informationen war das Unternehmen zu schnell gewachsen, hatte zu ambitionierte Ziele angestrebt und zu große Lagerbestände angehäuft. Verschärfend seien Qualitätsmängel, Corona und nicht zuletzt auch der Facharbeitermangel hinzu gekommen.
In Spitzenzeiten 330 Mitarbeiter
Shell bot die Firma Sonnen und damit auch Enersol bereits im Herbst 2023 zum Kauf an. Damals gab es bereits erste Entlassungen. Offensichtlich fand sich kein Käufer. Nach einer hohen Nachfrage seit Anfang 2022 sei der PV- und Speichermarkt in Deutschland seit Mitte 2023 nach Auskunft von Enersol deutlich zurückgegangen. Alleine im Speichermarkt betrage der Rückgang im ersten Quartal rund 30 Prozent. Die Nachfrage bewege sich auf einem niedrigen Niveau. Die inzwischen aufgebauten Strukturen seien zu groß, um in der aktuellen Phase profitabel zu sein, nennt Enersol mit als Grund für die Schließung. Zuletzt hatte Enersol außer dem Hauptstandort in Sachsenheim etwa zwölf Standorte in Bayern und Baden-Württemberg, an denen in Spitzenzeiten rund 330 Mitarbeiter beschäftigt waren. Enersol ist nicht insolvent, sondern wird geschlossen und stellt den operativen Betrieb zum 31. Oktober ein. Die Firma Sonnen wird Enersol-Kunden mit Blick auf etwaige Gewährleistungen weiter betreuen.
Am Standort Sachsenheim sind nach Auskunft von Enersol rund 120 Mitarbeiter von der Schließung betroffen. Auf dem Bewertungsportal Kununu kritisieren teils ehemalige Mitarbeiter unter anderem ein unprofessionelles Marketing und fehlende Kompetenzen bei Führungskräften. Durch Missmanagement sei es zu vielen Entlassungen gekommen, so ein früherer Mitarbeiter. Die Atmosphäre sei geprägt von Angst und Missgunst. Martin Hein