Silke Deuschel, die stellvertretende Teamleiterin Bürgerservice, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, erläuterte dem Gemeinderat die aktuelle Situation der Anschlussunterbringung in der Stadt Sachsenheim.
Sachsenheim Stadt rechnet mit mehr Flüchtlingen
110 Geflüchtete (Ukrainer nicht inbegriffen) muss die Stadt Sachsenheim 2023 in der Anschlussunterbringung aufnehmen. 2022 waren es 45. Der Gemeinderat hat deshalb eine für die Beratung und Integration wichtige Stelle verlängert. Mit dem Kreisdiakonieverband besteht eine Kooperationsvereinbarung seit 2016, um den Geflüchtete soziale Beratung zu bieten.
Aktuell leben 295 Personen im Rahmen der Anschlussunterbringung in städtischen Unterkünften. 122 Personen sind aus der Ukraine, 174 Personen aus anderen Herkunftsländern. Silke Deuschel wies darauf hin, dass darüber hinaus weitere geflüchtete Menschen, bereits in privaten Wohnverhältnissen in der Stadt leben. Die Sachsenheimer haben seit 2022 insgesamt 154 Menschen aus der Ukraine privat aufgenommen.
Seit Kriegsbeginn habe man insgesamt 270 Personen aus der Ukraine melderechtlich erfasst. Einher geht damit ein hoher Arbeitsaufwand, der seitens der Stadt bewältigt werden muss. Derzeit sind für Sachsenheim knapp vier Vollzeitstellen für die Integration dieser Menschen notwendig, so Deuschle.
Nur drei Vollzeitstellen besetzt
Wegen der äußerst schwierigen Arbeitsmarktsituation seien derzeit jedoch nur drei Vollzeitstellen tatsächlich besetzt. Dazu gehört die städtisch finanzierte 50-Prozent-Stelle von Judith Schulz. Zu ihren Tätigkeiten gehört ein schier unüberschaubares Aufgabenbündel. Unter anderem die Organisation von Hilfen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Dank der städtisch finanzierten Sozialarbeiterstelle habe man kompetent und gezielt reagieren können, als die ersten Geflüchteten aus der Ukraine nach Sachsenheim kamen. Die Arbeitsmarktintegration dieser Menschen gehört auch zu den Tätigkeitsfeldern ebenso wie die Suche nach Wohnraum. Was sich besonders schwierig gestalte, so Silke Deuschel.
Bei der Arbeitsmarktintegration werde bereits seit Januar 2019 über Projektgelder der evangelischen Kirchengemeinde Großsachsenheim eine Studentin zur Unterstützung finanziert. Silke Deuschel wies darauf hin, dass die Integration zugewanderter Menschen vor Ort stattfinde. Dies müsse oberstes Ziel sein und habe eine große Bedeutung für das Zusammenleben in der Stadt. Ausdrücklich lobte Deuschel die Arbeit der Integrationsmanager sowie der Sozialarbeiter des Landkreises und der Ehrenamtlichen des Arbeitskreises Asyl für die lange und erfolgreiche Arbeit.
Deuschel gab einen Ausblick auf 2023. Im laufenden Jahr müsse die Stadt Sachsenheim 110 Personen aus sonstigen Herkunftsländern in die Anschlussunterbringung übernehmen, gegenüber 45 Personen im Vorjahr. Hinzu komme noch eine monatliche Verpflichtung, geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufzunehmen.
Auch deshalb sehe die Stadt die Notwendigkeit, die städtisch finanzierte Sozialarbeiterstelle für mindestens ein weiteres Jahr zu finanzieren, weshalb man die Kooperationsvereinbarung mit dem Kreisdiakonieverband bis August 2024 verlängern solle.
Weiterführung alternativlos
Helga Niehues (SPD) bezeichnete die Weiterführung dieser Stelle als alternativlos und bat das Gremium um Zustimmung. Zugleich dankte Niehues der stellvertretenden Teamleiterin Silke Deuschel und Judith Schulz für ihre geleistete Arbeit, worauf die Anwesenden applaudierten.
Ralf Nägele (FWV) war ebenfalls voll des Lobes: „Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen und Ihrem Team, ich könnte das nicht.“ Mit Blick auf das Erdbeben in der Türkei und Syrien sieht Nägele neue Herausforderungen und betonte, dass er für eine Verlängerung der Vereinbarung sei.
Franziska Müller (GLS) stellte fest: „Diese Herausforderungen sind bei Ihnen in den besten Händen.“ Zugleich dankte Franziska Müller Silke Deuschel, Judith Schulz und dem Arbeitskreis Asyl für ihre Arbeit.
Lars Weydt (CDU) schloss sich dem Beitrag seiner Vorrednerin an und signalisierte volle Zustimmung. Das Gremium stimmte dem Beschlussvorschlag ausnahmslos und einstimmig zu.
Beratung seit 2016 mit eigener Stelle
Die Soziale Beratung und Betreuung im Bereich der Anschlussunterbringung obliegt nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz in erster Linie den Stadt- und Landkreisen.
Um eine möglichst umfassende Begleitung der Geflüchteten auf dem Weg in ein selbstständiges und eigenverantwortliches Leben zu gewährleisten, aber auch, um die Ressourcen der ehrenamtlich Engagierten des Arbeitskreises Asyl zu schonen, hat der Gemeinderat Sachsenheim schon 2016 der Schaffung einer Sozialarbeiterstelle zur Förderung der Integration geflüchteter Menschen in der Anschlussunterbringung mit einem Stellenumfang von 50 Prozent beschlossen.
Die Kooperationsvereinbarung mit dem Kreisdiakonieverband Ludwigsburg läuft seit dem 1. September 2016 und beinhaltet eine jährliche Verlängerungsmöglichkeit. Zuletzt wurde die Vereinbarung mit Beschluss vom 22. Februar 2022 bis zum Ablauf des 30. August 2023 verlängert.