Teure Gemeinschaftsschule in Sachsenheim Stadt sieht bei sich keine Schuld

Von Mathias Schmid
Die Lehrer und Schüler der Gemeinschaftsschule am Sonnenfeld warten ebenso wie die Verantwortlichen der Stadt immer auf die Fertigstellung von Bau B.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Der Umbau der Gemeinschaftsschule dauert deutlich länger und wird wesentlich teurer als ursprünglich geplant. Wie konnte es so weit kommen?

Mittlerweile liegt der Fall bei den Anwälten: Die Generalsanierung der Gemeinschaftsschule am Sonnenfeld ist auch über Sachsenheim hinaus zum Streitfall geworden. Die Stadt macht den Generalplaner verantwortlich und hat den Fall an einen Anwalt übergeben. Das beschuldigte Büro Hermann und Bosch aus Stuttgart will sich zum jetzigen Zeitpunkt auf BZ-Anfrage nicht äußern, greift aber ebenfalls auf seinen Rechtsbeistand zurück. Der wohl bevorstehende Rechtsstreit wird sich vermutlich lange ziehen. „Was die Umstände angeht, werden mögliche Regressansprüche anwaltlich geprüft. Eine abschließende juristische Stellungnahme ist jedoch erst mit Abschluss der Gesamtmaßnahme zu erwarten“, sagt Stadtsprecherin Nicole Raichle.

Ein Blick zurück: Im Juli 2015 lag die erste Vorentwurfsplanung für die Sanierung und Umgestaltung der Gemeinschaftsschule vor. Im September 2016 sollte es losgehen. Die Bauzeit wurde auf zwei bis drei Jahre veranschlagt. Also: Spätestens zum Schuljahr 2019/2020 hätte alles fertig sein sollen. Die angepeilten Kosten: 9,5 Millionen Euro, inklusive der Auslagerung von Klassen in die Container. Jetzt soll die Schule zum Schuljahresbeginn 2021/2022 endlich bezugsfertig sein. Aktueller Kostenstand: 15,5 Millionen Euro – Aus den Fördertöpfen Schulbauförderung und Ausgleichsstock werden rund 2 Millionen Euro übernommen.

Die Kosten, so betont die Stadt, seien vor allem durch die Verzögerung am Bau entstanden. Und verantwortlich dafür seien eben vor allem die Generalplaner, die das Projekt nicht straff genug führten und denen der Überblick über die Situation auf der Baustelle und die Kosten fehle. Zu diesem Ergebnis kommt auch das von der Stadt beauftragte Projektsteuerungsbüro ARP/Quadratus, das von Beginn an vor allem die Kosten und Termine überwachen soll. Deshalb prüft Sachsenheim Regressansprüche.

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? „Die Bauverzögerungen hatten verschiedene Ursachen. Bauunterbrechungen führen in der Folge zu weiteren Problemen, weil die Dinge nicht mehr reibungslos ineinandergreifen“, sagt Raichle, „bei einem solch komplexen Projekt ist dies umso folgenreicher.“ Im Gemeinderat musste Kostensteigerung um Kostensteigerung verkündet werden. „Die Kostenentwicklung ist auch der Bauzeit geschuldet. Preise, die 2017 angenommen wurden, sind heute nicht mehr erzielbar“, betont Raichle mit Blick auf die in den vergangenen Jahren explodierten Kosten in der Baubranche. „Man sollte sich bei allem Unmut über die Kostenentwicklung immer vor Augen halten, dass eine Generalsanierung für zwei Gebäude mit Aufstockung und Aufzugseinbau heute in ähnlicher Größenordnung liegen würde.“ Als Vergleich könne die Machbarkeitsstudie für die Sanierung und Erweiterung der Kirbachschule herangezogen werden. Hier lag die Kostenprognose Stand Herbst 2020 bei rund 17 Millionen Euro.

Kritisiert wurde vonseiten der Bevölkerung, aber auch von einzelnen Gemeinderäten, immer wieder auch die „Wir-können-jetzt-nicht-mehr-zurück-Haltung“, die im Gemeinderat herrschte und mit der jede weitere Kostensteigerung bewilligt wurde. Raichle verteidigt dies: „Es ist und war der einzig zielführende Weg, die Baumaßnahme trotz Verzögerungen und höherer Kosten sauber zu Ende zu bringen. Wir können und wollen nicht mittendrin aufhören, denn das Konzept ist gut und trägt auch für die Zukunft.“

Wechsel spielten keine Rolle

Vonseiten der Stadt gab es während der Bauphase viele personelle Veränderungen. Als Bürgermeister beerbte Holger Albrich 2019 Horst Fiedler. Die Stelle des Technischen Beigeordneten wurde durch einen Leiter Technik, Thomas Feiert, ersetzt. Im Hochbau folgte Michael Miorin-Bellermann als Leiter auf Jürgen Rind. Projektleiterin der Gemeinschaftsschule ist Nina Buchenroth vom Hochbau-Team. Die Stadt betont aber: „Das Projekt wurde kontinuierlich vom Team Hochbau mit Nachdruck betreut. Unsere Projektleitung hat hier weit mehr geleistet als unter einer Bauherrenvertretung oder Betreuung allgemein üblich zu verstehen ist. An Personalwechseln bei der Stadt lag es sicherlich nicht.“

Mit Generalplaner Hermann und Bosch hat die Stadt übrigens auch schon den Kindergarten Mobile in direkt neben dem Schulcampus in Großsachsenheim errichtet. „Die Zusammenarbeit mit dem Generalplaner waren beim Bau vom Mobile gut. Sonst hätten wir uns nicht für diesen Generalplaner entschieden“, sagt Raichle, sagt aber auch: „Damals war die Bürozusammensetzung allerdings eine andere als wir sie heute vorfinden.“

 
 
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