Sie gehören zu den heimlichen Bewohnern der Streuobstwiesen: Steinkäuze. Klein, unscheinbar, aber von großer Bedeutung für das Ökosystem. Doch ihr Bestand ist gefährdet – auch im Landkreis Ludwigsburg. Um die seltenen Eulen besser zu schützen, setzt ein Forschungsprojekt im Raum Sachsenheim, Oberriexingen und Vaihingen auf moderne Technik.
Sachsenheim Steinkäuze erhalten Rucksack-Sender
Ein Pilotprojekt der FOGE unter Herbert Keil dokumentiert das geheime Leben der Jungvögel. In Sachsenheim war die BZ bei der Besenderung von zwei Tieren dabei.
Bei dem Forschungsprojekt, das jetzt im zweiten Jahr läuft, stattet die FOGE-Eulenforschung (Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung einheimischer Eulen e.V.) junge Steinkäuze in der Region um Sachsenheim, Oberriexingen und Vaihingen mit GPS-Sendern aus. Ihr Ziel: die gefährliche Abwanderung der Jungvögel zu dokumentieren und daraus neue Schutzstrategien zu entwickeln.
Die Seele des Projekts ist Herbert Keil, Jahrgang 1946. Seit über 40 Jahren kämpft der Erste Vorsitzende der FOGE für die kleinen Eulen. „Eigentlich hatte ich mich nur für 15 Jahre verpflichtet“, erzählt Keil mit einem Schmunzeln. Aus dieser Verpflichtung wurde eine Lebensaufgabe. Nun leitet er eine Studie, die selbst in der Fachliteratur neue Seiten aufschlägt.
Steinkäuze werden besendert
An einem Sommerabend Anfang der Woche in Sachsenheim beginnt die heikle Mission – und die BZ ist dabei. Gemeinsam mit dem Team der FOGE werden zwei junge Steinkäuze besendert. Die Vögel werden behutsam ihren Bruthöhlen entnommen, vermessen, gewogen und erhalten dann ihre besondere Fracht: einen nur fünf bis sechs Gramm leichten GPS-Tracker. Kostenpunkt für einen einzigen Sender: 1300 Euro. Eine Investition, die sich lohnt, wie Keil erklärt: „Der kleine Sender ist wie ein Rucksack. Er stört den Vogel nicht, liefert aber überlebenswichtige Daten.“
Die ersten Ergebnisse der neun im letzten Jahr besenderten Vögel sind faszinierend und tragisch zugleich. Die hohe Jugendsterblichkeit durch Fressfeinde wie den Marder, aber auch durch Unfälle, wurde bestätigt. Eines der besenderten Männchen wurde Opfer einer Kollision mit einem ICE. Sein Sender konnte jedoch geborgen werden und lieferte viele Datenpunkte aus seinem kurzen Leben. Doch es gibt auch bahnbrechende und hoffnungsvolle Erkenntnisse. Überraschenderweise mieden die Käuze nicht, wie lange angenommen, den Wald. Die Daten zeigen, dass die Vögel auch Nadelwaldgebiete durchqueren und sich sogar für längere Zeit in einem dichten Fichtenbestand aufhielten. „Diese Erkenntnisse zur Flugökologie von Steinkäuzen existierten bisher nicht“, heißt es im Sachbericht der FOGE.
Erfolgreich ein Revier gesucht
Einer der Käuze aus 2024 hat sich bereits ein neues Revier mit Nisthöhlen gesucht – ein großer Erfolg. Die Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie unterstreicht die wissenschaftliche Bedeutung.
Allerdings blickt Herbert Keil mit Sorge auf die diesjährige Brutsaison. „Dieses Jahr sieht es mau aus, weil es keine Mäuse gibt.“ Gibt es in guten Jahren bis zu sieben Junge pro Brut, waren es 2025 maximal vier. Solche Schwankungen zeigen, wie fragil das Ökosystem ist.
Die Besenderung in diesem Sommer, finanziert durch die Baden-Württemberg-Stiftung und Spenden, läuft auf Hochtouren. Das Ziel ist klar: Die gewonnenen Bewegungsprofile sollen den Naturschutzbehörden helfen, den Schutz der Steinkäuze zu verbessern und den Lebensraum der kleinen Eulen besser zu vernetzen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den Herbert Keil und sein Team mit Hightech und Herzblut aufgenommen haben, damit der Ruf des Steinkauzes auch in Zukunft in den Nächten des Landkreises zu hören sein wird.