Vor nunmehr 35 Jahren reisten Isolde und Hugo Ulmer aus Spielberg erstmals nach Valréas in Südfrankreich, um sich die Stadt anzusehen, deren Vertreter damals Interesse an einem intensiveren Kontakt mit Sachsenheim gezeigt hatten. Inzwischen ist Valréas für das Ehepaar Ulmer fast zu einer zweiten Heimat geworden, die sie manchmal sogar mehrmals im Jahr besuchen.
Sachsenheim Viel voneinander gelernt
Die Familien Jacquier und Ulmer pflegen seit mehr als 30 Jahren eine enge Freundschaft – über die Distanz zwischen Valréas und Sachsenheim hinweg.
Vor allem die Familie Jacquier ist den Ulmers mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Im Stadthaus der Franzosen, mitten im Zentrum von Valréas, hatten die Ulmers bei ihrem ersten offiziellen Besuch übernachtet. „Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit von Serge und Colette Jacquier hat uns sofort begeistert. Die Chemie hat von Anfang an zwischen uns gestimmt“, macht Hugo Ulmer deutlich, der damals in seiner Funktion als Ortschaftsrat von Spielberg und später auch als Gemeinderat von Sachsenheim nach Valréas gereist war.
Austausch trotz Sprachbarrieren
Colette Jacquier wiederum saß ebenfalls im Gemeinderat von Valréas und engagierte sich auch im dortigen Partnerschaftskomitee. An Gesprächsthemen mangelte es den beiden Ehepaaren daher von Anfang an nicht – auch wenn Isolde Ulmer die französische Sprache kaum beherrscht. „Dennoch hat die Verständigung in den zurückliegenden Jahren immer gut funktioniert“, erklärt die Spielbergerin. „Entweder unterstützt mich mein Mann oder unser Sohn Tobias als Übersetzungshelfer – oder ich nutze die vielen Übersetzungsprogramme, die es inzwischen gibt“, fügt sie hinzu.
Die Familie Jacquier hat eine Tochter und drei Söhne. Auch zwischen dieser nächsten Generation und der Familie von Tobias Ulmer, dem Sohn des Spielberger Ehepaars, haben sich inzwischen freundschaftliche Bande entwickelt – die in Zukunft sogar auf die kommende Enkelgeneration übergehen könnten. In diesem Sommer, wenn Elise – eine Enkelin der Familie Jacquier – heiratet, wird natürlich auch die gesamte Familie Ulmer dieses Ereignis gebührend mitfeiern. „Wir treffen uns oft mehrmals im Jahr und besuchen uns gegenseitig zu Geburtstagen und Familienfesten“, betont das Ehepaar Ulmer. Außerdem erzählen sie: „Dabei haben wir inzwischen auch den Freundeskreis von Colette und Serge kennen und schätzen gelernt sowie sie unseren.“
Die beiden Familien haben über alle Grenzen hinweg viel voneinander gelernt. „Das bekannte ‚Laissez faire‘ war für mich am Anfang vielleicht gewöhnungsbedürftig, denn ich bereite Besuche oder Familienfeiern gerne lange und ausführlich vor, während Colette mit ihrer Familie oft sehr spontan ist“, berichtet Isolde Ulmer. Im Rückblick stellt sie fest: „Aber inzwischen habe ich begriffen, dass es für herzliche und schöne Zusammenkünfte keine detaillierte Vorbereitung braucht.“ Auch die ausgedehnten französischen Mahlzeiten mit ihren vielen Gängen und unterschiedlichen Weinen haben die Ulmers in all den Jahren sehr genossen und lieb gewonnen. „Wir waren früher eher Liebhaber der leichten Weißweine, aber inzwischen sind wir auch den französischen Rotweinen nicht abgeneigt“, schmunzelt Hugo Ulmer.
Selbstverständlich haben die beiden Familien oft gemeinsam gekocht – zum Beispiel die legendäre „Soupe au Pistou“, eine französische Gemüsesuppe, die sie zum Lavendelcorso in Valréas zubereitet haben.
Gemeinschaft auch in Trauer
Doch die Ulmers und die Jacquiers haben nicht nur schöne Momente miteinander geteilt, sondern sich auch in schweren Zeiten gegenseitig beigestanden – etwa während der Pandemie, als Serge Jacquier plötzlich verstarb. Da konnten die Ulmers ihrer Freundin Colette ihr Mitgefühl nur telefonisch oder per Brief übermitteln.
„Die gegenseitige Freundschaft hat unser Leben enorm bereichert“, wünschen sich Isolde und Hugo Ulmer. Ihre Worte zeigen, wie tief die Verbindung gewachsen ist: „Wir erleben die Völkerverständigung im Kleinen und sind froh über diesen Austausch, der hoffentlich auch in den künftigen Generationen fortbestehen wird.“