Bei den Sitzungen des Gemeinderats können durchaus mal die Fetzen fliegen zwischen Stadtverwaltung und den gewählten Vertretern der Bürgerschaft. Bei der jüngsten Sitzung des Gremiums am Donnerstag herrschte aber große Eintracht zwischen allen Parteien. Kein Wunder. Ganz oben auf der Tagesordnung stand ein Thema, das viele Gemüter bewegt: die Zukunft der Kirbachschule.
Sachsenheim Votum für den Schulstandort
Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung erneut hinter die Kirbachschule gestellt. Die weiterführende Sekundarstufe soll erhalten bleiben und zweizügig werden.
Diese soll in den kommenden Jahren saniert und zur Ganztagsschule ausgebaut und umgestaltet werden. 25 Millionen Euro soll das Projekt kosten; es wäre damit das teuerste Bauvorhaben in der Stadtgeschichte, wie die Verwaltung immer wieder betonte.
Land torpediert Schulpläne
Erst Ende März war der Architektenwettbewerb beendet worden und der Entwurf, den das Stuttgarter Architekturbüro Tusker-Ströhle zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Möhrle + Partner erstellt hatte, zum Sieger gekürt worden. Am 4. Juni hätte der Gemeinderat dann über die Vergabe der Vorplanung an die Planungsgemeinschaft beschließen sollen.
Im Mai platzte dann die Bombe. Die Landesregierung will die Werkrealschulabschlüsse abschaffen. Unmittelbar davon betroffen: die Kirbachschule, die neben der zweizügigen Grundschule auch eine ein- bis anderthalbzügige Werkrealschule (Sekundarstufe) anbietet. Seitdem läuft die Diskussion, wie das schulische Angebot der Kirbachschule in Zukunft aussehen könnte. Die Stadt erklärte bereits im Juni, dass sie zwei Varianten für möglich hält: die Einrichtung einer eigenständigen zweizügigen Realschule im Verbund mit der Grundschule an der Kirbachschule oder die Einrichtung von zwei Realschulzügen im Verbund mit der Einwald-Realschule. In dieser Variante bliebe die Grundschule an der Kirbachschule als eigenständige Schule bestehen. Ein Verbund mit der Gemeinschaftsschule wird nicht favorisiert.
Über die Fortführung der Sekundarstufe am Standort Hohenhaslach besteht trotz der Veränderung des Schulsystems auch mit dem zuständigen Schulamt Ludwigsburg generelle Einigkeit, wie Schulleiter Rainer Graef im Gemeinderat ausführte.
Besonderes Schulprofil
Das liege zum einen am Raummangel an anderen Sachsenheimer Schulstandorten. An der Eichwald-Realschule und der Gemeinschaftsschule seinen die bestehenden Sekundarstufen bereits ausgelastet. Eine zweizügige Realschule in Hohenhaslach würde diese entlasten, so Graef.
Zum anderen gelte es, dass besondere Profil der Kirbachschule mit ihrem engen sozialen Zusammenhalt über Klassenstufen und Schultypen hinweg zu erhalten. „Was nachher für ein Name am Schulgebäude steht, ist mir egal“, sagte Rainer Graef im Gespräch mit der BZ. Die Kirbachschule strahle weit über Hohenhaslach hinaus: „Ihre Attraktivität nimmt eher zu als ab.“ Für das kommende Schuljahr gebe es bereits 35 bis 40 Anfragen von Eltern.
Im Herbst stünden zudem die nächsten Infoveranstaltungen über weiterführende Schulen an. „Für die Eltern muss dann klar sein, welche Bildungsmöglichkeiten es für ihre Kinder in Hohenhaslach gibt“, sagte Graef. Auch wenn die Zeit daher dränge, rechne er fest damit, dass die Entscheidung des Kultusministeriums vorher gefallen sei.
Enger Zeitrahmen
Den engen Zeitrahmen kritisierte auf der Gemeinderatssitzung auch Inga Mollerus, Fachbereichsleiterin Verwaltung und Teamleitung Zentraler Service der Stadt Sachsenheim: „Bislang gibt es nicht einmal ein Schulgesetz.“ Es sei nicht mehr lang hin bis zum Sommer.Dem Antrag der Stadt, sich für eine zweizügige Sekundarstufe in Hohenhaslach einzusetzen, stimmten denn auch alle Ratsmitglieder einhellig zu. Zudem beauftragten sie die Stadt damit, mit dem Regierungspräsidium Stuttgart und den Umlandgemeinden über die Finanzierung der Sekundarstufe in Verhandlung zu treten. Auch die dafür erforderlichen Bauplanungen soll die Stadt vorantreiben.
Ebenfalls in der Klärung ist die Vertragsgestaltung mit den Architekten für den Umbau der Schule. Die Stadt ist deswegen nach eigenen Angaben mit einer Fachberatung in Kontakt. Zudem gebe es Sondierungsgespräche. Die Situation an der Kirbachschule sei aber einzigartig in Baden-Württemberg.