Sachsenheim Was macht die Maultasche so perfekt?

Von Petra Neset-Ruppert
Seine Automaten bestück der Maultaschenkönig aus Sachsenheim, Olli Häcker, regelmäßig mit den selbst gemachten schwäbischen Teigtaschen. Foto: /Oliver Bürkle

Der Maultaschenkönig Olli Häcker aus Sachsenheim weiß worauf es bei dem schwäbischen Traditionsgericht ankommt und erzählt von seiner Geschichte.

Die Maultasche ist so viel mehr, als nur ein mit Fleisch gefülltes Täschle. Dahinter stecken Tradition, Geschichten und unzählige Familienrezepte. Wo soll man da nur anfangen? Am besten man unterhält sich mit einer royalen Maultaschenkoryphäe, dem Maultaschenkönig aus Sachsenheim, Olli Häcker. Der Metzgermeister hat der BZ Tipps zur Maultaschenherstellung verraten und erzählt was er an der Maultasche so liebt.

„Maultaschen gehen einfach immer“, lautet Häckers Antwort, weshalb sich bei ihm alles um das mit Fleisch gefüllte Täschle dreht. Seine Großeltern stellten diese in ihrer Metzgerei selbst her und angelehnt an dieses Rezept macht er heute selbst Maultaschen. Die bei ihm jede Woche auf dem Teller landen. „Man muss ja auch probieren was man produziert“, sagt Häcker und lacht.

Als er 2015 bei einem Wettbewerb in Stuttgart teilnahm, wurde er zum Maultaschenkönig gekrönt und hat seither für seine Maultaschen verschiedene Preise gewonnen. Doch was macht eine richtig gute Maultasche denn aus? Natürlich der Inhalt: „Muskelfleisch muss drin sein, laut Leitsätzen“, erklärt der Metzgermeister. Er verwendet regionale Zutaten und hat auch gleich einen Tipp fürs Selbermachen: „Den Teig muss man nicht selber machen. Es gibt hier viele gute Anbieter bei denen man den Teig kaufen kann.“

Mit Spekulatius oder Oliven

Und beim Inhalt? „Wer kein Brät verwenden möchte, kann auch Brötchen, Eier und Zwiebeln nehmen“, erklärt Häcker. Auch Erbsenstärke kann er als Bindemittel empfehlen. „Das verhält sich fast wie Eiweiß.“ Denn bei der Füllung ist der Sachsenheimer schon öfters kreativ geworden. Sein erstes Experiment war eine griechische Maultasche mit Oliven, Schafskäse und Peperoni in der Füllung. Aber auch Weihnachtsmaultaschen mit Spekulatius, italienische Maultaschen oder Maultaschen mit Snickers hat er bereits ausprobiert. Bei der Füllung probiere er gerne immer mal wieder etwas neues aus, doch für seine Kunden gibt es natürlich immer auch die klassische Variante, die man an seinen Automaten in der Hauptstraße 26 in Großsachsenheim rund um die Uhr bekommt. Viele Tipps zum Selbermachen kann man sich auch bei seinen Maultaschenseminaren vor Ort in Sachsenheim holen.

Einem breiteren Publikum wurde Häcker mit einem Kartoffelsalatvideo auf Instagram bekannt, als er eigentlich nur den Krämermarkt ankündigen wollte und mit seiner Analyse zum echten schwäbischen Kartoffelsalat ins Schwarze traf. Seither informiert er seine fast 17.000 Follower über Maultaschen und andere schwäbische Leckereien.

Denn Maultaschen muss es nicht immer nur in der Brühe und mit Kartoffelsalat geben, die schwäbische Teigtasche kann so viel mehr.

/Oliver Bürkle

Häcker kann das Maultäschle zum Beispiel auch als dünn geschnittene, knusprig gebratene Version auf Feldsalat, als Burger im Laugenweckle oder auch als Nachtisch mit einer Fleisch-Rosinen-Cranberry Füllung mit Vanillesoße empfehlen. Der Kreativität sind bei der Maultasche keine Grenzen gesetzt. Häcker probiert gerne aus und empfiehlt auch Maultaschenauflauf oder Ricotta-Spinat-Täschle mit Tomatensoße und Mozzarella.

Maultaschen der Großeltern

Und wie schmeckt ihm die Maultasche am besten? Natürlich frisch aus dem Kessel. „Es gibt nichts besseres“, schwärmt der Maultaschenkönig. Dass er als kleiner Junge erst einmal die Maultaschen der eigenen Großeltern verschmähte und lieber die industrielle Version eines Großproduzenten aß, darüber muss er heute schmunzeln. „Ich war extrem schleckig und die Maultaschen meiner Großeltern waren mir damals zu bissig“, erinnert sich Häcker. Doch dieses dunkle Kapitel gehörte schnell der Vergangenheit an, denn die handgemachten Kunstwerke der Großeltern lernte er schnell zu schätzen und lieben.

Auch die Geschichte zur Entstehung begeistert den Metzgermeister: Ein Laienmönch namens Jakob, der im Wald ein Stück Fleisch fand und nach einem Weg suchte, dieses Fleisch versteckt in der Fastenzeit zu essen. Dank einem benachbarten Bäcker kam er auf die Idee das Fleisch in einem Teig zu verstecken und schon war die Maultasche geboren. „Da steckt so viel Tradition und Geschichte dahinter. Das macht die Maultasche so besonders“, schwärmt Häcker und scherzt: „Wenn du hundert Hausfrauen nach ihrem Maultaschenrezept fragst, bekommst du 150 Rezepte, denn jeder hat noch ein Rezept vererbt bekommen, dass dann abgewandelt wurde.“

Und so spielt Häcker mit verschiedenen Saisonalen Füllungen und bietet zum Beispiel dann auch zeitweise Spargel-, Bärlauch- und im Herbst Schlachtplattenmaultaschen an. Die Ideen gehen ihm nicht aus. Vielleicht könnte man auch eine Maultaschentradition etablieren mit großen gemeinsamen Maultaschen-Essen am Gründonnerstag. Lecker wäre es auf jeden Fall.

 
 
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