Sachsenheim Wehmütiger Abschied nach 22 Jahren

Von Michaela Glemser
Trainerin Martina Bello (Fünfte von rechts) wechselt zum Reitverein nach Bietigheim-Bissingen Foto: /Martin Kalb

Die Voltigier-Abteilung des Reit- und Fahrvereins Kirbachtal Sachsenheim löst sich mit dem Weggang von Trainerin Martina Bello auf. 

Sie hatten Tränen in den Augen, während sie sich an die gemeinsamen Erlebnisse in den vergangenen Jahren erinnerten. Noch einmal versammelten sich die 20 Mitglieder der Voltigierabteilung des Reit- und Fahrvereins Sachsenheim-Kirbachtal um die Stute Afrika zu einem Abschiedsfoto, denn diese sportliche Erfolgsgeschichte gehört jetzt der Vergangenheit an.

Wechsel nach Bietigheim

Seit dem Jahr 2002 hat Trainerin Martina Bello die Kinder und Jugendliche auf „Schülke’s Hof“ am Bromberg trainiert. Wegen vereinsinterner Unstimmigkeiten wechselt die 55-Jährige jetzt zum Reitverein nach Bietigheim-Bissingen.

„Mit viel Engagement, Geduld, Mitgefühl und Wissen hat Martina Bello nicht nur drei Voltigierpferde ausgebildet, sondern auch mit uns trainiert, Fortbildungen besucht und unsere Stärken gefördert“, lobte Jugendwartin Nathalie Rusbült. Pferdefreundin Bello, die selbst seit ihrem 13. Lebensjahr reitet, kam über ihre Tochter Belinda, die heute bei den Voltigierern in Bietigheim-Bissingen aktiv ist, zu diesem Sport und fand sofort Gefallen daran.

In den Anfangsjahren ab 2002 unterstützte Bello noch die damalige Haupttrainerin Andrea Klingler, bevor sie alleinverantwortlich für die Voltigierabteilung zuständig war. Sie hat Übungsleiter-, Sportassistenz- und Trainerscheine gemacht und sich gemeinsam mit ihren Schützlingen kontinuierlich weiterentwickelt. „Jedes Kind und jeder Jugendliche hat seine ganz eigenen Stärken und Schwächen beim Voltigieren. Diese gilt es zu erkennen und zu einem großen Ganzen zusammenzufügen“, erläutert Bello.

Dieses große Ganze war die jährliche Kür, für die sich Bello immer unterschiedliche Übungen und Figuren auf dem Pferd ausdachte und mit ihrer Voltigierabteilung mit Mitgliedern im Alter von sechs bis 19 Jahren einstudierte.

Grundlagentraining im Winter

Die turnierlosen Wintermonate wurden meist zum Grundlagentraining und zum Ausarbeiten der neuen Kür genutzt, denn dazu hat Bello gemeinsam mit ihrer Tochter Belinda auch die passende Musik herausgesucht und entsprechend geschnitten. „Dies war nicht immer einfach, denn nicht jedes Musikstück hat dem Pferd auch gefallen. Manche Töne haben es nervös gemacht, und wir mussten wieder von vorne anfangen“, erinnerte sich Bello.

Als im Jahr 2012 Sabine und Patrick Schülke den Hof am Bromberg übernahmen, stellten sie der Voltigierabteilung die Stute Afrika zur Verfügung, die Bello fortan in liebevoller und geduldiger Arbeit zu einem Turnierpferd ausbildete, mit dem das Voltigierteam aus dem Kirbachtal auf bis zu zehn Turnieren in der Region pro Saison vertreten war. „Ein schöner Erfolg war 2023 der Gewinn der Bronzemedaille bei den Landesmeisterschaften in Zaisenhausen. Auch an der Voltigier-Fachschule in Neubulach konnten wir regelmäßig mit Afrika über mehrere Tage trainieren“, erzählte Bello, die ohne die Unterstützung der Schülkes mit Pferdehänger und Fahrgelegenheiten diese Chancen nicht hätte nutzen können.

Pferd zu alt für den Turniersport

Doch mit ihren inzwischen 19 Jahren ist Afrika zu alt für den Turniersport, und so fiel schweren Herzens der Entschluss, die Voltigierabteilung aufzulösen. „Ich werde dem ‚Schülke’s Hof’ und natürlich auch dem Pferd Afrika weiterhin verbunden bleiben und mich regelmäßig um sie kümmern. Einige Voltigierkinder nehme ich auch nach Bietigheim-Bissingen mit, sodass es eine Fortsetzung an neuer Wirkungsstätte geben wird“, sagte Bello wehmütig.

Ganz aufhören kann die engagierte Trainerin nicht, denn dafür hängt ihr Herz zu sehr am Voltigiersport. „Voltigieren vereint Elemente aus dem Turnen, dem Tanz, hat mit Ausdruck, Kraft und Koordination zu tun. Dies alles macht diesen Sport so einzigartig. Zudem gibt es dabei einen lebenden Sportpartner auf vier Beinen, der immer mit berücksichtigt werden muss“, schwärmt Bello. Es sei ihr immer gelungen, ein Team aus dem Pferd und den Kindern sowie Jugendlichen zu formen.

Dieses harmonische Miteinander wird den Voltigiermitgliedern, aber auch Trainerin Bello künftig fehlen. „Aber wir alle haben jede Menge Erinnerungen geschaffen, die uns allen unvergesslich bleiben werden“, betonte Jugendwartin Rusbült und überreichte Bello ein Fotoalbum mit Bildern aus den vergangenen 22 Jahren.

 
 
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