Sachsenheim Weihnachtsgeschichte anders erzählt

Von Michaela Glemser
Die aus Ton gefertigten Figuren tragen Kleider aus Stoff. Neben den klassischen Krippenfiguren werden oft traditionelle Berufe in landestypischen Trachten der Provence dargestellt. Foto: /Oliver Bürkle

Im Pflegeheim „Sonnenfeld“ in Großsachsenheim steht eine Krippe mit französischen Santons-Krippefiguren aus der Partnerstadt Valréas.

Immer wieder bleiben die Bewohner vor der Krippenszenerie stehen und bewundern die kleinen Figuren mit ihren kunstvollen Kleidern.

Auf den ersten Blick mag die großzügig angelegte Weihnachtskrippe, die im Pflegeheim „Sonnenfeld“ aufgebaut ist, etwas ungewöhnlich aussehen, denn zahlreiche Figuren wie eine Marktfrau, ein Schreiner, ein Priester oder gar der Bürgermeister sind in den uns bekannten traditionellen Weihnachtskrippen kaum zu finden.

Santons: Krippenfiguren aus Ton

In Sachsenheims Partnerstadt Valréas in der Provence allerdings sind diese „Santons“, wie die typischen Krippenfiguren aus Ton mit Kleidern aus kunterbunten Stoffen genannt werden, keine Seltenheit. „Im Gegenteil, die Krippe gehört für die Provencalen zur Weihnachtszeit dazu und befindet sich mitten im provencalischen Leben. Das habe ich über meine Brieffreundin France Vanel ganz schnell mitbekommen“, erklärt Christiane Hähnle, deren Brieffreundschaft der Ursprung der Sachsenheimer Städtepartnerschaft war.

Die Französin Vanel hat Hähnle auch ihre erste Santonfigur, einen Tamburinspieler, geschenkt. Er steht an der Spitze der Volkstanzgruppe in der Krippenszene der Provence. „Inzwischen gehören weit über 100 Krippenfiguren in unterschiedlichen Größen zu meiner Sammlung“, erläutert Hähnle, die einen Teil davon in diesem Jahr im Pflegeheim „Sonnenfeld“ zeigt.

Weihnachtsfest in der Provence

Dazu hält sie auch einen Vortrag über die Bedeutung des Weihnachtsfestes in der Provence am Dienstag, 12. Dezember ab 14.30 Uhr im Pflegeheim „Sonnenfeld“. Die Geschichte der „Santons“ geht bis in die Zeit der Französischen Revolution zurück. Als damals der Besuch religiöser Veranstaltungen und der Kirchen verboten wurde, konnten die Menschen in der Provence die geliebte Weihnachtskrippe im Gotteshaus nicht mehr besichtigen. Daher begannen sie Krippen für das eigene Zuhause zu bauen. Doch im Laufe der Jahre beschränkten sich die Menschen in der Provence nicht nur auf die traditionellen Krippenfiguren, sondern sie wollten ihr gesamtes Dorfleben in der Krippenszenerie abbilden.

Selbst die Weihnachtsgeschichte wurde in die Provence verlegt und in der bekannten „Pastorale provencale“ von Antonie Maurel mit Geschichten und Anekdoten aus dem Dorfleben bereichert. Im Jahr 2019, aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Sachsenheim und Valréas, wurde diese typische Weihnachtsgeschichte aus der Provence, in der die Krippenfiguren zum Leben erweckt werden, auch in der Stadtkirche in Großsachsenheim aufgeführt.

Das Herstellen der Santons hat sich in Frankreich zu einer eigenen Handwerkskunst entwickelt, bei der jeder Santonnier seine eigenen Figuren für seine Gegend typisch ausführt. Teilweise tragen die Santons Kleider aus Stoff, andere sind bunt bemalt.

Berufsgruppen in Krippe dargestellt

Neben den klassischen Krippenfiguren werden vor allem die traditionellen Berufe in der Provence wie Winzer, Fischer oder Marktfrauen abgebildet, die häufig landestypische Trachten tragen. „Für mich beginnt mit dem Aufstellen der Krippe die Weihnachtszeit erst richtig. Ich finde es so schön, dass die Weihnachtsgeschichte in der provencalischen Krippe mitten ins Leben versetzt wird“, betont Hähnle. Inzwischen können auch berühmte Persönlichkeiten aus unserer Zeit als Santons in die Weihnachtskrippe eingebaut werden, wie beispielsweise der französische Spitzenkoch Paul Bocuse oder sogar französische Fußballstars.  

 
 
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