Sachsenheim Zwischen den Zeilen ins Herz treffen

Von Markus Wirth
Der erste Teil der Trilogie: Solveig Küsperts Erstlingswerk „The Gravity in Time“ ist ab kommender Woche erhältlich. Foto: /Martin Kalb

Die 32-jährige Solveig Küspert hat mit „The Gravity in Time“ ihren Erstlingsroman geschrieben – ein Gespräch über Literatur.

Solveig Küspert schaut aus dem Wintergarten auf das regennasse Laub der Bäume und schüttelt schließlich den Kopf: „Nein, Literatur soll nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern den Leser an die Hand nehmen. Ein Roman beispielsweise soll mehr sein als ein bloßes Wortgerüst.“

Die 32-Jährige aus Kleinsachsenheim, die mittlerweile in Freiburg lebt, wohin es sie des Studiums und der Liebe wegen hingeführt hat, veröffentlichte kürzlich mit „The Gravity in Time“ ihren ersten Roman. Sie hat, als Schülerin des ersten „G8“-Jahrgang damals, am Lichtenstern-Gymnasium ihr Abitur gebaut, hat ein Jahr lang im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs in Bolivien gearbeitet, ist Mutter dreier Kinder und hat auch sonst eine sehr interessante Vita. Nun also der Erstlingsroman. Welcher Impetus lag diesem zugrunde? Schließlich steht man ja morgens nicht auf und sagt sich, salopp formuliert, unter der Dusche: „Heute schreibe ich meinen ersten Roman“.

Ein Plot, den es schon lange gibt

„Oh je, das liegt schon lange zurück“, lacht sie, mit 13 Jahren bereits hatte sie einen Plot, einen Handlungsstrang, im Kopf, der sich im Lauf der Jahre immer weiterentwickelt habe und nun in dem mündete, was als Roman vorliegt und ab der kommenden Woche in den Buchhandlungen bestellt werden kann. Schon immer faszinierte sie an guten, an wirklich guten Büchern vor allem im belletristischen Bereich, dass die eigentliche Kraft von Geschichten oftmals nicht im vordergründig Gesagten lag, „sondern darin, dass sie einen zwischen den Zeilen ins Herz trifft. Gute Literatur sendet eine Botschaft durch das aus, was nicht gesagt wird, aber mitschwingt, und dem Leser unter die Haut geht.“ Es gebe nämlich wohl niemanden, der – beispielsweise - „Aufstand der Tiere“ von George Orwell lese und es danach für eine nette Geschichte über Bauernhoftiere in Erinnerung behalte: „Die scharfzüngige Gesellschaftskritik schwingt wie eine Melodie unter der Oberfläche mit. Sehen Sie, Werke wie ,22 Bahnen’ von Caroline Wahl sind nicht grundlos wochenlang in den Bestsellerlisten, sondern es ist die brutale Erzählkraft der Ereignisse, die doch eine fragile Zartheit in den Zwischentönen vorweist, die Leser begeistert“, sagt Solveig Küspert. Und gerade hier habe sie mit ihrem Erstling anknüpfen wollen: „Als ich ,The Gravity in Time’, schrieb, war es mein Wunsch, diese Sprengkraft der Worte zwischen den Zeilen zu nutzen, um dieses Verlangen, diesen Wunsch im Leser zu wecken: Wann kommt endlich der eine, der dem Land den Frieden bringt?“

Warten auf den Frieden

In einer Welt, sagt Küspert, die verdorre, weil zu viel Blut vergossen werde, wachse die Hoffnung und der Wunsch, dass eines Tages jemand erscheinen werde, der sowohl treu als auch gerecht ist – beispielsweise ein Anführer, dem Kinder uneingeschränkt ihr Vertrauen schenken und den die Mächtigen und Herrscher fürchten.

Küspert: „Was mich an fiktiven Welten begeistert, ist, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit wie aktuell Kriege, Flüchtlingsströme, Leiderfahrungen und Egoismus, Transhumanismus und die Frage nach der Würde des Menschen wiederfinden“ - und der Leser werde gleichzeitig vor die Frage gestellt, worauf ein beständiger Frieden gründen und welche Rolle er selbst dabei spielen könne. „Wenn die Menschen ,The Gravity in Time’ lesen, sollen sie eine Gänsehaut bekommen, sollen gleichzeitig aber auch lachen dürfen und Freude am Lesen und an den Interaktionen zwischen den Charakteren haben.“

Im Fantasy-Genre angesiedelt handelt ihr Roman, ganz kurz umrissen, um den Protagonisten „Iyleil“, der nicht ahnt oder ahnen kann, dass er ein Krieger aus längst vergangenen Zeiten ist. Er kommt in ein Bergdorf, welches zerstört wird, und als viele der Bewohner sterben, muss er sich entscheiden, welche Rolle er künftig annehmen soll. Es beginnt eine Reise, auch zu sich selbst, im Verlauf derer er sich beweisen und anderen genügen, ihnen als Navigator, Anführer und Retter dienen muss und eine längst vergessene alte Ordnung wiederherstellen soll. Ob es ihm gelingt?

Solveig Küspert zuckt mit den Schultern, „das verrate ich nicht, das sollen meine Leser herausfinden, und ich wünsche mir, dass sie Freude an diesem Buch haben werden.“

Für sie gibt es, neben vielen Aufgaben im Beruf und in ihrer Familie, auch sonst noch allerhand zu tun – die Fortsetzung von „The Gravity in Time“ beispielsweise. Diese ist schon in Arbeit, danach kommt der letzte Teil der geplanten Trilogie...

 
 
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