Sachsenheim Weniger Auflagen, mehr Transparenz

Von Michaela Glemser
Vor dem Kreis-Bauerntag am Freitag trafen sich die Mitglieder des Verbands auf dem Hof von Martin (links) und Jochen Weiberle (Dritter von links) mit dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Stefan Kerner (Vierter von rechts) in Hohenhaslach. Foto: /Oliver Bürkle

Im Vorfeld des Bauerntages formulieren Vertreter des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg bei einem Termin in Hohenhaslach klare Wünsche an die Politik.

Stolze 500 Jahre ist der landwirtschaftliche Betrieb im Herzen von Hohenhaslach inzwischen alt und wird in fünfter sowie sechster Generation geführt. Der Hof von Jochen und Martin Weiberle ist heute genau wie in früheren Zeiten ein sogenannter „Mischbetrieb“ mit Viehhaltung, Acker- und Weinbau, der sich aber immer wieder neu aufstellt und versucht, für alle Krisenlagen eine passende Lösung zu finden. „Wir gehen zuversichtlich in die Moderne. Seit 1990 haben wir einen eigenen Hofladen, in dem wir unsere Produkte und Waren von umliegenden Direktvermarktern verkaufen“, sagt Martin Weiberle.

Zudem stellen die beiden Hohenhaslacher Landwirte ihre Milchviehhaltung gerade auf die sogenannte „A2-Milch“ um, die als reine, natürliche Vollmilch mit ihren Eiweißanteilen besser verträglich und verdaulich sein soll. „Dafür müssen die Kühe eine ganz bestimmte DNA haben. Daher dauert ein solcher Umstellungsprozess auch mindestens zehn Jahre“, sagt Jochen Weiberle.

Ist die Umstellung geglückt, kann er die besser verdauliche „A2-Milch“ auch in seinem Hofladen vermarkten. „Gerade um diese Nischen, die landwirtschaftliche Betriebe für sich finden müssen, geht es. Darin liegt die Zukunft“, so Martin Weiberle.

Der Vorstand des Verbands kam zu einem Vorabgespräch für den Bauerntag am kommenden Freitag in Ilsfeld auf den Hof der Weiberles in Hohenhaslach. „Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in unserem Verbandsgebiet geht zurück. Dafür werden andere Betriebe größer“, erklärt der Bauernverbands-Vorsitzende Stefan Kerner aus Erlenbach.

Er verweist darauf, dass manche Betriebe auch nicht mehr existieren könnten, weil ihnen durch den zunehmenden Flächenverbrauch und den oftmals für Baumaßnahmen notwendigen naturrechtlichen Ausgleich die Betriebsgrundlage genommen werde. „Unser Ziel ist ganz klar den Flächenverbrauch auf Netto-Null zu reduzieren und versiegelte Fläche wieder für die Landwirtschaft nutzbar zu machen“, erklärt Kerner. Auch die gesetzlichen Auflagen und der bürokratische Aufwand für seine Mitglieder stiegen von Jahr zu Jahr. „Häufig kommen die Vorgaben von der EU und sind für ganz Europa bestimmt“, so Kerner. Aber es herrschten in der Landwirtschaft beispielsweise unterschiedliche Boden- und auch Witterungsbedingungen. „Manche Gesetzesvorgaben sind einfach in der Praxis nicht bis zu Ende gedacht“, so Kerner.

Kritik an derTierwohl-Kennzeichnung

So achte die sogenannte „Tierwohl-Kennzeichnung“ in Deutschland darauf, dass die Nutztierhaltung für die Fleischproduktion artgerecht erfolge. „Aber es dürfen weiterhin Ferkel aus dem Ausland eingeführt werden, die dort ohne Narkose kastriert wurden, was in Deutschland verboten ist. Das ist kein gleicher Wettbewerb mehr“, sagt Jan Schwarting, Geschäftsführer des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg. Zudem wollten viele Mitgliedsbetriebe die Tierwohl-Standards in ihren Betrieben umsetzen, erhielten aber von den großen deutschen Fleischproduzenten keine Verträge mehr.

Kerner setzt auch auf ein Umdenken bei den Verbrauchern, die Produkte von regionalen Erzeugern mit transparenter Herstellung mehr schätzen sollten. „Ich finde es schlimm, dass bei einigen Discountern Produkte aus dem Ausland im Angebot sind, die es hierzulande in der gleichen Zeit gibt. In unseren Hofläden erlebten wir in der Pandemie einen Aufschwung und haben uns jetzt wieder auf dem Niveau davor eingependelt“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Bauernverbands, Michael Kinzinger aus Vaihingen.

Kritisch sieht Kerner auch den Flächenverbrauch durch Freiflächen-Fotovoltaikanlagen. „Diese Flächen sollten der Landwirtschaft vorbehalten werden. Parkplätze, minderwertige Böden, brachliegende Steillagen oder Gebäudedächer sind besser für die Solarthermie geeignet“, sagt Kerner. „Wir haben in Deutschland die meisten Schutzgebiete mit Auflagen für die Landwirtschaft. Da muss sich etwas ändern, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“, sagt Kinzinger. 

 
 
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