Einmal jährlich findet eine Führung durch den Sachsenheimer Wald statt. Am Mittwoch ließen sich Georg Schirmbeck, seit 2007 Präsident des Deutschen Forstwirtschaftrates, sowie Geschäftsführer Johannes Schmitt und der Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling (CDU) vom Sachsenheimer Revierförster Burkhard Böer und Dr. Simon Boden vom Landratsamt Ludwigsburg die Besonderheiten und Probleme des Stadtwaldes erläutern.
Sachsenheim „Weniger dürfen wir nicht tun“
Mehrere Forstfachleute sowie der Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling informierten sich über den Stadtwald Sachsenheim.
Bürgermeister Holger Albrich erklärte, dass der Wald durch Zukäufe um 3,2 Hektar gewachsen sei. Georg Schirmbeck sagte, dass die Kommunen eine immer wichtigere Rolle beim Thema Wald spielen.
Wald wächst in Fläche und Bestand
„Der Wald in Deutschland wächst in der Fläche und im Bestand“, so Schirmbeck. Er stehe nicht so schlecht da, aber man müsse daran arbeiten. Dr. Simon Boden erklärte, dass der waldarme Kreis geprägt von Insellagen sei. Er sagte, dass sich die klimatischen Rahmenbedingungen verändert haben und zwischenzeitlich mit denen in der Toskana vergleichbar seien. „Solche Temperaturen sind gut fürs Freibad, aber schlecht für den Wald.“
2024 sei als Jahr mit viel Regen in Erinnerung geblieben, aber das seien eigentlich die für diese Gegend üblichen Mengen gewesen. Mit Blick auf die Forstwirtschaft sagte Boden: „Wir haben sehr viel gemacht, aber es reicht trotzdem nicht“. Beim Thema Verkehrssicherung sei man früher gut hinterhergekommen, inzwischen werde man regelrecht überrannt. Boden sprach von einer Zeitenwende.
Fabian Gramling fragte, welche Rolle die Waldpädagogik spielt. Simon Boden sagte, dass jährlich rund 300 Veranstaltungen im Kreis stattfinden. Nächste Woche sei beispielsweise eine Pflanzaktion in Kooperation mit der Kirbachschule.
Revierförster Burkhard Böer sagte, dass der Wald einst aus rund einem Drittel Fichten bestand und dass diese inzwischen praktisch keine Rolle mehr spielen. Sie kommen mit der zunehmenden Trockenheit nicht zurecht. Auch erklärte er an einem Stück Mittelwald auf Hohenhaslacher Gemarkung, wie dort etliche Eichen unter der Trockenheit leiden. Der Anteil an Totholz habe sich erhöht, ergänzte Boden.
Zudem haben Stürme und Borkenkäfer den Bestand, das frühere wirtschaftliche Rückgrat des Waldes, nahezu ausgelöscht. Man müsse abwägen, welche Baumarten passen und versuche eine Risikominimierung. „Mehr können wir nicht tun, weniger dürfen wir nicht tun“, sagte Böer. Rund 50 bis 60 Prozent des Einschlags fällt als Brennholz an, so Boden. Den jährlichen Erlös durch den Brennholzverkauf bezifferte er in Sachsenheim auf über 150.000 Euro. „Nehmt uns das Brennholz nicht weg“, sagte Böer und erinnerte an entsprechende Bestrebungen aus der Politik.
Er schnitt ein weiteres Problem an: Bislang wird Langholz aus dem Stadtwald in den Bahnhöfen in Heilbronn und Kornwestheim verladen und zu den Kunden, darunter Sägewerke in Österreich oder Norddeutschland, transportiert.
Bahn will Holztransporte verteuern
Dieser Transportweg sei in Gefahr. „Die Bahn will den Einzelwaggon-Verkehr einschränken.“ Sie wolle die Tarife um 32 Prozent erhöhen. Dies würde bedeuten, dass das Langholz nicht mehr per Bahn sondern mit Lkws transportiert werden müsse. Das sei wirtschaftlich und logistisch nicht darstellbar. Böer appellierte, alles dafür zu tun, dass die Struktur nicht kaputt gemacht wird. Sollte es so kommen, werde man auf dem Langholz sitzen bleiben.
Schirmbeck sagte, dass der Transport per Bahn sozusagen alternativlos sei. Er denke nur daran, wie viel Holz oft nach Sturmereignissen anfalle. Dies sei mit Lkws kaum zu bewältigen. Zudem habe man ohnehin einen Mangel an Lkw-Fahrern.
Um den Wald zu erhalten, müsse man an vielen Stellen tätig werden, es sei eine Generationenaufgabe. „Sachsenheim hat rund 1200 Hektar Wald, davon sind 40 Prozent Eichen, was einer Fläche von etwa 500 Hektar entspricht“ erklärte Böer. Es brauche viele, die dahinterstehen, um dies zu erhalten. Das sei in Sachsenheim gegeben, sagte Böer, und wies darauf hin, dass man eine doppelte Last habe: Den Ausfall von Einnahmen und den großen Aufwand für notwendige Jungkulturen.
Im Gewann Hardt zeigte er, wie eine gelungene Naturverjüngung aussieht. Auf der einen Seite ein Mittelwald mit dichtem Unterholz, auf der anderen Seite eine arbeitsaufwendige Naturverjüngung mit Eichen, die als Lichtbaumart genügend Platz haben. „Das ist unsere Zukunft“, sagte er.