Wohl selten war das Interesse an einer Ortschaftsratssitzung in Häfnerhaslach so groß wie am Mittwochabend. Rund 80 Besucher waren in die Häfnerhalle gekommen, um sich vor allem über den möglichen Bau von zwei Windkraftanlagen im Auftrag der Nachbarkommune Pfaffenhofen an der Gemarkungsgrenze zu Häfnerhaslach zu informieren.
Sachsenheim Windkraft: Bürger wollen beteiligt werden
Rund 80 Einwohner informieren sich im Ortschaftsrat Häfnerhaslach über die beiden Windkraftanlagen der Nachbargemeinde Pfaffenhofen.
Die Bürgermeisterin von Pfaffenhofen Carmen Kieninger ging zunächst auf die Entwicklung des Vorhabens ein, das im Herbst 2022 während einer Gemeinderatsklausur aus der Taufe gehoben wurde. „Wir waren uns einig, dass wenn wir ein Windrad errichten, dies auf einer kommunalen Fläche gebaut werden soll, damit die Allgemeinheit auch etwas davon hat“, betonte Kieninger.
Keine Entscheidung ohne die Kommunen
Da besagte 18,5 und 3,1 Hektar große Flächen für die Windräder als Vorranggebiete für Windenergieanlagen vom zuständigen Regionalverband Heilbronn-Franken nicht berücksichtigt wurden, müssen die Verantwortlichen der Gemeinde Pfaffenhofen diese Areale durch eine Änderung des Flächennutzungsplans als Sondergebiete „Wind“ ausweisen lassen.
Betreiber der beiden Windkraftanlagen soll die Bürger-Energie Pfaffenhofen GmbH & Co. KG sein, an der aktuell die ZEAG mit Sitz in Heilbronn zu 99 Prozent sowie die Gemeinde Pfaffenhofen mit einem Prozent beteiligt sind, weil die Kosten der Vorbereitung des Verfahrens überwiegend die ZEAG trägt. Allerdings kann nichts ohne Zustimmung der Kommune entschieden werden. Später sollen auch noch interessierte Bürger an der Bürger-Energie beteiligt werden.
Einige Häfnerhaslacher erkundigten sich, ob auch die Möglichkeit für Bürger der Nachbarkommunen bestehe, sich an der Bürger-Energie zu beteiligen. Dies soll zu einem späteren Zeitpunkt noch entschieden werden. Bürgermeisterin Kieninger stand diesem Ansinnen aber aufgeschlossen gegenüber, und auch Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich will sich dafür stark machen. ZEAG-Kommunalberater Thomas Ellmer erklärte den angedachtem Projektverlauf im Detail. So finden noch bis Mitte dieses Jahres die Umwelt- und Artenschutzuntersuchungen an den geplanten Standorten an der Traufkante der Stromberghöhen in Richtung Pfaffenhofen statt.
Zudem werden nochmals Windmessungen durchgeführt. Danach soll aufgrund der ermittelten Daten bis Mitte 2026 ein Ertragsgutachten erstellt werden. Anschließend wird der Genehmigungsantrag gestellt. Eine Entscheidung darüber könnte bis 2027 erfolgen. Ab Ende 2028 könnte schließlich mit dem Bau begonnen werden. Die Anfahrt der Baufahrzeuge zu den Flächen soll über den Rennweg mit einer Fahrbahnbreite von vier Metern plus zusätzlich auf beiden Seiten je ein Meter Überschwenkbereich umgesetzt werden.
Fundament soll Durchmesser von 30 Metern haben
Das Fundament für ein Windrad soll einen Durchmesser von rund 30 Metern haben, die gesamte Anlagenstellfläche 0,5 Hektar betragen. Die Nabenhöhe der Windräder soll bei 175 Metern, der Rotordurchmesser ebenfalls nochmals bei 175 Metern liegen. „Die Anlagen wachsen natürlich immer mehr. Wir sind einmal mit einer Nabenhöhe von 166 Metern gestartet. Aber dies kommt auch letztlich auf die Ergebnisse der Untersuchungen zum Artenschutz an“, sagte Fachmann Ellmer.
Die Stromleitungen werden als Erdleitungen in bestehende Waldwege gelegt. Netzverknüpfungspunkt ist am Umspannwerk zwischen Pfaffenhofen und Zaberfeld. Die gerodete Fläche im Wald muss an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden.
Der Häfnerhaslacher Ortschaftsrat Martin Hirsch erkundigte sich nach den Verwirklichungschancen des Projekts. „Wir investieren in die Gutachten einen sechsstelligen Betrag und haben bereits im Vorfeld Untersuchungen durchführen lassen. Dies würden wir nicht machen, wenn wir nicht gute Chancen für die Realisierung sähen“, so Ellmer.
Zudem gab es Nachfragen nach der Zufahrt der LKWs über die Sachsenheimer Gemarkung, Darüber konnte Ellmer jedoch noch keine näheren Angaben machen, da zwei mögliche Zufahrtsvarianten geprüft werden. Einige Bürger monierten, dass mit den beiden Windrädern die künftigen Möglichkeiten für die Stadt Sachsenheim, an dieser Stelle Windkraftanlagen zu errichten, eingeschränkt seien.
Bürgermeister Albrich erwiderte, dass der Verband Region Stuttgart dort keine Vorranggebiete ausgewiesen habe, und die Stadt dies auch über eine Änderung des Flächennutzungsplans erreichen müsste. „Dies haben wir aber aktuell nicht vor“, sagte Holger Albrich. Beteiligung für die Öffentlichkeit besteht noch bei der Auslegung der Pläne im Laufe des weiteren Verfahrens.