Bei der Sitzung des Gemeinderats wurde das Ergebnis der Elternumfrage für einen Waldkindergarten in Hohenhaslach vorgestellt.
Sachsenheim Wunsch nach Waldkindergarten in Hohenhaslach
Derzeit gibt es zwei Waldkindergartengruppen in Großsachsenheim und eine in Kleinsachsenheim. In Hohenhaslach dürfte eine weitere Gruppe entstehen.
Sven Kaiser, Leiter des Teams Bildung, Betreuung und Bürgerengagement präsentierte dem Gremium die Umfrageergebnisse der vom 11. April bis zum 21. Juni anhand eines Online-Fragebogens durchgeführten Erhebung. Befragt wurden dabei alle im Kirbachtal gemeldeten Familien, die Kinder im Alter von null bis vier Jahren haben. Das sind konkret 170 Familien mit insgesamt 212 Kindern.
Fragebogen für 77 Kinder aus 70 Familien wurden bearbeitet, dies entspricht nach den Ausführungen von Sven Kaiser einer Rücklaufquote von 41 Prozent der im Kirbachtal lebenden Familien und repräsentiert 36 Prozent der dort ansässigen Kinder. Am häufigsten haben Familien aus Hohenhaslach mit insgesamt 52 Kindern teilgenommen, dies entspricht mit 42 Prozent fast der Hälfte der dort lebenden Kinder.
Die Teilnahme aus den anderen Kirbachtal-Stadtteilen war mit 24 bis 27 Prozent geringer: 14 Kinder aus Ochsenbach, fünf aus Spielberg und sechs Kinder aus Häfnerhaslach. 55 Kinder beanspruchten, so Sven Kaiser weiter, zum Zeitpunkt der Umfrage noch keinen Betreuungsplatz. Eine Frage war, ob die Eltern für ihr Kind einen Waldkindergarten in Hohenhaslach anmelden würden. 59 der 70 Familien bejahten dies, elf Familien würden ihre Kinder nicht für eine solche Einrichtung anmelden. Insgesamt ein eindeutiges Votum für einen Waldkindergarten. 100 Familien haben an der Umfrage nicht teilgenommen. Angenommen, die Nichtteilnahme signalisiert kein Interesse an einem Waldkindergarten, würden 35 Prozent aller Eltern aus dem Kirbachtal ihre Kinder im Waldkindergarten in Hohenhaslach anmelden. Dies wären 59 Familien mit mindestens einem Kind.
Waldkiga könnte belegt werden
Letztendlich kommt Sven Kaiser anhand der Umfrageergebnisse zu dem Schluss, dass eine Waldkindergartengruppe mit 20 Betreuungsplätzen in Hohenhaslach durchaus mit Kindern aus dem Kirbachtal belegt werden könnte. Eine solche Gruppe wäre, so Kaiser, ein „nice to have“, was so viel heißt, wie „schön zu haben“.
Derzeit besuchen sechs Kinder aus Hohenhaslach und ein Kind aus Ochsenbach die Waldkindergartengruppen in Großsachsenheim und Kleinsachsenheim. In der Bedarfsplanung wird für Hohenhaslach ein Defizit von einer halben Gruppe an Betreuungsplätzen mit verlängerten Öffnungszeiten für Kinder ab drei Jahren ausgewiesen, so Kaiser weiter, stadtteilübergreifend sei ab 2030 ein signifikanter Überschuss an Ü3-Plätzen zu erwarten. Perspektivisch sei anhand der Faktenlage eine zusätzliche VÖ-Gruppe nicht erforderlich, zudem sei die Nachfrage nach Waldkindergarten-Plätzen derzeit abgedeckt. Die Stadtverwaltung kommt zu der Einschätzung, dass für eine weitere Waldkindergartengruppe, trotz des deutlichen Umfrageergebnisses, keine Dringlichkeit bestehe.
Die 2021 in Großsachsenheim eingerichtete Waldkindergartengruppe kostete rund 140 000 Euro. Zwischenzeitlich dürften, so die Annahme der Stadt, die Kosten für eine solche Einrichtung deutlich höher liegen. Die Beschlussvorlage, die den Gemeinderäten zur Diskussion und Abstimmung vorlag, empfahl, von dem Vorhaben, im Stadtteil Hohenhaslach eine Waldkindergartengruppe zu installieren, Abstand zu nehmen. Den Gemeinderäten lag auch eine Stellungnahme der evangelischen Kirchengemeinde Hohenhaslach vor, die im Gegensatz zur Stadt eine solche Einrichtung befürwortet. Mit dem Verweis auf vier voll belegte Kindergartengruppen würde eine Waldkindergartengruppe zu einer spürbaren Entlastung des bestehenden Personals führen. Zudem lägen dem Träger bereits interessante Bewerbungen für einen Waldkiga vor. Fachlich betrachtet befürworte die evangelische Kirchengemeinde als Träger ausdrücklich die Umsetzung und bitte um die Wiederaufnahme der weiteren notwendigen Schritte.
Bürgermeister Holger Albrich betonte nach dem Sachvortrag, dass man von der Waldpädagogik überzeugt sei und Waldkindergärten befürworte, aber: „Wir brauchen keine Waldkindergartengruppe. Es wäre ein Luxus, den wir uns nicht leisten können und sollten“, so Albrich.
Mehrheit war anderer Ansicht
Gemeinderätin Jasmin Braun (GLS) war anderer Ansicht. Sie stellte ohne Umschweife den Antrag, dass ein Waldkindergarten in Hohenhaslach weiter untersucht und verfolgt werden solle.
Lars Weydt (CDU) betonte dass ein enormes Interesse der Eltern an einer solchen Einrichtung bestehe, weshalb man dem Antrag der GLS zustimmen werde. Auch Thomas Bay (FDP) kritisierte die Beschlussvorlage. Er verstehe die Stadtverwaltung nicht. Sachsenheim sei eine waldreiche Kommune und da lehne man eine solche Einrichtung ab? „Es gibt keine günstigere Betreuung als ein Waldkindergarten. Wir sollten dankbar sein, dass es in Hohenhaslach eine Option gibt“. Er stimme dem Antrag der GLS zu.
„Haben nicht die 140 000 Euro“
Dr. Michael Lohmann (FWV) zitierte Sven Kaiser, der sagte, eine Waldkindergartengruppe wäre ein „nice to have“. Mit Verweis auf die Finanzen sagte Lohmann „wir haben nicht die 140 000 Euro“. Ralf Nägele (FWV) betonte, dass er eine differenzierte Meinung als sein Fraktionskollege Lohmann habe. Nägele sieht in einer Waldkindergartengruppe eine günstige Alternative. Die FWV-Fraktion stimme mehrheitlich für den Antrag der GLS.
Dirk Reiber (SPD) signalisierte ebenfalls Zustimmung zum Antrag der GLS. Man müsse eben an anderer Stelle sparen. Bürgermeister Albrich betonte abermals, dass er nicht sehe, dass eine Waldkindergartengruppe erforderlich sei.
Es sei kein „nice to have“, sagte Günter Dick (GLS), „uns fehlen Plätze“ und verwies auf Bewerber, die es bereits für eine solche Einrichtung gebe. Sabine Schülke (CDU) erläuterte, dass die Kosten einmalig hoch seien, aber man langfristig Kosten einspare, sie sehe nur Vorteile. Albrich erwiderte, dass man genug Waldkiga-Plätze habe. Der fraktionslose Oliver Häcker stellte angesichts der Diskussion, bei der sich keine Ende abzeichnete, den Antrag auf Abstimmung, die recht deutlich ausfiel. Mit 21 Ja-Stimmen und zwei Nein-Stimmen von Holger Albrich und Michael Lohmann wurde beschlossen, dass die Einrichtung einer Waldkindergartengruppe in Hohenhaslach bis spätestens Ostern 2024 weiter verfolgt wird.