Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich „Wir sind auf Kurs geblieben“

Von Mathias Schmid
Holger Albrich, der Bürgermeister von Sachsenheim hat 2021 laut eigenen Aussagen sein bisher schwierigstes Jahr erlebt.⇥ Foto: Oliver Bürkle

Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich blickt auf ein Jahr zurück, in dem es einige Krisen zu meistern gab. 2022 soll es wieder mehr erfreuliche Momente geben.

In Sachsenheim war auch abseits von Corona einiges los in den vergangenen zwölf Monaten. Bürgermeister Holger Albrich blickt auf sein „bisher schwierigstes Jahr“ als Bürgermeister zurück und stellt sich für 2022 auf „ein hartes Jahr“ ein.

Corona hat auch 2021 alles bestimmt. War es einfacher oder schwerer als 2020?

Holger Albrich: Corona hat uns alle noch mehr gefordert, sowohl in der Verwaltung, als auch die Stadtgesellschaft, die Gewerbetreibenden und die Vereine. Wir hatten sehr schnell ein großflächiges Testangebot. Zum Ende des Jahres werden wir in Sachsenheim mehr als 2500 Impfungen verabreicht haben. Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Es war mit Sicherheit das schwierigstes meiner bisherigen Amtsjahre. Aber trotz aller Schwierigkeiten sind wir dieses Jahr bei unseren Aufgaben und Projekten auf Kurs geblieben.

Aber es gab nicht nur Corona?

Nein, natürlich nicht. Wir haben den Pflegestandort Hohenhaslach vorangetrieben. Bei der Kinderbetreuung haben wir in den letzten Jahren mit großen finanziellen Kraftakten und Einsatz in der Verwaltung gearbeitet. Auch 2022 wird die Kinderbetreuung noch Schwerpunkt bleiben. Das Angebot wird bald die Nachfrage decken und die Warteliste der Vergangenheit angehören.

In der Verwaltung gab es Tragödien und Konflikte.

Das Schlimmste war der plötzliche und tragische Tod von Stefan Trunzer. Mir ist das auch menschlich sehr nahe gegangen. Zum Glück ist es uns gelungen, mit Inga Mollerus eine hervorragende Kollegin zu finden. Die nächste Führungsposition müssen wir im Fachbereich Technik nachbesetzen, wo uns Thomas Feiert verlässt.

Im Frühjahr hatte die Stadt einen Millionenverlust wegen der Pleite der Greensill-Bank zu schlucken.

Auch das war ein harter Schlag. Wir haben schnell und so weitgehend wie keine andere Kommune in Baden-Württemberg Konsequenzen gezogen: Wir haben durch eine Änderung der Anlagerichtlinien Anlagen bei Risikobanken ausgeschlossen. Zudem haben wir unsere ungesicherten Anlagen soweit wie möglich zurückgeholt und lassen die Sachverhalte und mögliche Ansprüche rechtlich aufarbeiten.

Kurz vor dem Sommer kriselte es im Gemeinderat. Dabei gab es auch Kritik an Ihrem Führungsstil. Wie hat sich die Lage entwickelt?

Wir arbeiten sehr konzentriert im Gemeinderat und haben gesehen, wie wir zusammen schneller und besser werden können. Ich kann sagen, dass die Anwürfe in der Gemeinderatssitzung schon weh getan und mich verletzt haben. Es war eine sehr schwierige Zeit, Stefan Trunzer war einige Tage vorher gestorben. Ich war zu dieser Zeit sicher nicht in Höchstform.

Was haben Sie aus der Affäre für Konsequenzen gezogen?

Ich habe mich seither noch besser und genauer auf die Sitzungen vorbereitet. Und wie gesagt: Wir haben gesehen und gezeigt, wie es funktioniert. So machen wir weiter.

Erfreulich war 2022 sicher die Fertigstellung der Gemeinschaftsschule, oder?

Ja. Das Projekt ist alles andere als optimal gelaufen, nicht nur wegen des Rechtsstreits und der Kosten, die mit 15,5 Millionen Euro weit über den ersten Planungen und Berechnungen liegen. Ungeachtet dessen können sich Schüler und Lehrer über eine tolle und moderne Schule freuen.

Was steht 2022 an?

Nächstes Jahr wird uns die Sanierung des Kleinsachsenheimer Feuerwehrhauses beschäftigen. Und der Neubau im Kirbachtal rückt immer näher. Nach den jüngsten positiven Signalen zur Änderung der Zielbestimmung bin ich sehr optimistisch, dass wir bald vorankommen. Mit der vorgesehenen Sanierung und Erweiterung von Kraichert- und Kirbachschule stärken wir Sachsenheim als Vollschulstandort. Und mit den fortschreitenden Planungen zum Pflegestandort Hohenhaslach werden wir dem steigenden Bedarf im Kirbachtal nach Pflegeangeboten entgegenkommen können. Auf einem guten Weg sind wir auch bei den Baugebieten in Häfnerhaslach, Ochsenbach und Kleinsachsenheim.

Wie hat Sachsenheim die Coronazeit bisher finanziell gemeistert?

2021 hat sich der traditionell konservative Haushaltsplan in Sachsenheim einmal mehr bewährt. Trotz weiterer Infektionswellen und schwächer ausgefallenem Wachstum wird er besser ausfallen als befürchtet. Maßgeblich dafür sind die Einnahmen aus Gewerbe- und Umsatzsteuer. Wir profitieren davon, dass die Betriebe größtenteils gut durch die Krise gekommen sind.

Der Haushalt für 2022 wurde kurz vor Jahresschluss eingebracht. Wie bewerten Sie diesen?

2022 wird ein hartes Jahr: Wir haben einen Absturz der Einnahmen, gleichzeitig einen Anstieg der Ausgaben wegen Preissteigerungen und der Fertigstellung der Investitionen in Bildung und Betreuung sowie in Infrastruktur. Gleichzeitig wird es für die Bewältigung der Pandemiefolgen deutlich weniger Geld vom Staat geben. Das zwingt uns, an einigen Stellschrauben zu drehen. Unsere Rücklagen sind für die nächsten Jahre fest eingeplant.

2022 soll dann endlich das Heimatfest stattfinden.

Ja, vom 24. bis 26. Juni soll es im dritten Anlauf endlich klappen. Die Planung bleibt unverändert, das macht es einfacher, das Fest in kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Bei den Vereinen ist nach wie vor Vorfreude zu spüren.

Und dann ist da noch das Projekt Klima Mobil.

Wir haben sehr konzentriert Vorschläge erarbeitet, wie wir die Innenstadt sicher machen können und mehr Raum für Radfahrer und Fußgänger schaffen. Los geht es im Januar mit der Pop-Up-Maßnahme zur Verkehrsberuhigung in der Brunnen- und Von-Koenig-Straße. Das ist ein echtes Großprojekt, die Innenstadt vom PKW-Verkehr zu befreien und mehr Aufenthaltsqualität für alle zu schaffen. Langfristig wünsche ich mir natürlich das, womit ich jedes Interview beende.

Dass die S-Bahn bis Vaihingen oder Mühlacker verlängert wird?

Genau. Hier bleiben wir dran und sind auf gutem Weg, auch wenn es wohl noch ein wenig dauert.

 
 
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