Sachsenheims Stadtmuseum bietet digitale Einblicke Kulturelle Häppchen im Lockdown

Von Mathias Schmid
Sachsenheims Museumsleiterin Dr. Claudia Papp präsentiert, mit der Hilfe von Kulturreferent Alexander Sterzel hinter der Kamera, digitale Kulturhäppchen, wie die Sage vom Klopferle.⇥ Foto: Screenshot

Weil kulturell gerade nichts geht, haben die Verantwortlichen in der Stadt digitale Angebote fürs Museum vorangetrieben.

Was tun, wenn das Museum leer bleibt und die Kultur stillsteht? In Sachsenheim haben sich die beiden Verantwortlichen der Stadt zusammengetan – und begonnen, zumindest die Arbeit im Museum auf ein neues, digitales Level zu heben. Das soll auch nach der Pandemie beibehalten werden.

„Wir haben schon letztes Jahr angefangen zu überlegen, wie wir die digitale Präsenz erhöhen können“, sagt Dr. Claudia Papp. Dann kam die Corona-Pandemie und hat auch die Museumsarbeit weitgehend lahmgelegt. „Das hat viele Nachteile, aber auch einen Vorteil: Wir können Dinge angehen, für die sonst keine Zeit bleibt.“ Denn die 48-Jährige ist als Leiterin von Museum und Archiv nur mit einer Halbtagsstelle ausgestattet. Unterstützung bekam sie von Kulturreferent Alexander Sterzel. Sein Arbeitsbereich liegt corona-bedingt seit einem Jahr komplett auf Eis. Stattdessen hat der Künstler jetzt seine Fähigkeiten als Kameramann eingebracht.

„Wir beschäftigen uns mit Teilen aus der Dauerausstellung“, sagt Papp. Schon während des ersten Lockdowns hat das Sachsenheimer Kultur-Duo damit angefangen und das eine oder andere Video, wie die Sage vom berühmten Klopferle, für Facebook und Youtube produziert. „Als im November dann wieder der Lockdown kam, entstand die Idee der Kulturhäppchen“, berichtet Papp. In unregelmäßigen Abständen von ein bis zwei Wochen wird darin über die einzelnen Teile der Dauerausstellung berichtet.

Die Kulturhäppchen sollen auch für die eigentliche Museumsarbeit weiterverwendet werden. „Ich wollte sowieso einen Audio-Führer durch die Dauerausstellung entwickeln. Außerdem haben Papp und Sterzel vor, auch ganze virtuelle Führungen durch die Ausstellung zu filmen – und zwar für verschiedene Altersgruppen. „Bei Senioren haben wir beispielsweise das Problem, dass einige nicht mehr zu uns kommen können“, meint Papp. Die virtuelle Führung könne dann auch beispielsweise im Seniorenheim angeschaut werden. Bereits jetzt gibt es auf der Internetseite der Stadt einen virtuellen Rundgang. In einer Bildergalerie erfährt der Besucher dort Infos zu den verschiedenen Epochen und Exponaten.

Die Resonanz auf die Clips hält sich noch in Grenzen. Die meisten Videos haben noch eine überschaubar zweistellige Klickzahl. „Aber wir haben ja auch gerade erst begonnen“, meint Sterzel, „immerhin habe man die Abonnenten des Kanals schon von zehn auf rund 50 steigern können. „Wir wollen einen Fan-Kreis aufbauen und pflegen, mit Leuten, die sich wirklich mit Kultur beschäftigen.

Auch bei Sterzel selbst haben die Video-Projekte ungeahnte Interessen geweckt: „Die Begeisterung für Geschichte war schon immer da, aber eher für die neuere deutsche Geschichte und nicht Mittelalter und Renaissance. Insofern ist das wunderbar, dass ich bei diesen Projekten mitmachen darf.“

Theoretisch könnte das Museum aktuell auch schon wieder öffnen – allerdings in sehr begrenztem Maße. Deshalb hat sich die Stadt entschieden, die Zeit lieber zu nutzen und dem Museum einen neuen Anstrich und ein neues Lichtsystem zu verpassen. Ende April soll dann die nächste Sonderausstellung starten: „Von allen guten Geistern verlassen?! Das Wasserschloss Großsachsenheim und seine Geschichte.“ Neben Mitmachstationen soll es auch dort kurze Filme zum Thema geben. Unter anderem wird Kulturreferent Sterzel in die Rolle des Malers Theodor Werner schlüpfen. Auch ein Quiz fürs Smartphone ist geplant.

Papp meint abschließend: „Natürlich sind diese virtuellen Geschichten tolle Sache, um auch Lust zu machen auf einen Museumsbesuch.“ Dennoch hofft sie auf baldige Rückkehr zum Präsenzbesuch, „dass Leute vom Original faszinieren lassen können“.

 
 
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