Sandkunst-Ausstellung im Blühenden Barock Wo „Äffle und Pferdle“ auf Löwen und Wale treffen

Von Heidi Vogelhuber
Hier gibt die holländische Künstlerin Anique Kuizenga, die im vergangenen Jahr den Speedcarving-Contest gewonnen hat, ihrer Meerestier-Skulptur den letzten Feinschliff.Die Sandkunst-Ausstellung ist weitläufig im Nordgarten verteilt. ⇥ Foto: Martin Kalb

Zum vierten Mal findet die Sandkunst-Ausstellung im Blüba in Ludwigsburg statt. Tiere aus aller Welt tummeln sich bis 27. August im Nordgarten.

Ein Coronavirus aus Sand? Nein, das wird der Besucher des Blühenden Barocks in Ludwigsburg bei der Sandkunst-Ausstellung nicht finden. Aber dafür allerlei Getier – von Haustieren, über Dschungel-Bewohnern und Meerestieren bis hin zum schwäbischen Kult-Duo „Äffle und Pferdle“.

Zum vierten Mal im Blüba

Beginn der vierten Sandkunst-Ausstellung im Schlossgarten ist an diesem Samstag. Noch bis zum 27. August sind die 14 sandigen Skulpturen zu sehen. „Wegen der Corona-Krise ist die Ausstellung weitläufiger geworden“, sagt Blüba-Direktor Volker Kugel. Das Blüba selbst ist seit dem 6. Mai wieder für Besucher geöffnet und „so langsam kommt wieder Normalität rein“, so Kugel. Trotzdem gebe es eine Obergrenze von 4000 Besuchern, die sei jedoch noch nicht erreicht worden.

Erfahrungsgemäß interessieren sich die Betrachter der Kunst aus Sand vor allem auch für die Entstehung der fragilen Figuren. „Deshalb haben wir uns entschlossen, jedes Wochenende eine neue Skulptur entstehen zu lassen“, erklärt Alisa Käfer vom Organisations-Team der Sandkunst. So könne der interessierte Betrachter dem Sandkünstler über die Schulter schauen. Apropos Sandkünstler: Seit 25 Jahren schnitzt Jeroen van de Vlag, der auch künstlerischer Leiter der Sandausstellung im Blüba ist, Skulpturen aus Sand, aber auch aus Eis oder Kürbissen – und das hauptberuflich. In diesem Jahr jedoch sehe es mau aus mit Aufträgen. Schuld ist natürlich die Corona-Pandemie.

Pro Skulptur brauchen die flinken Finger der Künstler etwa sechs Tage – nicht jedoch beim Speedcarving-Wettbewerb, der am Freitagnachmittag um 16 Uhr begonnen hat und an diesem Samstag um 16 Uhr endet. 24 Stunden haben die vier Artisten, Jeroen van de Vlag (Schweiz), die letztjährige Gewinnerin des Wettbewerbs Anique Kuizenga (Niederlande), Bouke Atema (Berlin) und Charlotte Koster (Zeeland, Niederlande) Zeit, eine Comic-Tierfigur zu gestalten. „Comic, weil dann nicht so genau auf die Proportionen geachtet werden muss“, erklärt van de Vlag. Denn genau das dauere am längsten bei der Sandkunst. Jeder Künstler bekommt einen Kubikmeter verdichteten Sand, „wie viel Schlaf sich die Künstler gönnen, dürfen sie selbst entscheiden“, scherzt Kugel. Abgestimmt wird von den Besuchern bis Samstag, 16 Uhr.

Verdichten zur Festigung

Das Verdichten des Sands wirkt sich auf die Standhaftigkeit der Figuren aus, insbesondere bei Regen. Bei flachen Figuren, etwa dem Wal, kann der Sand per Hand verdichtet werden. Bei höheren Skulpturen jedoch reiche das nicht aus. „Da muss die Rüttelmaschine helfen“, erklärt Kugel. Zur Verdichtung wird der Sand in dünnen Schichten unter viel Einsatz von Wasser in Holzschalungen zusammengepresst. Dadurch könne auch Regen besser ablaufen und staue sich nicht in den Figuren, denn das würde diese zum Einsturz bringen.

Insgesamt wurden 250 Tonnen Sand von der Straßen- und Tiefbau-Firma Wilhelm Hubele mit Sitz in Ludwigsburg antransportiert. „Es ist wichtig Flusssand zu verwendet“, sagt Hubele-Geschäftsführer Helmut Bärlin. Die Sandkörner von Sandstränden seien nämlich bereits rund gewaschen durch die Gezeiten, der verwendete Sand ist eckig und scharfkantig, wodurch die Körnchen besser zusammenhalten. Zur Fixierung wird lediglich eine dünne, biologisch abbaubare Eiweißschicht aufgesprüht, die sich jedoch bis Ausstellungsende wieder ausspült, sodass der Sand danach im Bau und bei Gartenarbeiten weiterhin zum Einsatz kommen kann.

Info Täglich ist die Ausstellung im Blüba von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

www.sandkunst-ludwigsburg.de

 
 
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