Unter Getöse fährt eine riesige Baumaschine den Abhang der Bundesstraße 27 in Richtung Kirchheim entlang. Dort, wo Autofahrer in der Vergangenheit häufig Opfer eines Blitzers wurden, zieht das 600 PS starke Fahrzeug feine Rillen in Längsrichtung in eine frisch verlegte Betonfahrbahn.
Sanierung B 27 bei Kirchheim Rillen reduzieren den Lärm
Bei der Sanierung der B 27 zwischen Kirchheim und Lauffen setzt das Regierungspräsidium auf eine neuartige Bauweise. Mitte Dezember wird die Straße freigegeben.
Dieses „Grinding“, so der Fachbegriff der Straßenbauer, ist ein Pilotprojekt. Einige Autobahnabschnitte sind bereits auf diese Weise gestaltet, jetzt wird das Verfahren zum ersten Mal auf einer Bundesstraße angewendet. Das erläuterte Andreas Klein, Leiter des Baureferats West beim Regierungspräsidium in Stuttgart, am Dienstag bei einem Gespräch mit der Presse auf der Baustelle.
Betonbauweise ist teurer, hält aber länger
Seit dem Beginn der Sommerferien wird die Bundesstraße zwischen den Ortseingängen Lauffen und Kirchheim saniert. Seitdem ist sie auch gesperrt. Mittlerweile haben die drei beteiligten Firmen der Arbeitsgemeinschaft die Betonfahrbahn komplett verlegt. Zwischen Lauffen und dem neu angelegten Kreisverkehr am Abzweig nach Bönnigheim sind auch die Rillen in die Fahrbahn eingezogen. Vom Kreisverkehr bis nach Kirchheim hinab fehlt aber noch ein gutes Stück.
Die Betonbauweise ist zwar in der Regel zwischen zehn und 20 Prozent teurer als die Verlegung von Asphalt, sagte Klein. Aber Beton hält deutlich länger und muss auch nicht immer wieder erneuert werden. Das erweise sich vor allem dann als Vorteil, wenn die Straße bergab führt. Richtung Kirchheim ist die Bundesstraße bis zu zwölf Prozent steil, Richtung Lauffen sind es immerhin noch zwischen acht und neun Prozent. Mit ihren Bremsmanövern schieben Lastwagen den Asphalt zusammen und sorgen damit für Beschädigungen. Beton halte diesen Belastungen jedoch stand, erläuterte Klein, warum sich das Baureferat des Regierungspräsidiums für die Betonbauweise entschieden hat.
Warum die Rillen in die Straße eingezogen werden, hat jedoch andere Gründe. „Die Griffigkeit der Straße wird deutlich verbessert“, sagte Klein. Für die Autofahrer sinkt damit die Gefahr, am steilen Ortseingang quasi über das Ziel hinauszuschießen. Zudem kann die Straße besser entwässert werden, die Gefahr von Aquaplaning wird reduziert. Und schließlich läuft der Verkehr auf der Rillen-Fahrbahn deutlich leiser.
Lärm wird reduziert, was die Kirchheimer freut
Das dürfte für die von Lärm und Verkehr geplagten Kirchheimer nicht ohne Bedeutung sein, meint Klein, obwohl die sanierte Strecke selbst außerhalb des Ortes liegt. Wie und in welchem Ausmaß der Lärm sinkt und wie haltbar die Rillen in der Fahrbahn sind, das will das Regierungspräsidium in den Folgejahren überprüfen, kündigte er an.
Es sind zwei Schritte notwendig, um die Rillen in die Fahrbahn zu pressen. In einem ersten Schritt wird der Beton völlig eben geschliffen. Danach nimmt die lautstarke Maschine ihre Arbeit auf und schleift gleichzeitig etwa einen halben Zentimeter Beton ab. Sie schafft bis zu 4000 Quadratmeter am Tag. Bis Mitte Dezember sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, zu diesem Zeitpunkt soll die Bundesstraße auch wieder freigegeben werden, kündigte der Leiter des Baureferats an. Die Gesamtkosten bezifferte er mit 4,3 Millionen Euro.
Mit dem Bau des Kreisverkehrs ist auch der bisherige Unfallschwerpunkt entschärft worden. Die Einmündung auf das „Ewigkeitssträßle“ nach Bönnigheim hatte sich immer wieder als gefährlich erwiesen. Vom Kreisverkehr wird es zudem einen Abzweig zur Kirchheimer Obsthalle geben. Die frühere Zufahrt wird aufgelassen. An den Kosten dafür beteiligt sich die Gemeinde Kirchheim, die einen Bebauungsplan erlassen hatte, um den Umbau der Kreuzung zu ermöglichen.