Sanierung für 4,9 Millionen Euro Juristen beziehen die Oberamtei

Von bz
Das historische Gebäude der Oberamtei an der Stadtmauer von Besigheim oberhalb des Neckars. Hier haben künftig verschiedene Abteilungen des Amtsgerichts ihren Sitz.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Das historische Gebäude aus dem Jahr 1908 wurde mit Kosten von 4,9 Millionen Euro umfassend saniert. Ab Montag ziehen dort Abteilungen des Amtsgerichts ein.

Am Montag ist es soweit: Mehrere Abteilungen des Amtsgerichts Besigheim ziehen in das ehemalige königliche Oberamteigebäude aus dem Jahre 1908. Es wurde zuvor umfangreich saniert.

Konkret betrifft dies die Zivilabteilung, die Nachlass- und die Betreuungsabteilung des Amtsgerichts. Sie waren bisher übergangsweise in der Kirchstraße 33 und Bürocontainern im Talweg untergebracht, erläutert Volker Bißmaier, der Direktor des Amtsgerichts. „Unsere Platznot wird damit endlich gelöst. Außerdem bekommen wir in dem neuen Gebäude zusätzliche Anhörungszimmer und ausreichend große Säle für die Verhandlung von Zivilstreitigkeiten“, so Bißmaier.

Nach der Notariatsreform musste für die neu geschaffenen Abteilungen Nachlass und Betreuung eine adäquate Unterbringung gefunden werden. Wegen der Nähe zum bestehenden Amtsgerichtsgebäude in der Amtsgerichtsgasse und der zur Verfügung stehenden Nutzfläche von etwa 1600 Quadratmetern eignete sich dafür das stattliche Gebäude in der Schlossgasse in besonderem Maße. Dort waren zuvor Teile der Straßenbauverwaltung des Regierungspräsidiums Stuttgart und des Landkreises Ludwigsburg untergebracht.

Drei Jahr Bauzeit

Fast drei Jahre hat die Sanierung gedauert. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz umgebaut und instandgesetzt. Das Land hat dafür rund 4,9 Millionen Euro investiert, geht aus einer Mitteilung der Behörde Vermögen und Bau hervor, die Liegenschaften des Landes betreut.  Das weithin sichtbare Gebäude am Altstadtrand Besigheims, hoch über dem Neckartal, habe dadurch als Kulturdenkmal erhalten und einer neuen zeitgemäßen Nutzung zugeführt werden können.

„Die Maßnahme war nicht nur in Bezug auf seinen Status als Kulturdenkmal herausgehoben, bei der Umsetzung musste auch auf den Artenschutz besondere Rücksicht genommen werden“, sagt Amtsleiterin Corinna Bosch. Sowohl an den Fassaden als auch am Dach durfte nur in der kalten Jahreszeit gearbeitet werden. Für die Mauersegler, Schwalben und Fledermäuse wurden an den Fassaden Nistkästen als Ersatzquartiere angebracht. Die Mauereidechsen am talseitigen Hang mussten wegen der Gerüststellung verscheucht werden. Sie wurden jedoch schnell wieder am Fuße des Gebäudesockels heimisch.

„Bei der Sanierung standen der Brandschutz, die Erneuerung der Haustechnik und die Barrierefreiheit im Fokus. Zudem musste das Gebäude an die besonderen Anforderungen eines Amtsgerichts angepasst werden“, erläutert Projektleiter Matin Buhl. Der Gebäudebetrieb wurde durch eine neue energiesparende gasbefeuerte Heizungsanlage und mit der Dämmung des Dachbodens energetisch optimiert.

Für rund 1200 laufende Meter wertvolles Archivgut wurde ein eingeschossiger Anbau an der Schlossgasse erstellt. Die Fassaden blieben größtenteils unberührt und wurden nur partiell instandgesetzt. Hier galt es den bauzeitlichen Edelputz zu erhalten.

Eingriffe gering gehalten

Um die Eingriffe in die historische Bausubstanz so gering wie möglich zu halten, wurden die gebäudetechnischen Installationen weitgehend sichtbar und nicht „unter Putz“ ausgeführt und das neue Erschließungsbauwerk mit einem barrierefreien Aufzug und einer Fluchttreppe außen vor das Gebäude gesetzt. Dieses wurde auf der Hofseite angeordnet, um die Stadtsilhouette vom Neckartal aus nicht zu beeinträchtigen.

Im gesamten Schlosshof wurde der vorhandene Asphaltbelag durch ein Pflaster aus verschiedenfarbigem Betonwerkstein ersetzt, das gut zu den bauzeitlichen Fassaden und den neu hinzugekommenen Bauteilen passt. Gerne hätten die Verantwortlichen das sanierte Gebäude offiziell eingeweiht, doch das musste wegen der Corona-Krise unterbleiben.

 
 
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