Sanierung Historische Mauer in neuem Glanz

Von Rena Weiss
Was lange währt, wurde endlich wahr: Kirchenpflegerin Edith Wild (links), Pfarrerin Helga Schuler (Mitte) und die zweite Kirchengemeinderatsvorsitzende Birgit Link zeigen die sanierte Kirchenmauer in Metterzimmern. ⇥ Foto: Martin Kalb

Was lange währt, wird endlich gut: Nach fünf Jahren wurde die Kirchenmauer in Metterzimmern renoviert. Kostenpunkt: rund 159 000 Euro.

Es sei Gefahr in Verzug gewesen, sagt Helga Schuler, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Metterzimmern, an der Kirchenmauer bei der Michaelskirche. Vor wenigen Wochen wurde die Sanierung eines Teilstücks der Mauer abgeschlossen – endlich. Denn bereits 2015 starteten die Planungen und die Bauberatung. Fünf Jahre später ist der erste Abschnitt von drei abgeschlossen. Die Kosten für die Teilsanierung liegen bei knapp 159 000 Euro. Die Investition der kleinen Kirchengemeinde sei jedoch notwendig gewesen, sagen Helga Schuler, Birgit Link, zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, und Edith Wild, Kirchenpflegerin, einstimmig.

Strenge Vorgaben

„Unsere Befürchtung war, dass Menschen durchs Tor gehen und von einem Stein getroffen werden“, schildert Schuler den Zustand der Mauer, die deswegen nicht mehr zugänglich war. Denn der Mörtel, der die Natursteine zusammen halten sollte, war fast komplett ausgewaschen und die Steine bröckelten den Kirchgängern auf die Füße. „Der Mörtel wäscht sich mit der Zeit aus und so war fast kein historischer Mörtel mehr vorhanden.“ Das wiederum war jedoch für die Restaurierung notwendig, denn die Kirchmauer steht unter Denkmalschutz und daher unterlagen die Arbeiten strengen Vorgaben. „Die Mauer musste historisch saniert werden und wir waren gezwungen, uns an die Vorgaben zu halten“, erklärt die Pfarrerin die damit zusammenhängenden Kosten und auch die Zeitspanne bis zum Baubeginn.

Denn während die Planungen bereits 2015 begannen, konnten die Handwerker erst im Dezember 2019 loslegen. Zunächst musste der Oberkirchenrat informiert werden und seinen Segen geben. Eine Abteilung in Stuttgart übernahm die Bauberatung und ein Finanzierungsplan wurde erstellt. Denn so kleine Gemeinden wie Metterzimmern können so große Projekte kaum alleine stemmen. Deswegen erhält die Gemeinde Zuschüsse aus einem Ausgleichsstock der Landeskirche. Die Landeskirche gab wiederum vor, auch das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg zu informieren. Zu Beginn stellte sich die Frage, ob dies überhaupt notwendig sei, weil nicht viel über die Historie der Mauer bekannt ist.

Von der Kirche weiß man, dass sie 1906 erbaut wurde. „Die Mauer war wahrscheinlich schon immer da“, sagt Birgit Link. Einen „Ortsbild prägenden Charakter“ nannte es das Landesamt und entschied: Die Mauer ist schützenswert. Doch Mitarbeiter des Amts für Denkmalpflege waren erst im September 2018 vor Ort und teilten Helga Schuler mit, dass die Fristen für Gelder für 2018 bereits abgelaufen waren. So zog sich das Ganze wieder ein Jahr hin. „Die Kosten sind in der Zwischenzeit explodiert“, sagt Schuler und begründet dies mit den allgemeinen Umständen: Zum einen sind die Baukosten generell in die Höhe geschossen. Beim ersten Kostenvoranschlag war die Rede von 80 000 Euro für den ersten Abschnitt. Zum anderen war nicht klar, wie stark die Mauer zerfallen war und wie viel Arbeit dahinter steckt. „Zusätzlich mussten alle Arbeiten von Fachfirmen durchgeführt werden“, beschreibt Link eine der Vorgaben des Denkmalschutzamts. Es sei eine Zitterpartie gewesen, doch musste die Kirchengemeinde keine Schulden aufnehmen. „Wir sind froh, dass wir uns das leisten konnten“, sagt Kirchenpflegerin Edith Wild. Die Verdoppelung der Baukosten rühre zudem daher, dass bereits ein Teil vom zweiten Bauabschnitt in die Sanierungsarbeiten eingeflossen ist.

Vor 60 Jahren renoviert

Denn die Arbeiten seien aufwendig gewesen. Lose Stützen und Wurzelschub sorgten beispielsweise für klemmende Türen. Von der kaputten Mauer, die von der Aussegnungshalle bis zum Flattichhaus verläuft, wurden Mörtelproben genommen, um den Originalmörtel herzustellen. Viel sei nicht mehr übrig gewesen, weil die Kirchenmauer vor rund 60 Jahren renoviert wurde. Doch damals sei dies nicht fachmännisch und denkmalschutz-konform gemacht worden. Teilweise war die Mauer einfach mit Zement repariert worden. Davon und von Pflanzen wie Efeu, die sich ebenfalls in das Mauerwerk fraßen, mussten die Natursteine befreit werden. Denn auch hier gab es eine Vorgabe: Die Originalsteine müssen wiederverwendet werden. Zusätzlich musste gewährleistet werden, dass der Regen abfließen kann.

Das alles hat seinen Preis. Das wurde auch von manchen Gemeindemitgliedern kritisiert. Doch Helga Schuler sieht darin nichts Schlimmes. „Uns war und ist es wichtig, die Gemeinde zu informieren, und wir sind offen für Rückfragen.“ Um die Kosten zu senken, wollte die Gemeinde gar selbst mit anpacken, doch das erlaubten die Vorgaben nicht. Die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder trübte das jedoch nicht. Knapp 25 000 Euro wurden für die Mauerrenovierung gespendet. Es werde auch immer wieder was in die Kirchenmauer fließen, kündigen Schuler und Wild weitere Bauabschnitte an, die allerdings erst in frühestens zehn Jahren anstehen.

Fehlende Foto-Kulisse

Der renovierte Teil komme gut bei der Gemeinde an. „Die Gemeinde steht hinter der Mauer. Sie ist ein Teil von Metterzimmern“, sagt Edith Wild. Konfirmanden, frisch Vermählte, Täuflinge – sie alle werden gerne vor der Mauer fotografiert, um die Erinnerungen an diesen besonderen Tag festzuhalten. Das war lange Zeit nicht mehr möglich. „Viele haben das vermisst“, sagt Schuler. „Die Fotokulisse mit unserer schönen Michaelskirche mit Kirchhofmauer ist jetzt wieder komplett und der Durchgang vom Kirchhof zum Pfarrgarten kann für unser Pfarrgartenfest und andere Veranstaltungen endlich wieder genutzt werden.“ Umso mehr freute sich die Kirchengemeinde über die Fertigstellung Ende Juni.

Die Kosten im Überblick

159.000 Euro hat die Renovierung des Teilabschnitts der Kirchenmauer gekostet. 16.000 Euro steuerte das Landesamt für Denkmalpflege hinzu. 25.000 Euro wurden durch Spenden der Kirchengemeinde finanziert. Rund 62.000 Euro stammen aus Rücklagen der Kirchengemeinde und circa 56.000 stammen vom Kirchenbezirk und aus dem Ausgleichstock. Pfarrerin Helga Schuler zudem in Kontakt mit der Stadt Bietigheim-Bissingen, ob sich diese ebenfalls an den Kosten beteiligt.

Angestoßen wurden die Arbeiten von Stefan Dautel, ehemaliger Vorsitzender des Kirchengemeinderats. „Herr Dautel war hier sehr aktiv“, sagt Pfarrerin Helga Schuler, die 2016 in die Gemeinde kam. Mit Hans Noller wurde zudem ein Architekt aus Metterzimmern für das Projekt begeistert. Mit Diplomingenieur und Statiker Johann Grau und der ausführenden Firma August Wolfsholz aus Leonberg war das Team komplett. „Hut ab vor deren Leistung“, sagt Schuler, „die Handwerker haben bei Wind und Wetter, Tag und Nacht gearbeitet.“ Zudem nahmen sie Rücksicht auf Beerdigungen. Im Bezug auf Lärm half jedoch die Pandemie. Jegliche Gottesdienste waren verboten und so störten die Bauarbeiten auch nicht.

 
 
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