Gelbe, pinke und grüne Wagen wirbeln im Kreis herum. „Welcome, auf geht’s“, ruft Markus Erbe ins Mikrofon. Der Technische Leiter des Fahrgeschäfts „Breakdance“ ist einer der vielen Schausteller, ohne die der Vergnügungspark beim Pferdemarkt nicht funktionieren würde. „Schausteller kann man nicht lernen. Wir können alles – zu 50 Prozent“, sagt der gelernte Tischler und lacht: „Ich mache das mein ganzes Leben.“
Schausteller beim Pferdemarkt „Wir bringen den Leuten sofort Freude“
Ohne Schausteller würde es keinen Vergnügungspark beim Pferdemarkt Bietigheim-Bissingen geben. Was sie antreibt, das ganze Jahr von Ort zu Ort zu ziehen, haben zwei von ihnen der BZ verraten.
Ein Klassiker der 80er-Jahre
„Breakdance“ ist ein Klassiker, auch auf dem Pferdemarkt: Rund drei Minuten dauert eine Fahrt mit dem Karussell, das seit 1988 im Einsatz ist – vom ersten Betriebstag an in Besitz der Familie Kinzler. Fahren mit dem „Breakdance“, „das ist wie Autoscooter nur ein bisschen schneller“, sagt der 47-jährige Erbe und dreht am Bedienknopf – von draußen hört man das Juchzen der Fahrgäste ob der sich schneller drehenden Wagen. Manchmal kommen gleich drei Generationen, um gemeinsam mit dem „Breakdance“ zu fahren, sagt er.
Was die Faszination als Schausteller für ihn ausmacht? „Wenn ich die Kinder sehe, die sich freuen, gibt mir das Kraft und verschafft mir ein gutes Gefühl“, sagt Erbe, dessen Eltern schon als Schausteller unterwegs waren. „Sollte ich mal aufwachen und keine Lust mehr darauf haben, müsste ich sofort aufhören damit.“ Der Saisonbetrieb dauert für ihn von März bis Ende Oktober. Erbe stammt aus Osnabrück, hat dort eine Wohnung, die er jedoch nur sechs Wochen im Jahr bewohnt. Außer während Corona, das sei für Schausteller hart gewesen, sagt Erbe. Denn: „Leben und Beruf kann man bei uns nicht trennen.“ Seinen besten Freund sieht er nur einmal pro Jahr, Ehen mit „normalen Menschen“, die keine Schausteller sind, seien selten.
Kein einfacher Job
Von seiner Fahrerkabine aus sieht Erbe seine Partnerin über einen Monitor: Wie er auch verkauft sie Tickets, außerdem ist sie für die Küche zuständig. „Der Job ist nicht einfach, wir müssen vieles entbehren“, sagt er. Daher wird das Personal auf Firmenkosten verpflegt. Rund sieben bis acht Leute sind bei Betrieb im Einsatz. Da das Fahrgeschäft von jeder Seite aus betreten werden kann, müssen sie viele Flächen im Auge behalten. An diesem Samstag knallt die Sonne auf das Pferdemarkt-Gelände. Die Mitarbeiter wechseln sich zwischen Sonne und Schatten ab.
Auf vier Lkw wird das Fahrgeschäft, dessen Rückwand 1988 von dem Maler Jacques Courtois mit Ölfarben bemalt wurde, transportiert. Außerdem gibt es einen Personalwagen und eine Wohnung. Vor Bietigheim war das „Breakdance“-Team in Düren, danach geht es nach Bonn. Gute Pflege und Wartung ist Pflicht, „sonst würde das Fahrgeschäft nicht so gut aussehen, und der TÜV ist für alle Pflicht“, sagt Erbe.
Zum ersten Mal auf dem Pferdemarkt dabei ist in diesem Jahr der „Fortress Tower“. Pro Fahrt können 24 Personen darin in freiem Fall 80 Meter in Tiefe sausen – mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Nichts für schwache Nerven. Der höchste mobile Freifallturm ist für Geschäftsführer Tobias Fricke vor allem „technisch spannend“. Bremsfinne und Magnetbänder sorgen dafür, dass die Mitfahrer „ausfallsicher immer nach unten kommt, auch bei Stromausfall“, sagt er. Jeden Tag müssen die Bügel der Sitzen geprüft werden, die zweifach gesichert sind, sonst kann der computergesteuerte Turm nicht gestartet werden. Eine aufwendige Einweisung ist nötig, bevor man das Fahrgeschäft von Betreiber Alexander Goetzke steuern kann.
Begeisterung nach fünf Minuten
Fricke gefällt die plastisch gestaltete Rückwand im Mittelalter-Stil, die von Skulpturen bewohnt wird: „Das sieht man nicht oft auf Volksfesten“. Früher hat er Projekte bei einer Unternehmensberatung verantwortet. Heute gefällt ihm das Sinnstiftende am Schaustellerdasein: Eine Fünf-Minuten-Fahrt mit auf dem Turm würde dazu reichen: „Wir bringen den Leuten sofort Freude.“