Schillerpreis Marbach Preis für Haltung und Weltoffenheit

Von Jonathan Lung
Die Schauspielerin Iris Berben nahm am vergangenen Freitagabend den Schillerpreis der Stadt Marbach entgegen, den sie bekam, weil sie eine Streiterin im Sinne Friedrich Schillers sei Foto: /Oliver Bürkle

Iris Berben erhält den Schillerpreis: Die Jury ehrte damit ihr Engagement in der Tradition des „Dichters der Freiheit“.

Am Ende wollte Iris Berben noch ein Foto zeigen, sie mache das zur Zeit immer bei öffentlichen Auftritten. Es zeigte eine zweifache Mutter, Yarden Romann, die nun eine Geisel der Hamas ist. Für sie hatte Berben, stellvertretend für alle, die Patenschaft übernommen – „Lassen Sie uns die Geiseln nicht vergessen. Damit sich etwas bewegt, müssen die politischen Verhandlungen weitergehen“, hatte sie schon vor der Preisverleihung gefordert.

Es ist ihre klare Haltung, für die Berben in Marbach geehrt werden sollte, in der Tradition Schillers: „Für was alles stand der Dramatiker Friedrich Schiller, in welchem Atemzug wird man da genannt. Aber wenn es um seine Haltung geht, um all das, worauf er sich in seinem leider doch recht kurzen Leben eingelassen hat, sehe ich schon gewisse Parallelen: Meinungsfreiheit, Humanität, Individualität. Dafür stehe ich auch“, beschrieb sie ihre Reaktion auf die Nachricht, dass sie den Schillerpreis erhalten solle (wir berichteten).

Weltoffenheit, Toleranz und Liberalismus

Die Jury habe eine gute Wahl getroffen, fand Bürgermeister Jan Trost am vergangenen Freitag in der randvollen Marbacher Stadthalle auf der Schillerhöhe. Am Geburtstag des Dichters sollte ihm und der „Epoche des revolutionären und späteren klassischen deutschen Dramas“ gedacht werden. Ein Grundgedanke in Schillers Werk sei der Freiheitsbegriff, so der Bürgermeister, „die Erziehung des Menschen zur Freiheit“, die aber, so erkannte schon Schiller „Arbeit für mehr als ein Jahrhundert“ sei. Auch die Geburtsstadt des „Dichters der Freiheit“ zeichneten bis heute „Weltoffenheit, Toleranz und Liberalismus“ aus, genauso wie das Streben, „gegenüber Tendenzen der Ausgrenzung und Diskriminierung widerstandsfähig zu sein.“ Insofern sei Iris Berben eine würdige Trägerin des Schillerpreises, der an Menschen verliehen wird, die sich für einen „Freiheitsbegriff im Sinne Schillers“ einsetzen.

In der Öffentlichkeit Haltung zu zeigen, „für Toleranz und Mitmenschlichkeit sowie gegen das Vergessen, gegen Antisemitismus einzutreten“, sei ihr Verdienst. Ihre Stimme gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung zu erheben“, sei Berbens „Lebensaufgabe“. Die Schauspielerin sei eine der Personen, für die es „kein Entkommen in Deutschland gebe“, beschrieb Nils Minkmar in seiner Laudatio: Sie kenne jeder, sie werde überall erkannt, ihr Name sei eine Marke. Es sei „ihre Wirkung, die das Land verbessert hat“.

Menschen verbessern, ohne zu nerven

Friedrich Schiller und Iris Berben hätten dabei ein ähnliches Problem gemein: „Wie verbessere ich die Menschen, ohne sie zu nerven“ – dem Dichter begegnete das Problem nach der Französischen Revolution, der Schauspielerin und „engagierten Linken“ nach dem Nationalsozialismus, so Minkmar. Die Künstlerin, nahm als eine der ersten nach dem Terroranschlag der Hamas an einem Demonstrationskonzert teil.

Sie komme „mit der Welt schwer zurecht gerade“, gestand die Geehrte. Der Krieg in der Ukraine und die Gewalt in Nahost habe sie sogar zweifeln lassen, ob sie den Preis überhaupt entgegennehmen solle. „Wir sind oft wie gelähmt“, so Berben – und genau das sei die Zeit der Menschenfänger, die ihr „Gift in die Gesellschaft“ träufelten und einfache Antworten auf komplizierte Fragen böten. Wobei dieses Gift schon „relativ selbstbewusst daherkommt“, und fragte: „Warum empören wir uns nicht über eine in großen Teilen rechtsradikale Partei?“

Ihr Preisgeld will sie an den UNHCR spenden, die Flüchtlingshilfe der Vereinten Nationen.

Der Schillerpreis der Stadt Marbach

Der Schillerpreis wird jedes zweite Jahr an Friedrich Schillers Geburtstag vergeben – dieses Jahr dem 264. Dotiert ist er mit einem Preisgeld von 10 000 Euro von der Geburtsstadt des Dichters.

 
 
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