Schloss Bönnigheim Wunschkonzert für die Bönnigheimer

Von Susanne Yvette Walter
Matthias Leucht (rechts) und Holger Engel erfüllten im Schloss Bönnigheim Musikwünsche aus dem Publikum. Foto: /Martin Kalb

Matthias Leucht und Holger Engel erfüllen Musikwünsche des Publikums im Schloss.

Wie oft hört man den lapidaren Satz vom Leben, das kein Wunschkonzert sei. Von wegen: Musiker wie Matthias Leucht und sein Weggefährte Holger Engel aus Pforzheim haben es drauf, Menschen für ein paar Sunden zu entführen in eine Welt, in der die Zuhörer die Seele baumeln lassen können und Wünsche – zumindest musikalische – in Erfüllung gehen.

Ein Händchen für den Jazz

Damit das Stadionsche Schloss in Bönnigheim nicht etwa nach dem Auszug der Sammlung Naiver Kunst in den Dornröschenschlaf fällt bis zu seiner weiteren Verwendung, sorgen Kammerkonzerte wie das am Samstagabend. Matthias Leucht ist in Bönnigheim ein gern gesehener Musikprofi, der geschätzt wird für sein individuell hoch dotiertes Saxofonspiel, für sein Händchen für den Jazz, für seinen markanten Humor, vor allem als original Ochsenbacher Lokalmatador und Unikat.

Am Samstagabend stellt er sich zusammen mit seinem ebenso fingerflinken Kollegen Holger Engel am Piano auf die Bühne. Beide sind nicht nur instrumental, sondern auch gesanglich bärenstark, geübt, gewitzt, selbstbewusst und damit sehr unterhaltsam. Zu Gehör bringen sie, eingetaucht in pinkfarbenes Licht im kleinen schmucken Konzertsaal des Schlosses, all die Jazzklassiker, die das Bönnigheimer Publikum vorher ausgesucht hat.

Für die Gestaltung des Wunschkonzertes mussten schließlich zuerst Wünsche eingereicht werden. „Stand by me“ von Ben E. King ist eines der ersten, die Leucht sich vorgeknöpft hat: „The Pink Panther“ in d-Moll flammt auf. „There’s no sunshine, when she’ s gone“ auch - Gestirne stehen hoch im Kurs an diesem grauen Abend,der keine Sterne durchlässt. All die Klassiker liefern dem Duo eine Spielwiese für Improvisation, die voller Blüten ist. Da bleibt nur eins: mitgrooven, genießen und sich spontan auf das einzulassen, was jeder zwar kennt und doch neu entdecken darf.

Matthias Leucht, gern gesehener Gastmusiker in Bönnigheim, lässt einmal mehr sein Saxofon sprechen und stellt seine Stimme hinten an. Holger Engel, der Pianist, kommt auch als Solist so gut an, dass Jazzfans nicht müde werden, zu klatschen. Immer wieder lassen beide als Gag musikalische Themen aufblitzen, die mit dem eigentlichen Stück nichts zu tun haben. Oder doch, weil Jazz viel Spielraum dafür lässt.

Es wird viel gelacht und geswingt an diesem Abend. Das Duo ist zum Greifen nah im kleinen Saal mit den hohen Stuckdecken. In der Pause fließen die Bönnigheimer Sommerweine die Kehlen hinunter und Klassiker der Großen wie Billy Withers, der 1971 „Ain’t no Sunshine when she’s gone“ herausgebracht hat oder Carol King, die „You’ve got a friend“ geschrieben hat füllen die beiden Musiker Leucht und Engel mit neuem Leben. Sie liefern das Gerüst für eine einmalige Begegnung, die hier ihre Form des Jazz ungezügelt wirken lassen. Beide sind Virtuosen am Instrument und leben mit ihm seit Jahrzehnten.

Neues Denkmal für den Jazz

Natürlich will das Duo am Ende keiner gehen lassen. Doch Robbie Williams Ballade „Angel“ setzt schließlich den Punkt auf das i eines charmanten Abends. Der Impulsgeber Jazz hatte sich unter den Fingern von Matthias Leucht und Holger Engel ein neues Denkmal gesetzt.

 Susanne Yvette Walter

 
 
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