Schlossfestspiele Ludwigsburg 200 Kinder singen Haydns Schöpfung

Von Gabriele Szczegulski
200 Kinder aus Besigheim und Hoheneck sangen die Hauptteile von Haydns Schöpfung, gemeinsam mit der Gächinger Cantorey und dem Orchester der Stuttgarter Bachakademie. Dirigentin für die Chöre war Sabine Layer.&x21e5; Foto: Bachakademie

„Erde an Zukunft“ hieß das Konzert im Forum in Ludwigsburg, in dem Schüler aus Besigheim und Hoheneck die Chorpartie sangen. Es fand im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele statt.

Vieles ist anders bei diesem Konzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele: Vor dem Forum hüpfen aufgeregt Schüler in den Wasserspielen herum, lachen und quietschen. Alle sind in schwarz-weiß gekleidet. Eltern, Geschwister und Großeltern bevölkern den Zuschauerraum im Forum, kleine Geschwister der Chormitglieder wuseln herum.

Nicht konventionell

Es ist klar: Es ist kein konventionelles Schlossfestspielkonzert. Da müssen die Stammbesucher Toleranz und Geduld beweisen. Dafür ist das Konzerterlebnis ein lebendiges und aus dem sakralen Werk „Die Schöpfung“ wird ein Lobgesang auf die Welt, die Natur, das Leben.

Die 200 Schülerinnen und Schüler, vereint in einem großen Chor, kommen aus der Maximilian-Lutz-Realschule und dem Christoph-Schrempf-Gymnasium in Besigheim sowie der Grundschule Hoheneck.  Anderthalb Jahre haben sie mit ihren Lehrerinnen Diana Krafft, Ute Simmler und Sabine Maria Cantarutti (Besigheim) sowie Constanze Dodillet und Dorothee Hoff (Hoheneck) und der Dirigentin der Bachakademie Sabine Layer digital, in Gruppen und alle zusammen, die Fassung geprobt, die Karsten Gundermann schrieb. Auch wenn er sie für Kinder anpasste, leicht zu singen ist sie deshalb nicht und schließlich stehen die Kinder mit Profisängern wie der Gächinger Cantorey auf der Bühne und singen mit ihnen.

In Kooperation der Bachakademie Stuttgart und der Ludwigsburger Schlossfestspiele erarbeiteten sie Chorstücke, die sie gemeinsam mit der Gaechinger Cantorey, dem Orchester der Bachakademie und drei Solisten in einem Familienkonzert auf die Bühne bringen. Das Ludwigsburger Konzert ist eines von sechs, das jeweils mit Kindern aus der jeweiligen Region aufgeführt wird.

Die Kinder sind der Mittelpunkt der Aufführung, jede ihrer Gesangseinlagen wird beklatscht – und sie haben es verdient. Ohne Textblatt, auswendig, fehlerfrei, singen die Kids die teilweise schweren Texte und sogar eine Choreografie haben sie einstudiert. Jeder Einsatz passt auf den Punkt, keine Stimme krächzt, jeder Ton sitzt. Hier sind kleine Profis am Werk. Mitreißend ist ihre Vorführung, vor allem dann, wenn sie eigens von Karsten Gundermann dazu komponierte Texte singen. Einer kommt sogar vom Astronauten Dr. Ulf Merbold, der die Schöpfung einleitet. Die Kinder haben Freude daran, auf dieser großen Bühne zu stehen und mit Inbrunst von Gottes Werk zu singen.

Gerade weil Haydns Werk von jungen Menschen intoniert wird, wird seine Aktualität klar: Die Umwelt muss geschützt werden, jedes Wesen auf der Welt muss gerettet werden. Nachhaltigkeit und Umweltschutz dürfen keine puren Floskeln sein, deswegen ist der Beititel auch „Erde an Zukunft“, inspiriert durch „Fridays for Future“: „Den Impuls zum Umdenken und zum Handeln für eine lebenswerte Zukunft geben hier die Kinder“, sagt Komponist Gundermann.

Bewegender Höhepunkt

Die Aufführung im Forum war mit Sicherheit eine der bewegenden Höhepunkte der diesjährigen Schlossfestspiele und sind auch ein Wendepunkt hin zur Aufführung für die Zukunft, um andere, neue, jüngere Besucher anzuziehen, aber das Schlossfestspielepublikum nicht zu vergraulen. Vor allem aber ist es das Mitreißende, Professionelle trotz der Teilnahme von Kindern, was die Aufführung so besonders macht.

„Mir hat es sehr gut gefallen, auch wenn ich sonst kein Fan klassischer Musik bin, aber diese Musik hat mich sehr bewegt. Wir sind das erste Mal bei den Schlossfestspielen, weil mein Sohn mitmacht“, sagte ein Vater aus Hoheneck.

 
 
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