Das Feuerwerk beim Klassik Open Air der Ludwigsburger Schlossfestspiele am 19. Juli stelle eine Gefahr für den streng geschützten Nachtreiher dar. Zu diesem Ergebnis kommen Fachleute der höheren Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP). Deshalb musste das Landratsamt Ludwigsburg das Feuerwerk am Ende des Konzerts untersagen.
Schlossfestspiele Ludwigsburg Kein Feuerwerk beim Klassik Open Air am Monrepos
Das Verbot des Abbrennens von Feuerwerkskörpern bedeutet auch, dass dies das letzte große Konzert am Schloss Monrepos der Schlossfestspiele ist.
Einziger Brutplatz des Nachtreihers im Land
Der Nachtreiher steht auf der Roten Liste gefährdeter Brutvogelarten. 2023 hatte er sich auf der Amorinsel im Schlosssee angesiedelt. Aktuell befindet sich dort der einzige besetzte Brutplatz in Baden-Württemberg. Bislang ging das Landratsamt davon aus, dass der Reiher zum Zeitpunkt des Open Airs seine Brutaktivitäten abgeschlossen hat. Ornithologen stellten jedoch fest, dass nach dem Feuerwerk deutlich weniger Nachtreiher am Monrepos beobachtet werden konnten als zuvor.
Deshalb versuchten Vertreter des Regierungspräsidiums, der Stadt und des Landratsamts Ludwigsburg eine Lösung zu finden, um das Feuerwerk durchführen zu können, ohne den Nachtreiher zu gefährden. Unterschiedliche Plätze für den Abschuss des Feuerwerks wurden geprüft. Die Fachleute des RPs kamen jedoch bei allen vorgelegten Varianten zum Ergebnis, dass eine erhebliche Störung des Nachtreihers während der Aufzucht- und Brutzeit vorliege und die Gefahr bestehe, dass sich der Bestand verringert.
Bei späten Brutzeiten des Nachtreihers bestehe auch die Möglichkeit der Verletzung oder gar Tötung der noch nicht flugfähigen Jungvögel. Das Landratsamt musste daher den Ludwigsburger Schlossfestspielen als Veranstalter die Durchführung des Feuerwerks untersagen.
Idee hatte Wolfgang Gönnenwein vor 30 Jahren
Die Ludwigsburger Schlossfestspiele begehen dieses Jahr das 30-jährige Bestehen des Monrepos Open Air. 1995 hatte das Format auf der Domäne Monrepos erstmalig Premiere. Festspiel-Intendant Wolfgang Gönnenwein hatte seinerzeit die Idee, ein großes Musikfest mit Feuerwerk in einer Sommernacht zu inszenieren, für welches die großartige Bühnenlandschaft auf Monrepos, bestehend aus Festinwiese, Seeschloss und Park-Architektur, einst angelegt und geschaffen worden war.
Das Monrepos Open Air hat sich in den letzten 30 Jahren zu einem profilgebenden Traditionsformat der Ludwigsburger Schlossfestspiele mit bundesweiter Ausstrahlung entwickelt, das jährlich bis zu 8000 Besucherinnen und Besucher auf die Domäne Monrepos lockt, so die Schlossfestspiele in einer Mitteilung. „Für viele gehört das Feuerwerk als grandioses, emotionales Konzert-Finale untrennbar zum Monrepos Open Air. Umso mehr bedauere ich, dass es nicht stattfinden kann“, sagt Intendant Lucas Reuter. Man habe intensiv versucht, gemeinsam eine Alternative zu finden, die dem Naturschutz gerecht werde und trotzdem das Feuerwerk ermöglicht. „Dass jetzt trotz aller Bemühungen keine Lösung gefunden wurde, ist sehr enttäuschend und die Weisung des Regierungspräsidiums an das Landratsamt ist für mich absolut nicht nachvollziehbar“, so der Aufsichtsratsvorsitzende der Ludwigsburger Schlossfestspiele, Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht.
OB will juristisch gegen die Entscheidung vorgehen
Die Schlossfestspiele, so der OB, der auch Jurist und Verfassungsrechtler ist, würden sich ausdrücklich vorbehalten, beim Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung vorzugehen. „Viele Menschen besuchen das Monrepos Open Air gerade wegen dieses speziellen Dreiklangs aus Musik, Feuerwerk und Natur. Ich hoffe, dass die Besucherinnen und Besucher nun trotzdem zahlreich kommen werden“, sagte Knecht
Die Schlossfestspiele werden, so die Pressemitteilung weiter, mit Lichteffekten und -installationen „auf jeden Fall alles tun, um den Zuschauerinnen und Zuschauern einen magischen Abend zu bescheren“.
Das Monrepos Open Air der Ludwigsburger Schlossfestspiele wird am Samstag, 19. Juli, ohne Feuerwerk und „zum letzten Mal als großes Orchesterkonzert für mehrere tausend Besucherinnen und Besucher gezeigt werden“, so Lucas Reuter, der damit also das Ende der Konzerte am Schloss Monrepos verkündet.
„Ich respektiere die Entscheidung des Regierungspräsidiums und bedauere sie sehr. Gleichzeitig bedeutet das Feuerwerksverbot aber auch das Ende des Monrepos Open Air, das ein einzigartiges Open-Air-Konzert-Format für Baden-Württemberg darstellt“, so Reuter.
Arien aus „Die Fledermaus“ und „Der Rosenkavalier“
Zu Johann Strauss’ 200. Geburtstag stehen laut Mitteilung der Ludwigsburger Schlossfestspiele neben Walzern und Arien aus seiner berühmten Operette „Die Fledermaus“ weitere Werke von Alexander von Zemlinsky sowie Richard Strauss’ „Rosenkavalier-Suite“ auf dem Programm. Zusammen mit den Solisten Anna Gabler und Norbert Ernst verwandeln Vinzenz Praxmarer und das Orchester Divertimento Viennese die Festinwiese und das Seeschloss Monrepos stimmungsvoll in eine ausladende Wiener Ballszene des Fin de Siècle.sz