Fünf Jahre lang hat Jochen Sandig den Ludwigsburger Schlossfestspielen als Intendant seinen Stempel verpasst und die rund 90 Jahre alte Institution in ein neues, modernes Zeitalter geführt. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Gabriele Zerweck hat er am Freitagabend zu einer wunderbaren Abschiedsfeier geladen, die alles hatte, was ein Sommernachtstraum braucht: warmes Wetter, schöne Worte, gute Musik, ausgelassene Gäste – und natürlich eine exquisite Bewirtung.
Schlossfestspiele Ludwigsburg Zeit für Dankesworte und Freudentänze
Zum Abschied von Jochen Sandig gab es eine „Frei Luft Musik“ voll kosmopolitischer Klänge auf dem Marktplatz.
Er war immer präsent, verstand sich als Gastgeber, begrüßte vor den Auftritten immer persönlich – auch beim „Frei Luft Finale“ war Jochen Sandig ganz bei sich, er tanzte in der ersten Reihe, filmte voller Begeisterung den charismatischen Shantel samt dem exzellent spielenden Bucovina Club und wechselte spielerisch die Perspektiven, wofür er auch schon mal auf den Marktbrunnen kletterte, um von dort aus den auf einer der Boxen balancierenden Musiker mit Publikum zu filmen und dabei zugleich weiterzutanzen. Auch Gabriele Zerweck tanzte, mischte sich unter die Gäste und hatte sichtlich Spaß an dem Spektakel, das mit lobenden Worten am späten Nachmittag begonnen hatte.
„Sie haben die Schlossfestspiele ins Herzstück unserer Stadt geholt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht. Die „Frei Luft Spiele“, die immer freitags während der Festspielsaison Gäste auf dem Marktplatz unterhalten haben, soll es weiterhin geben, versprach das Stadtoberhaupt. Denn damit sei neues, auch junges Publikum gewonnen worden.
Lob für Innovationsgeist
Knecht lobte den Innovationsgeist von Sandig, der mit viel Herzblut und manchmal auch verrückten Ideen das Festival durch die Pandemie geführt habe und danach für einen Zuwachs an Publikum sorgen konnte. Sandig und Zerweck seien mit ihren Mitarbeitern zu einem tollen Team zusammen gewachsen. Gemeinsam hätten sie nicht nur in jeder Saison ein unvergleichliches Programm auf die Beine gestellt, sondern auch auf Nachhaltigkeit gesetzt und zusätzliche Fördermittel akquiriert. So flossen allein aus Berlin in den vergangenen drei Jahren drei Millionen Euro zusätzliche Mittel, „die ohne Sie nicht möglich gewesen wären.“
„Sie hinterlassen ein bestelltes Feld“, so der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Arne Braun, der die aktuellen Zahlen parat hatte: 26.000 Besucher hatten in diesem Jahr Aufführungen der Schlossfestspiele gesehen, das macht eine Auslastung von 81 Prozent. Dabei habe sich das Ludwigsburger Team nicht nur in der eigenen Stadt neue Festspielorte gesucht, sondern auch andere Möglichkeiten eingebunden, wie zum 200-jährigen Jubiläum im Sommer die Grabkapelle auf dem Rotenberg in Stuttgart.
Nicht auf der Rednerliste stand Cem Özdemir, der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Er ist mit dem in Berlin lebenden Intendanten befreundet und kam auf einen Sprung beim Abschiedsfest vorbei. Er lobte vor allem Sandigs Einsatz für das Fest der Künste, das ebenso ein Fest für Demokratie und Nachhaltigkeit war. „Von diesem Geist brauchen wir mehr“, so Özdemir.
Bäume statt Blumen
Zum Abschluss griff sich Jochen Sandig das Mikrofon, um sich gemeinsam mit Gabriele Zerweck zu verabschieden: „Unser gemeinsamer Weg hat uns beide sehr erfüllt, wir hatten immer Freude und Spaß am wirklichen Gestalten.“ Fast 1000 Bäume sind jetzt gepflanzt worden, denn anstatt Blumen gab es für die aufgetretenen Künstler immer Bäume. Der kleine Festspielwald wird bleiben und weiter wachsen.
Ines Schmiedl