Schüler und Schülerinen schauen beim Glasblasen zu Heiße Kunstwerke aus Quarzsand

Von Michaela Glemser
Glasbläserin Sabine Sommer zeigte den Schülern und Schülerinnen der Kirbachschule ihr Handwerk.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Glasbläser Sabine und Helmut Sommer zeigen Kirbachschülern in Hohenhaslach ihr filigranes Handwerk.

Mit den Worten „Wir haben einen der heißesten Berufe der Welt“, begrüßte Helmut Sommer die Kinder der Kirbachschule in Hohenhaslach, bevor aus seinem Gasbrenner eine große Flamme strömte. Seit mehr als 35 Jahren fährt der Glasbläser aus dem Landkreis Coburg mit seiner Frau Sabine durch die Lande, um Menschen für sein traditionelles Handwerk zu begeistern. „Die Familie Sommer ist alle vier Jahre bei uns an der Kirbachschule zu Gast. Die Kinder sind immer wieder begeistert von dieser Kunst“, betonte Rektor Rainer Graef.

Die Glasbläserei hat in der Familie Sommer bereits eine lange Tradition seit Generationen. „In unserem Familienbetrieb arbeiten heute fünf Glasbläser und eine Glasmalerin. Ich bin gemeinsam mit meiner Frau Sabine, die auch Glasbläserin ist, unterwegs“, erzählte Sommer.

Temperatur von bis zu 1000 Grad

Vor allem Weihnachtsbaumschmuck ist die große Leidenschaft der Sommers. Daher durften die Grundschüler zunächst bei der Herstellung einer Christbaumspitze zusehen. Bis zu 1000 Grad heiß wird die Temperatur über dem Brenner, vor den Sabine Sommer einen durchsichtigen Glaskolben hält. Während das Material außen kalt bleibt, wird es in der Mitte sehr heiß und flüssig. Dieses Mittelstück blies Sommer unter dem Staunen der Kinder zu einer Kugel, die anschließend mit einem Muster versehen wurde. „Dafür braucht ein Glasbläser kein spezielles Werkzeug, nur das Glas aus Quarzsand, den Brenner, seinen Mund und seine Finger“, so Sommer.

Ein Junge aus der vierten Klasse wollte wissen, ob Sommer schon einmal etwas kaputt gegangen sei oder er sich die Finger verbrannt habe. Der Glasbläser erinnerte sich an den Beginn seiner dreijährigen Ausbildung, als viele seiner Erstlingswerke mehrere Anläufe bedurften. „Wichtig ist, dass die Glasstelle, die gerade bearbeitet wird, nicht auskühlt, sonst platzt sie“, so Sommer.

Mit einem kalten Glaskolben schnitt seine Frau die heiße Christbaumspitze ab und versiegelte die Ränder mit Kerzenwachs, damit sich niemand daran schneiden kann. Schon nach ein paar Minuten konnten die Kinder die fertige Christbaumspitze begutachten, die wohl erst in einem Jahr einen Tannenbaum schmücken wird. Für die kommende Weihnachtssaison haben die Sommers nämlich bereits alle Schmuckstücke fertiggestellt.

Auch eine kleine Blumenvase mit blauen Tupfen und einem Schwan bliesen die Sommers vor den Augen der Kinder aus Glas. Später durften die Mädchen und Jungen selbst aktiv werden und am sogenannten „Lungenprüfer“ testen, ob auch sie für dieses Handwerk ausreichend Luft haben. Publikumsliebling bei den Kinder war das kleine „Flaschenteufelchen“, das sich in einer mit Wasser gefüllten Flasche wie von Zauberhand nach oben und unten bewegte. „Das kleine Männchen wurde schon im 16. Jahrhundert erfunden. Heute jedoch stellen es nur noch ganz wenige Glasbläser her. Kann mir vielleicht jemand sagen, warum das Männchen in der Flasche hoch- und wieder hinunterhüpft?“, fragte Sommer. Einige kannten den Trick schon und erklärten, dass mit dem Druck auf die Flasche Wasser durch ein kleines Loch in das hohle Glasmännchen hineinströmt und die Luft entweichen lässt. „Jetzt habt ihr nicht nur ein sehr altes Handwerk kennengelernt, sondern auch noch Physikunterricht erlebt“, so der Glasbläser.

 
 
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