Schülerprojekt aus Bietigheim-Bissingen Barrierefrei durch Legosteine

Von Heidi Vogelhuber
Die Schüler und Schülerinnen des Schulsanitätsteams beim Austesten der Lego-Rampe an der Schule. Auf die Proberampe sollen Rampen für das gesamte Stadtgebiet folgen. ⇥ Foto: Realschule im Aurain

Schüler und Schülerinnen der Realschule im Aurain in Bietigheim-Bissingen bauen Rampen aus den Spielzeug-Steinen, um Rollstuhlfahrern die Teilhabe zu ermöglichen. Es werden noch Lego-Spenden gebraucht.

Deutschlandweit sind 1,4 Millionen Menschen auf einen Rollstuhl angewiesen. Dass es im Alltag nicht immer so einfach ist wie es eigentlich sein sollte, von A nach B zu kommen, haben Schüler und Schülerinnen der Realschule im Aurain am eigenen Leib erfahren können. „In einem Selbstversuch hat sich ein Schüler in einen Rollstuhl gesetzt und ein zweiter hat geschoben“, berichtet Sabine Scheyhing im Gespräch mit der BZ. Sie ist Teil des Schulsanitätsteams, dem auch Hannes Barthruff und Dominik Feger angehören. Alle zwei Wochen bildet das Team zwei Stunden lang rund 40 interessierte Schüler in Erstversorgung aus. Die Kinder seien sehr engagiert, kann Scheyhing aus den etwa sechs Jahren berichten, in denen schon die Grundlagen vom Leisten der Ersten Hilfe vermittelt werden.

Selbstversuch mit dem Rollstuhl

Bei ihrem Selbstversuch hätten die Schüler herausgefunden, dass die Barrierefreiheit zwar oft gegeben, an manchen Stellen jedoch verbesserungsfähig sei. „In Hanau lebt die sogenannte ‚Lego-Oma’, die schon seit einigen Jahren Rampen aus bunten Legosteinen baut“, sagt Scheyhing. Das Prinzip der Lego-Rampe gehe auf den Behinderten-.Aktivisten Raul Krauthausen zurück, der für sich 2014 die erste Rampe aus den bunten Spielzeug-Steinen baute.

Die Bietigheimer Schüler hätten Tipps von der 64-jährigen Rita Ebel, wie die „Lego-Oma“ heißt, bekommen und begonnen, mit Schulsanitäter Dominik Feger einen Prototypen zu bauen. Ziel war, auszuprobieren, ob denn alles so funktioniere, wie sie es sich vorgestellt haben und die Lego-Rampe Rollstuhlfahrern, aber auch Rollator- und Kinderwagen-Nutzern helfen könnte. Auch hätten die Schüler Unterstützung von Hans-Joachim Sämann vom Verein Barrierefreie Stadt Bietigheim-Bissingen bekommen, um herauszufinden, worauf es wirklich ankomme. „Natürlich ist die Lego-Rampe keine zertifizierte Rampe, daher nennt man sie ‚mobile Rampe’. Es geht darum, dass es einfach und praktikabel ist“, erklärt Scheyhing.

Die Schüler hätten sich vorgenommen, mit ihrem Projekt das ganze Stadtgebiet barrierefrei werden zu lassen. Das erste Problem daran sei, dass es sehr viele Legosteine brauche, um eine Rampe bauen zu können.

Rund 8000 Steine pro Rampe

Gut 8000 der bunten Plastiksteinchen werden pro Rampe verbaut und anschließend für eine bessere Stabilität verklebt. „Die Lego-Oma hat uns schon vorgewarnt, dass es lange dauert, bis man ausreichend Steine beisammen hat.“ Mit neuen Steinen sei man bei einem Rampen-Preis von 800 Euro. Für den Prototypen hat die Schule zusammengelegt und übers Internet gebrauchte Legosteine erstanden, auf Dauer sei das aber keine Lösung.

„Die Schüler meinten, dass es doch reichen würde, wenn jeder Bürger nur ein paar Steine spenden würde“, erzählt Scheyhing. So kam die Idee auf, auf Bietigheim-Bissinger Unternehmer zuzugehen und sie zu bitten, Sammelboxen für die Steine aufzustellen. Mit Unterstützung von Klaus Kittel, dem Inhaber des gleichnamigen Modegeschäfts in der Altstadt, seien die Boxen in Geschäften verteilt worden (siehe Infobox). „Zusätzlich werden die engagierten Jugendlichen einen Stand auf der Herzens Mai‘le am verkaufsoffenen Sonntag, 8. Mai, haben, um ihr Herzensprojekt voranzubringen“, kündigt die Schulsanitäterin an. Dort könne die Prototyp-Rampe von Besuchern ausgetestet werden.

Info Die Legosteine können bereits zur Herzens Mai‘le mitgebracht und an dem Stand des Aurain-Schulsanitätsteams oder bei einer der Sammelstellen abgegeben werden.

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