Schulbeirat in Bietigheim-Bissingen tagte in außerordentlicher Sitzung Filter kommen wohl nicht so schnell

Von Uwe Mollenkopf
Ein Luftfilter in einem Klassenzimmer. Über die Geräte in Bietigheim-Bissingen entscheidet noch diesen Monat der Gemeinderat. Foto: dpa

Für die Schulen sind 13 Geräte vorgesehen, die Lieferfristen betragen jedoch ein halbes bis ein drei Viertel Jahr. Im Schulbeirat wurde der Wunsch nach mehr CO2-Ampeln geäußert.

Er sieht aus wie ein Kühlschrank, der Luftfilter, den die Stadtverwaltung in die außerordentliche Sitzung des Schulbeirats in die Sporthalle im Aurain mitgebracht hatte. Er versinnbildlichte das Thema, um das es ausschließlich ging: die Ausstattung der Schulen mit Luftfiltern. Doch wer gedacht hatte, die ersten Geräte seien schon da, sah sich getäuscht. Es sei nur ein Leihgerät, stellte Baubürgermeister Michael Wolf gleich eingangs klar.

Die Stadt habe das Gerät des Herstellers „Air Wolf“ in einem Besprechungsraum getestet, berichtete der Baubürgermeister. Der Geräuschpegel sei dabei etwas nach oben gegangen, und auch ein gewisser Zug sei spürbar gewesen. Insgesamt sei es aber raumverträglich. Die Funktionsweise: Verbrauchte Luft wird unten angesaugt, gefiltert, und dann oben wieder weggeblasen. Weitere Vorteile sind laut Angelika Blei vom Hoch- und Tiefbauamt, dass es „vandalensicher“ und aus der Ferne steuerbar sei sowie über eine CO2-Messung verfüge.

Welche Geräte in den 13 Räumen der Bietigheim-Bissinger Schulen zum Einsatz kommen, welche die Stadtverwaltung bei ihrer Schulbegehung im Sommer als schlecht belüftbar ausfindig gemacht hat, wird aber erst noch festgelegt. Ende Oktober berät darüber der Gemeinderat, im November soll es eine Ausschreibung geben und Mitte Dezember die Bestellung. Bis die Geräte dann da sind könne es aufgrund der langen Lieferzeiten noch ein halbes oder ein drei Viertel Jahr dauern, sagte Blei.

Nur drittbeste Lösung

Baubürgermeister Wolf machte deutlich, dass es sich bei den 13 Räumen um Aufenthaltsräume, keine Klassenzimmer, handle, die ursprünglich nicht als solche geplant waren, aber durch die Ganztagsbetreuung umgenutzt wurden. Eine Fensterlüftung sei möglich, jedoch nicht ausreichend. Die positive Seite der Begehung: Die übrigen 314 Klassen- und Aufenthaltsräume, und damit 96 Prozent, verfügten über ausreichend Fensterfläche und könnten auch quergelüftet werden (Fenster und Türen).

Wolf erklärte weiter, dass festinstallierte Anlagen zum Austausch von Innen- und Außenluft die beste Möglichkeit für die Schulen wären. Doch das sei nicht überall möglich. Daher komme dem Stoßlüften nach wie vor große Bedeutung zu. Die mobilen Filter seien „nur die drittbeste Lösung“, so der Bürgermeister im Schulbeirat. Und: Luftreinigungsräte würden keineswegs die Außenluftzufuhr ersetzen.

Wie er hinzufügte, stattet die Stadt Neu- und Erweiterungsbauten generell mit dezentralen oder zentralen Lüftungsanlagen aus. In Bestandsgebäuden prüfe man, ob und in welcher Form eine Nachrüstung mit sogenannten raumlufttechnischen Anlagen möglich sei.

Auf Nachfrage aus dem Gremium musste Wolf einräumen, dass die Stadt in den 13 schlecht belüftbaren Räume bis zum Eintreffen der mobilen Filter nichts in der Hand habe. In drei Räumen würden allerdings dezentrale Anlagen eingebaut, jedoch nicht vor dem Winter.

Teilweise bitterkalt

Die Aussicht, nochmal einen Winter unter Coronabedingungen mit viel Lüften verbringen zu müssen, stieß im Beirat auf wenig Freude. Beklagt wurde, dass in eineinhalb Jahren Pandemie wenig geschehen sei. Von einer schwierigen Situation sprach Hanspeter Diehl, der Leiter der Realschule Bissingen. Es sei in den Schulräumen teilweise bitterkalt gewesen, sagte er.

Als Wunsch wurden weitere CO2-Ampeln in den weiterführenden Schulen genannt – die die Grundschulen über die Wiedeking-Stiftung flächendeckend erhalten haben. So wisse man, wann gelüftet werden müsse. Wolf verwies auf das Corona-Budget der Schulen, das diese für Tablets, Corona-Ampeln oder anderes bekommen haben. Laut Claus Stöckle, Rektor der Aurain-Realschule in Bietigheim, ist jedoch inzwischen fast alles aufgebraucht. Inga Mollerus, die für die Schulen zuständige Amtsleiterin, sicherte zu, wer Bedarf habe, könne sich an sie wenden.

Stöckle zeigte sich ernüchtert, dass jetzt wieder nichts passiere, um die Lage in den Schulen zu verbessern. Wolf verteidigte sich und sagte, die Stadt sei nicht untätig gewesen. Die Förderung für die Filter gebe es erst seit 13. August. „Das Problem haben viele Städte“, so der Bürgermeister.

Rückendeckung erhielt die Rathausmannschaft in Sachen Coronamaßnahmen von Nicole Stockmann, Schulleiterin des Gymnasiums I im Ellental. Sie sprach in der Sitzung ausdrücklich ihren Dank an die Stadtverwaltung aus.

Info Die nächste, dann reguläre Sitzung des Schulbeirats ist am 8. Dezember. Dann steht unter anderem das Thema Digitalisierung an. 

 
 
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