Schulen im Kreis Ludwigsburg Neu: Statusgespräche an jeder Schule

Von Gabriele Szczegulski
Die Qualität des Unterrichts und die Förderung der Schüler sollen besser werden, dazu finden ab sofort Gespräche zwischen Schulräten und den Schulen statt. Foto: dpa/Felix Kästle

Die Qualität an den Schulen muss besser werden, sagt das Kultusministerium Baden-Württemberg. Schulamtsleiterin Sabine Conrad erklärt, was das bedeutet.

Datengeschützte Qualitätssicherung“ heißt das, was in diesem Schuljahr als Steuerungsziel noch intensiver in den Schulen zum Tragen kommt.  „Im Schuljahr 2023/2024 starten wir mit unseren Schulen systematische Statusgespräche, die in Ziel- und Leistungsvereinbarungen münden“, sagt Sabine Conrad, Amtsleiterin des Staatlichen Schulamts in Ludwigsburg. Diese sind nun verpflichtend.

Jeder Schüler soll den Optimalstandard erreichen

Konkret bedeutet das: Die Schulrätinnen und der einzige Schulrat des Schulamts gehen ins Gespräch mit den Schulen. Ziele dieser Gespräche sind die deutliche Reduzierung des Anteils der Schüler und Schülerinnen, die den Mindeststandard bei VERA 3 sowie VERA 8 nicht erreichen. Zudem die deutliche Erhöhung des Anteils der Schüler, die den Optimalstandard bei VERA 3 und VERA 8 erreichen. Zur Erreichung dieser beiden Ziele wird die Einrichtung von internen Strukturen und Prozessen zur systematischen Qualitätsentwicklung vorangetrieben.

2019 wurde vom Land per Schulgesetzänderung beschlossen, dass die Schulen zur systematischen datengestützten Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung verpflichtet sind. Als Instrumente zur Hilfe für die Schulen wurden das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung in Stuttgart und das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg gegründet. „Damit wurde der Weg frei gemacht, auf der Grundlage schul- und schülerspezifischer Daten für mehr Transparenz der Qualität in den Schulen zu sorgen“, so Conrad. Im Schuldatenblatt kann die jeweilige Schule sowie das Schulamt beispielsweise die VERA-Ergebnisse sehen und sie mit den Landeswerten vergleichen. Ziel, so Sabine Conrad, sei vor allem eine Bildungsgleichheit zu erreichen. „Durch die Daten kann man individuelle Förderungen dort ansetzen, wo es hakt“, so Conrad.

Entwicklungsfelder sollen identifiziert werden

In den Statusgesprächen mit den einzelnen Schulen soll dann evaluiert werden, wie und wo man mit Hilfsinstrumenten ansetzen kann. „Wir müssen dafür sorgen, dass es für jedes Kind die optimalen Voraussetzungen gibt, mit weniger geben wir und uns nicht mehr zufrieden “, sagt die Schulamtsleiterin. Für sie ist es ein Fortschritt, dass mit landeseinheitlichen Instrumenten sowohl der Status quo abgefragt werden kann, es zudem Förder- und Weiterbildungsmaßnahmen für Schulen und ihre Lehrkräfte gibt.

Das Schuldatenblatt gibt Auskunft über Schüleranzahl, die Verteilung auf Klassen, die Lernstandserhebung der Schülerschaft. „So können Schulamt und Schule Entwicklungsfelder identifizieren“, sagt Conrad.

In den Statusgesprächen werden Schwachstellen und Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch das Fehlen von Lehrkräften erkannt und benannt. In einer Zielvereinbarung zwischen Schulamt und Schule werden Lösungen aufgelistet.

Beispielsweise werden Fortbildungen im Zentrum für Lehrerbildung vereinbart, um das Know-how in bestimmten Felder für die Lehrer zu verbessern. Oder strukturelle Probleme an der Schule werden erkannt und verändert. Auch, so Conrad, wenn an einer Schule eine Lehrkraft mit einer bestimmten Lehrbefähigung fehlt, versucht das Schulamt diese Lehrkraft zu finden, oder pädagogische Assistenten, die gezielt an Problemen mit den Schülern arbeiten können, einzustellen. „Wir können natürlich nicht immer sofort alles ändern, aber der Unterricht muss sich auf Dauer verbessern, um die Schüler zu stärken. Es ist eine große Gemeinschaftsaufgabe, die wir nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen“, sagt Conrad.

Auch in Zeiten des akuten Lehrermangels hält Conrad diese Qualitätskampagne nicht für eine zusätzliche Belastung: „Im Gegenteil, auf Dauer können diese Gespräche und Mechanismen die Schule entlasten.“

Neuralgischer Punkt beispielsweise sei immer noch die unbefriedigende Lesekompetenz der Schüler in der Grundschule. Hier wurde die systematische Leseförderung mit den sogenannten Förderbändern der Initiative „Biss“ (Bildung durch Sprache und Schrift) eingeführt. Jede Grundschule ist ab diesem Schuljahr verpflichtet, allen Schülern wöchentlich zweimal jeweils 20 Minuten Lesen zu ermöglichen. Im Schulamtsbezirk Ludwigsburg nahmen allerdings schon bisher 70 Grundschulen von 89 freiwillig daran teil, da der Bezirk zur ausgewählten Modellregion gehörte. Auch hier unterstützt das Land mit fertigen Förderstrukturen.

„Es war grundsätzlich Handlungsbedarf notwendig“

„Viele Schulen haben schon ein Konzept zur Qualitätsoptimierung, auch das müssen sie künftig vorlegen und es wird geschaut, ob es den Kriterien genügt, Schulen die noch kein Konzept haben, müssen eines erstellen“, sagt Conrad. Auch dies sei Inhalt der Statusgespräche.

„Es war grundsätzlich Handlungsbedarf notwendig, um die Qualität an den Schulen zu optimieren, aber auch die Schulen stark zu unterstützen. Denn es geht um jedes einzelne Kind, das eine starke Bildungsbasis bekommen muss“, sagt Conrad.

Was heißt VERA und Rektoren dringend gesucht

Der Name VERA steht für VERgleichsArbeiten in der dritten und 8achten Jahrgangsstufe (VERA-3 beziehungsweise VERA-8). Die Durchführung landesweiter Vergleichsarbeiten ist ein Teil der 2006 verabschiedeten und 2015 überarbeiteten Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Bildungsmonitoring.

VERA sind schriftliche Tests, die in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland verpflichtend durchgeführt werden. Die VERA-Ergebnisse geben den Lehrkräften eine Rückmeldung darüber, in welchen Bereichen ihre Schülerinnen und Schüler besondere Stärken und Schwächen aufweisen und wie deren Leistungen relativ zu denen anderer Lerngruppen und Schulen einzuordnen sind. Dadurch soll gewährleistet werden, dass genau an den Schwachpunkten angesetzt werden kann und diese verbessert werden.

13 Schulen im Schulamtsbezirk Ludwigsburg werden derzeit kommissarisch geleitet, das heißt, sie haben keine Rektorin oder keinen Rektor. Das teilte Schulamtsleiterin Sabine Conrad dieser Zeitung auf Anfrage mit. „Das heißt aber nicht, dass diese Schulen führungslos sind, sie werden von den Stellvertretern, also den Konrektoren, sehr gut geführt“, sagt Conrad. Dafür bekommen die Konrektoren zwar mehr Stundendeputat, aber nicht mehr Gehalt.

Acht Grundschulen, eine Gemeinschaftsschule, zwei Realschulen (darunter die Realschule im Aurain in Bietigheim-Bissingen) und zwei Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren werden kommissarisch geleitet. Wobei Conrad derzeit in Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern, beispielsweise für Claus Stöckle für die Realschule im Aurain ist. „Bestätigen kann ich aber noch nichts“, sagt sie.

Teilweise seien die genannten freien Stellen erst in jüngster Zeit frei geworden, so dass die Stellen noch nicht ausgeschrieben werden konnten. sagt die Schulamtsleiterin. Teilweise seien laufende Besetzungsverfahren, sie in der REalschule im Aurain, noch nicht abgeschlossen. „Es sind allerdings auch Schulen dabei, die leider bereits seit Längerem kommissarisch geleitet werden“, erklärt Conrad.

 
 
- Anzeige -