Schulentwicklung in Bietigheim-Bissingen Auf Gymnasiasten sollen Grundschüler folgen

Von Uwe Mollenkopf
Das Gebäude in der Schwarzwaldstraße 27 bis 29. Stimmt der Gemeinderat zu, soll hier 2023 eine Grundschule einziehen. Foto: Werner Kuhnle

Am Dienstag entscheidet der Gemeinderat über die Einrichtung einer neuen Grundschule in Bietigheim-Bissingen. Standort soll das Provisorium der Gymnasien in der Schwarzwaldstraße sein.

Wenn nach dem Abschluss der Sanierung der Ellentalgymnasien in ein paar Jahren das jetzige Provisorium in der Schwarzwaldstraße ausgedient hat, könnten sich Gymnasiasten und Grundschüler gewissermaßen gegenseitig die Klinke in die Hand geben. Die Stadtverwaltung beabsichtigt, das dortige Gebäude der Bietigheimer Wohnbau ab 2023 zum Grundschulstandort zu machen und einen neuen Grundschulbezirk Ellental zu bilden. Grund ist der erwartete Anstieg der Schülerzahlen.

Dass in Bietigheim-Bissingen eine weitere Grundschule benötigt wird, ist nicht neu. Für die Sitzung des Gemeinderats am kommenden Dienstag wirds nun aber konkret. „Aufgrund der Kinderzahlen der Geburtenjahrgänge 2016 bis 2019 und der vorliegenden Schülerzahlprognosen benötigt die Stadt Bietigheim-Bissingen ab dem Schuljahr 2023 zwei, später nach Bebauung des Bogenviertels voraussichtlich drei zusätzliche Grundschulzüge“, heißt es in der von Bürgermeister Joachim Kölz abgezeichneten Ratsvorlage.

Später auch für Bogenviertel

Dem neuen Grundschulbezirk sollen in einem ersten Schritt die Kinder aus dem Gebiet Kreuzäcker/Ellental zugeordnet werden. Aufgrund der derzeitigen Geburtenzahlen könnten dort theoretisch 49 Kinder im Schuljahr 2023/24 zur Einschulung kommen, bis zum Schuljahr 2025/26 steigt diese Zahl auf 63. Damit könnten die bestehenden Grundschulbezirke Hillerschule und Schillerschule entlastet werden, so die Stadtverwaltung. Nach der Bebauung des Bogenviertels könne dieser Grundschulbezirk bei Bedarf um die Wohngebiete Bogenviertel und Aurain erweitert werden und so für weitere Entlastung bei den bestehenden Schulen sorgen.

Für die insgesamt drei Züge, die in der Schwarzwaldstraße untergebracht werden sollen – inklusive Ganztagsräume, aber ohne Mensa –, würden nach Aussage der städtischen Planer die momentan dort genutzten Schulräume ausreichen. Für die Essensversorgung könnte die Mensa der Gymnasien mitgenutzt werden.

Kürzerer Schulweg

Als Vorteil wird gesehen, dass sich für die Kinder aus dem südlichen Bereich des Gebiets Kreuzäcker/Ellental ein deutlich kürzerer Schulweg ergäbe, die bisherigen Busfahrten könnten wegfallen. Weiter spreche für den Standort, dass eine Realisierung ohne große zusätzliche Baumaßnahmen möglich wäre.

Die Stadt will die benötigten Räume in dem von der Tochtergesellschaft Wohnbau erstellten Gebäude anmieten. Derzeit liegt die errechnete Miete für die Räume bei 480 000 Euro jährlich. Die Höhe müsse aber neu verhandelt werden, heißt es in der Vorlage, da in dieser Miete ein Umbauzuschlag für den Rückbau der Schulräume für eine gewerbliche oder Wohn-Nutzung beinhaltet sei.

Nötig sei allerdings eine Erweiterung des Schulhofs auf der angrenzenden städtischen Grünfläche am Jugendhaus oder zulasten der Gymnasien, heißt es in der Vorlage. Die Kosten hierfür werden auf rund 400 000 Euro geschätzt.

Erste Gespräche positiv

Sowohl das Regierungspräsidium Stuttgart als auch das Staatliche Schulamt Ludwigsburg haben sich in ersten Gesprächen positiv zur Einrichtung einer zusätzlichen Grundschule im Ellental geäußert. Der Antrag dafür müsse bald erfolgen, so die Stadt, um rechtzeitig die Genehmigung zu erhalten sowie die erforderlichen Personalstellen im Staatshaushalt zu beantragen. Zudem müsse eine Konzeption für den Schulübergang und den Ganztagsbetrieb mindestens ein Jahr vor dem Start der neuen Schule vorliegen.

Entwicklung der Schülerzahlen: Daten und Fakten

Eine frühere Prognose ging davon aus, dass die Schülerzahlen in Bietigheim-Bissingen bis 2023 ansteigen und dann wieder sinken. Laut der Analyse der Firma „biregio“ von 2019 erhöht sich die Zahl der Schüler aber auch nach dem Jahr 2023 weiter und stagniert dann auf einem höheren Niveau als im Jahr 2023.

In Zahlen ausgedrückt: Im Schuljahr 2020/21 waren es an den Grundschulen in den Einschulungsklassen 397 Kinder. Nach einem Knick im Schuljahr 2021/22 soll diese Zahl bis 2023/24 auf 423 ansteigen, 2025/26 sollen es dann 470 Kinder in den Einschulungsklassen sein. „Selbst bei Berücksichtigung von circa 25 bis 30 Kindern, die jährlich vom Schulbesuch zurückgestellt werden, ist bereits heute ein Anstieg der künftigen Schulkinder festzustellen. Durch Zuzüge in den nächsten Jahren, zunächst vor allem aufgrund der Baumaßnahmen im Gebiet Kreuzäcker/Ellental und Lothar-Späth-Carré werden sich diese Zahlen noch erhöhen“, stellt die Stadtverwaltung fest. Mit Blick auf die fünf Grundschulen in der Stadt wird Folgendes festgestellt:

Die Hillerschule ist momentan an der Stammschule drei- bis zügig, die Außenstelle Metterzimmern einzügig (zusammen 415 Schüler). Da für eine durchgängige Vierzügigkeit die Räumlichkeiten fehlen, wird eine durchgängige Dreizügigkeit angestrebt. Weil die Schülerzahlen im Ortsteil Metterzimmern ansteigen und die dortige Außenstelle nicht immer alle Schüler aufnehmen kann, plant die Verwaltung zur Erhaltung der Flexibilität bei der Schülerverteilung die Zusammenlegung der beiden Schulbezirke Hillerschule und Außenstelle Metterzimmern.

Die Grundschule im Sand (253 Schüler) ist dreizügig. Würde keine andere Schule Schüler aus dem Schulbezirk übernehmen, werde sie vierzügig, so die Verwaltung. Die dafür zusätzlich erforderlichen Klassenzimmer könnten jedoch nicht in den Bestandsgebäuden untergebracht werden.

Die Grundschule im Buch (344 Schüler) hat vier Züge, wird künftig aber zumindest teilweise fünfzügig werden, so die Prognosen. Die Zunahme der Kinderzahlen sei sowohl dem Generationenwechsel im Stadtteil Buch als auch dem Neubaugebiet Lothar-Späth-Carré geschuldet. Die Schule könne diese weiteren Klassen aufnehmen, sofern die Klassenstufe 10 der Gemeinschaftsschule im Sand wieder in der dortigen Schule untergebracht werde. Eine künftige Aufnahme von Schülern aus dem Bogenviertel sei nicht möglich.

Die Schillerschule (369 Schüler) ist momentan eine vierzügige Grundschule mit Platz für drei Züge in der Stammschule und einem in der Außenstelle Ludwig-Heyd-Schule. Ohne einen neuen Schulbezirk werde die Schillerschule mindestens fünfzügig werden, hat die Stadtverwaltung berechnet. Dies liege am Neubaugebiet Kreuzäcker/Ellental, von wo teilweise Schüler diesem Schulbezirk zugeordnet wurden, um ein „Überlaufen“ der Hillerschule zu vermeiden. Die Schillerschule habe aber nicht genügend Klassenzimmer für fünf Züge.

Die Waldschule in Bissingen beherbergt neben der Gemeinschaftsschule eine zweizügige Grundschule (174 Schüler). Dies soll auch künftig so bleiben, so die Stadtverwaltung.

 
 
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