Schulsozialarbeit Bönnigheim, Lea Mickler Corona belastet Miteinander

Von Uwe Deecke
Im Bönnigheimer Schulzentrum kümmert sich Lea Mickler als Schulsozialarbeiterin um die Schüler der Sophie-La-Roche-Realschule und des Alfred-Amann-Gymnasiums.  ⇥ Foto: Werner Kuhnle

Schulangst und depressives Verhalten in der Pandemie machten Kindern und Jugendlichen im vergangenen Jahr zu schaffen. Doch Schule tut gut, sagt Schulsozialarbeiterin Lea Mickler.

Es sei ein „herausforderndes Jahr“ gewesen, sagt Lea Mickler, die seit fünf Jahren als Schulsozialarbeiterin für die Bönnigheimer Sophie-La-Roche-Realschule und das Alfred-Amann-Gymnasium tätig ist. „Wir waren gezwungen neue Wege zu finden mit den Jugendlichen und Eltern in Kontakt zu kommen“, so die Sozialarbeiterin zum Beginn der Schulschließungen am 16. Dezember vor einem Jahr im Gespräch mit der BZ. Es habe aber auch schon besser funktioniert als beim ersten Lockdown, indem man sich Plattformen wie Teams zunutze machte und dort Online-Beratungen angeboten hatte. Auch konnte sie sich online in die Klassen zuschalten und sich als Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler zeigen.

Nach Pfingsten mit Beginn der Schulöffnungen sei alles wie befreit gewesen, erinnert sie sich. Die Kinder und Jugendlichen konnten ihre Klassenkameraden wieder sehen, Freunde treffen und hatten all das, was vorher kaum möglich war. „Es war wie eine große Klassenfahrt“, so Mickler, als der normale Schulalltag wieder begann.

Viele Einzelgespräche hat sie hinter sich, in denen die Probleme zu Tage traten. Schulangst sei eines davon, berichtet Mickler, die Unsicherheit in den Bus zu steigen und nach dem Lockdown wieder in der Klasse zu sitzen und sich wieder an die Zeit nach dem Heimunterricht zu gewöhnen. Es seien leider auch Schüler verloren gegangen in der Zeit, die nicht online am Unterricht teilnahmen oder teilnehmen konnten. Manche brauchten ein Leihgerät, weil es zu Hause kein Notebook gab, manche hatten auch räumliche Probleme, wenn sich Kinder ein Zimmer teilen müssen. Und einige Schüler hätten auch mit getrennten Eltern zurechtkommen müssen, was sie stark belastete.

Offene Tür zum Büro

Ihr Büro hat die Sozialarbeiterin in einem Container auf dem Schulhof, bei dem die Türe offensteht, wenn die Schülerinnen und Schüler Fragen haben. Mittlerweile gebe es zwei große Pausen und die Mittagspause, Zeiten, in denen ihr Büro besucht wird. Doch sie nimmt solche Pausen auch zum Anlass um rauszugehen mit ihrer Tasche mit Gesellschaftsspielen, die dann großen Zuspruch findet.

„Gewalt in Familien, Schulangst und Schulphobie, Selbstverletzung, depressive Verstimmungen und vereinzelt Suizidgedanken waren die Hauptthemen in der Zeit nach der Schulöffnung. Auch wurde sichtbar, dass Klassengemeinschaften teilweise nicht mehr funktionierten, die jungen Menschen wieder neu ihren Platz in der Klasse finden und behaupten mussten und manche nicht mehr wussten, wie soziales Miteinander funktioniert“, stellt sie in ihrem Jahresbericht fest.

Das hat sich geändert. „Alle sind froh, wieder in die Vereine gehen zu können“, stellt Mickler fest. Persönliche Freundschaften und Kontakte zu pflegen sei ungemein wichtig, und dafür gebe es nun wieder einen Rahmen. Auch die AGs in den Schulen spielten hier eine wichtige Rolle. Nun werde ein Weihnachtsgottesdienst geplant, der so ein Gemeinschaftserlebnis schaffe, wie es auch in gemeinsamen Ausflügen, wie zur Florianshütte, der Fall war.

Im Jugendhaus ist Mickler einmal pro Woche, es gibt regelmäßige Treffen mit den Schulleitungen und das „Sozialraumteam“, in dem Gemeinde, Vereine, Sozialarbeit und Diakonie Angebote wie die digitale Schnitzeljagd auf die Beine stellen.

Die Schulsozialarbeit habe auch aus der Pandemie gelernt, sagt Mickler. In Fortbildungen gehe es um alle Themen der Menschen in der Pandemie, aber auch darum, wie man Onlinespiele nutzen kann, um Kontakt zu halten. Damit es online verträglich zugeht und das Zocken nicht überhandnimmt, dafür gibt es einen Medienkurs ab der fünften Klasse. Doch Mickler betont: „Ein großer Teil der Verantwortung liegt bei den Eltern“.

 
 
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