Schwarze Jäger Erligheim Fackeln beleuchten die Geschichte

Von Susanne Yvette Walter
Begleitet von den Schwarzen Jägern mit Fackeln ziehen die Kinder mit Laternen durch Erligheim, um an das Gefecht am 3. November 1799 zu erinnern, aber auch, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen.. Foto: /Andreas Essig

Laternenumzug erinnert in Erligheim an ein Gefecht aus dem Jahr 1799.

Fackellicht zerschneidet die dunkle Herbstnacht. Auf den Einbruch der Dunkelheit braucht zur Zeit keiner lange warten. Als sich Erligheimer Kinder mit ihren Laternen am 3. November auf die Straße wagen und mit Freunden und ihren Familien zum Erligheimer Rathausvorplatz kommen, ist es schon stockdunkel. Genau dann kommt traditionell an Erligheims heimlichem Nationalfeiertag, dem 3. November, die große Stunde der Schwarzen Jäger 1799, jenem historischen Verein in Erligheim, der im Ort das Brauchtum hochhält und das historische Gefecht von 1799 nachstellt. Statt die Waffen zu zücken, hält die historische Gruppe an diesem Datum lieber die Fackeln hoch und gibt ihrem Laternenumzug Licht und Geleit.

Der Erligheimer Lehrer und Heimatforscher August Holder (1850 bis 1918) war derjenige, der vom Gefecht am 3. November 1799 in Erligheim wusste und die Initiative ergriff, es 100 Jahre später am 24. August 1899 nachstellen zu lassen durch württembergische Truppen. Am 6. Oktober 1799 wurde laut Dekret von Herzog Friedrich II eine Jäger-Compagnie errichtet und eine Uniform eingeführt.

Franzosen verschanzten sich bei Erligheim

Und wieder 100 Jahre später, am 12. März 1999, kamen Erligheimer Bürger auf die Idee, den Verein Schwarze Jäger 1799 e.V. aus der Taufe zu heben. Sie verstehen sich als Hüter des Vermächtnisses und halten heute Laternen und Fackeln hoch statt Gewehre. „Am 3. November 1799 marschierten französische Truppen im sogenannten zweiten Koalitionskrieg über Eppingen und Heilbronn, also über badisches Hoheitsgebiet, nach Württemberg ein. Damals standen sich das napoleonische Frankreich und die Koalition aus Österreich, Russland, England und das kleine Herzogtum Württemberg unter Herzog Friedrich II. gegenüber“, erklärt Wolfgang Binder, der Vorsitzende der Erligheimer Schwarzen Jäger, den Umstehenden. Die Kinder schauen die bewaffnete Truppe mit großen Augen an.

Binder beschreibt die Ereignisse genau am Gedenktag in Erligheim: „Die Franzosen wollten über Schloss Ludwigsburg zu den Magazinen der Garnison in Cannstatt vorrücken. Vor den Toren von Bietigheim trafen die Franzosen auf österreichische und württembergische Truppen. Die zwangen sie zum Rückzug. Nach heftigen Gefechten verschanzten sich die Franzosen in Erligheim – das war die Geburtsstunde der Schwarzen Jäger“, rollt Wolfgang Binder die ganze Geschichte auf. Mit einem „Hie gut Württemberg! tapfer und stolz“ und ihren Fackeln erhellen die heutigen Schwarzen Jäger das Kopfsteinpflaster in der Altstadt. Der Tross zieht vom Rathaus zum Kleeblattheim, erfreut die Bewohner dort, und läuft am Waldkindergarten vorbei. Über die Mühlstraße erreicht der Umzug das Feuerwehrmagazin, wo es Würstchen, Glühwein und Kinderpunsch gibt.

Am Gedenkstein auf dem Hügel legen die Schwarzen Jäger einen Waldstrauß nieder, „ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist, jeden Tag Frieden zu stiften“, so Wolfgang Binder. „Lasst uns zusammen losziehen und gemeinsam singen und lachen und einfach einen schönen Abend haben“, fordert er die Erligheimer auf, die das Traditionsspektakel vor ihrer Haustüre lieben. Dann übergibt er den Ton an die Jugendlichen des Musikvereins Löchgau. Sie stehen vor der Bücherei und erfüllen die Nacht mit sattem Bläserklang, bevor sich der Tross in Bewegung setzt.

 Susanne Yvette Walter

 
 
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