Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) im Pädagogisch-Kulturellen Centrum (PKC) in Freudental ist eine besondere Aufgabe. Emma Schmid ist seit September dabei und erarbeitet im Jubiläumsjahr auch eigene Projekte. Sie hatte in Gerlingen gerade das Abitur hinter sich und ihr ging es wie so vielen: „Ich wusste nicht, was ich nach dem Abi machen wollte“, sagt die 19-Jährige, und sie war damit nicht alleine. Vielen ihrer Mitschülerinnen sei es ähnlich gegangen und so informierte sie sich bei der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung über Möglichkeiten für ein Freiwilliges Soziales Jahr.
Schwerpunkt Freiwilliges Jahr Im PKC ist Kreativität gefragt
Emma Schmid ist seit September im Freudentaler PKC und arbeitet im Jubiläumsjahr auch an eigenen Projekten.
Nur Kultur kam infrage
Im Bereich Kultur ist auch das PKC gelistet, das jedes Jahr einen FSJler aufnimmt oder einen FSJler. Für Emma Schmid kam von vornherein nur der Kulturbereich infrage, auch das Stuttgarter Staatstheater sei für sie interessant gewesen. Nun ist sie im PKC gelandet und pendelt täglich mit den Öffentlichen nach Freudental. Eine Stunde und 15 Minuten einfach, eine lange Zeit, die sie mit Zeitung lesen überbrückt. „Ich fühl‘ mich richtig wohl“, sagt die Gerlingerin, die gut aufgenommen wurde und auch viele kreative Aufgaben bekommt.
Den Flyer zum 250-jährigen Bestehen der Synagoge, das in diesem Jahr gefeiert wird, hat sie selbst entworfen, mithilfe von Michael Volz, seit eineinhalb Jahren Leiter für Pädagogik und Kultur im Centrum. Und sie hat auch ein eigenständiges Projekt, das bis Sommer stattfinden soll: „Fluchtperspektiven“ beleuchten mit drei Veranstaltungen die Geschichte der 10 000 jüdischen Kinder, die von Suse Underwood in Kindertransporten nach England gebracht und so vor den Nationalsozialisten gerettet wurden.
Im Dezember 2019 fand dazu der Fotoworkshop statt, am 28. Februar startet das Vorbereitungswochenende und am 30. Juli beginnt die Exkursion nach London. Ansprechpartner zu finden, ein Programm auszuarbeiten und den Ablauf zu planen, sind ebenfalls ihre Aufgaben.
Musste sie sich vieles anlesen und jüdische Geschichte studieren für die Aufgabe im PKC? „Gar nicht mal so viel“, sagt die 19-Jährige. Vieles sei in der Schule vermittelt worden und bei den Führungen im PKC bekomme man sehr viel mit. Eine Delegation aus Palästina war hier, gerade war die jährliche Stiftungsfeier und es gibt das Politik-Café, in dem junge Menschen drei bis vier Mal im Jahr auf Politiker treffen. Viele spannende Aufgaben sind mit der Stelle verbunden. Und auch Seminare für die FSJler sollen Berufsorientierung vermitteln. Vier gebe es insgesamt über das Jahr, erklärt Schmid.
Zur Vorbereitung diente das Auftaktseminar in Böblingen über fünf Tage, diese Woche stand in Neresheim die Interessen- und Berufsfindung im Mittelpunkt. Wohin es bei ihr gehen könnte? „Medien interessieren mich sehr“, so die Gerlingerin, audiovisuell liege ihr, aber auch das Schreiben.
In Planung ist auch ein Theaterspaziergang, eine kreative Aufgabe für Emma Schmid. Im Mai wird es unter dem Titel „Sara und der Wunderrabbi“ eine öffentliche Führung durch Freudental geben, die sich um den Rabbi Joseph Mayer inmitten der blühenden jüdischen Gemeinde Freudentals dreht, bei dessen Tod fast die Hälfte der Einwohner jüdisch war.
Eine ganz moderne Aufgabe, die sie in Freudental erfüllt, ist ein Angebot der Ganztagsbetreuung der Grundschule, die vor einem Jahr eingeführt wurde. Hier ist die FSJlerin für Zweit- bis Viertklässler zuständig, in dem über das PKC und jüdische Kultur und Sprache spielerisch informiert wird. Dafür kamen die Kinder auch in die Synagoge, wo es so leise zugegangen sei wie lange nicht, erinnert sich Michael Volz. Er kennt in seiner kurzen Zeit hier nur zwei der fünf FSJler, die am PKC waren. „Der Kontakt zu den Ehemaligen ist da“, so Volz, „und wir wollen ein Treffen machen“. Auch zu den Feierlichkeiten beim Jubiläum sind die Ehemaligen eingeladen mitzuhelfen, so der Leiter für Pädagogik und Kultur.
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