Seminare in Ehemaliger Synagoge Freudental PKC Leben in der „Schul“

Von Gabriele Szczegulski
Die Seminare für Jugendliche „Leben nach Corona“ finden im PKC, Ehemalige Synagoge, in Freudental statt.⇥ Foto: Martin Kalb

„Aufholen nach Corona“ heißt das Aktionsprogramm, mit dem es im PKC Anregungen für Jugendgruppen gibt, „das Leben in die Hand zu nehmen“.

Vieles, wenn nicht sogar alles, stand still, in den letzten beiden Pandemie-Jahren, auch im Pädagogisch-Kulturellen Centrum Ehemalige Synagoge (PKC) in Freudental. Durch das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ soll wieder Leben in die Bude, sprich die Ehemalige Synagoge oder „die Schul“, wie Juden ihre Synagoge nannten, kommen.

Gruppen stärken

Das Kultusministerium Baden-Württemberg fördert alle vier Jugendbildungseinrichtungen im Land, darunter das PKC, mit diesem Aktionsprogramm, das dafür sorgen soll, dass Gruppen von Jugendlichen sich wieder treffen können und gemeinsame Aktivitäten ausüben. Die Einrichtungen mussten ein Konzept erstellen.

Dabei werden Ein- oder Mehrtagesseminare für Jugendgruppen im PKC angeboten, so der Leiter für Pädagogik und Kultur im PKC, Michael Volz. Schulen dürfen bis Ende März noch keine Mehrtagesaufenthalte abhalten, deswegen werden auch Eintagesseminare angeboten. Aber nicht nur Schulen, auch Vereine, kirchliche Jugendgruppen, Musikschulen und andere Jugendeinrichtungen hat Volz eingeladen.

„Dabei wollen wir natürlich versuchen, das Programm auf das PKC und seine pädagogischen Inhalte abzustimmen“, so Volz, aber oberstes Ziel sei es, das Leben in und mit einer Gruppe wieder zu entdecken. „Gefühlt findet derzeit kein Leben in Gruppen statt, vor allem nicht für Jugendliche, deswegen war unser Grundgedanke, den Jugendlichen zu zeigen, wie können sie ihr Leben wieder in die Hand nehmen, wie können sie sich in der Gruppe wiederfinden, sich auseinandersetzen ohne sich wegzuklicken, wie per Videokonferenz“, sagt Volz.

Dabei setzte er vier jüdische Botschaften als Basis: Chai steht für das Leben. Die Jugendlichen sollen herausfinden, was ihr Leben ausmacht und wie es lebenswert wird. Cheth, hebräisch für Zaun, wirft die Frage auf: Wie geht es mir und uns nach und in Corona, wo sehen wir Beschränkungen, wo haben wir Freiheit. Der Buchstabe Jad steht für die Hand, also das Leben wieder in die eigene Hand nehmen. Schalom steht für Friede, Wohlergehen, Freude, Glück. Am Beispiel des früheren jüdischen Lebens in Freudental sollen Demokratie und Toleranz aufgezeigt werden und wie man unter diesen beiden Gesichtspunkten sein Leben gestalten kann.

Die Inhalte sollen dabei in Spielen, Begegnungen und Gesprächen transportiert werden. Dazu werden auch Gäste von außen eingeladen, wie die Stuttgarter Conspiracy Busters mit ihrem „Verschwörungsdinner“. Das Ensemble sind Jugendliche einer türkischen Begegnungsstätte, die ausgebildet wurden, sich mit Verschwörungstheorien und Andersdenkenden auseinanderzusetzen. In einem kleinen Theaterstück geben sie Anregungen zu Umgangsformen und Argumenten.

Auch Spaß ist wichtig

In den Workshops soll aber auch der Spaß in der Gruppe durch Kurse wie Jonglieren, Chorsingen oder Gruppenspiele im Freien nicht zu kurz kommen. Kinder und Jugendliche sollen nach der Corona-Pandemie schnell Versäumtes aufholen und nachholen können. Das gelte, so Volz, nicht nur für den Lernstoff, sondern auch für ihr soziales Leben: Sie sollen Zeit haben für Freunde, Sport sowie Freizeit und Unterstützung bekommen.

 
 
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