Seniorenzentrum in Hohenhaslach Tagespflege statt Pflege-WG

Von Michaela Glemser
Die alte Mühle an der Freudentaler Straße in Hohenhaslach wird abgerissen, hier entsteht ein Seniorenzentrum. ⇥ Foto: Martin Kalb

Das Seniorenzentrum in Hohenhaslach nimmt Gestalt an. Mit Tagespflegeplätzen könnten mehr Menschen vor Ort versorgt und Ehrenamtliche besser eingebunden werden.

Das Interesse bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung in Hohenhaslach war vor allem unter den älteren Menschen im Stadtteil groß. Kein Wunder, warten sie doch schon mindestens seit 2014 auf die Verwirklichung eines Pflegestandorts in ihrem Heimatort. „Alle Projektbeteiligten haben einen weiten Weg hinter sich, der nicht ganz einfach war. Aber jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Seit einigen Monaten gibt es auch eine Arbeitsgruppe, die sich um das Konzept des Pflegestandorts kümmert“, erläuterte Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich.

Ursprünglich sollten im neuen Hohenhaslacher Seniorenzentrum 14 betreute Wohnungen, 16 betreute Wohnungen Plus mit umfassenderen Versorgungsleistungen, Büro- und Diensträumlichkeiten einer Außenstelle der Kirchlichen Sozialstation Sachsenheim sowie eine ambulante betreute Wohngemeinschaft und Tagespflegeplätze entstehen. „Uns wurde klar, dass wir an dem in Aussicht genommenen Standort nicht eine Wohngemeinschaft und eine Tagespflege realisieren können“, sagte Alexandra Brenner von der Kirchlichen Sozialstation Sachsenheim. Daher hätten sie die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten abgewogen und auch überlegt, Tagespflegeplätze in die ambulant betreute WG zu integrieren. „Für dieses Modell haben uns die Fachkräfte des baden-württembergischen Sozialministeriums jedoch eine Absage erteilt“, sagte Brenner.

Sie verwies darauf, dass durch eine Änderung in der Pflegeversicherung die Nutzer ambulant betreuter Wohngemeinschaften bei ihrem Eigenanteil finanziell stärker belastet werden können als bei einem vergleichbaren Platz in einem Pflegeheim. Damit ergebe sich für eine solche Pflege-WG ein gewisses Risiko, ob das Interesse für die Plätze wirklich so groß genug sei oder ob stattdessen lieber ein Platz in einem Pflegeheim bevorzugt werde. Zudem ist der Personalbedarf in einer WG höher als in einer Tagespflegeeinrichtung. „Daher haben wir uns dafür entschieden, 15 Tagespflegeplätze statt der Pflege-WG zu schaffen“, sagte Brenner: „Damit können wir vor Ort auch mehr Menschen versorgen, da die Tagespflegeplätze von jedem der interessierten Senioren nicht alle Tage gebucht werden.“ Zudem böten sich bessere Möglichkeiten, ehrenamtliche Mitarbeiter einzubeziehen.

Neues Zentrum

So soll beim neuen Pflegestandort auch ein neues Zentrum „Untere Mitte Hohenhaslach“ entstehen, für dessen unterschiedliche Offerten bereits Gespräche mit Vereinen und den Kirchen geführt werden. Standort des neuen Seniorenzentrums soll das Gelände der Alten Mühle zwischen der Freudentaler Straße und dem Etzweg sein. Dort sollen vom Investor, der FWD Hausbau- und Grundstücks GmbH mit Sitz in Dossenheim, zwei Gebäude entstehen, wobei die Immobilie an der Freudentalerstraße drei Geschosse haben soll und mit einem Flachdach sowie einer Tiefgarage ausgestattet wird.

In den Gebäuden werden die Räume für die Außenstelle der Sozialstation, für die 30 betreuten Wohnungen sowie für die Tagespflege untergebracht. Im Außenbereich sollen unterschiedliche Aufenthaltsflächen wie eine Art Marktplatz zwischen den beiden Gebäuden entstehen, wo die Angebote der neuen „Unteren Mitte“ stattfinden können. Die Kanalhaltungen für die Weinbergentwässerung und den Mühlkanal, die teilweise unter dem vorhandenen Grundstück verlaufen, müssen im Zuge der Baumaßnahme ebenfalls neu geordnet werden.

„Noch kann ich für die Realisierung des Pflegestandorts in Hohenhaslach keinen genauen Zeitplan nennen, aber die Grundstücksverhandlungen mit dem Eigentümer sind schon sehr weit fortgeschritten. Auch ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren muss durchgeführt werden“, betonte Bürgermeister Holger Albrich.

Lokale Vermarktung

Ortschaftsrat Peter Brosi machte sich dafür stark, dass die späteren betreuten Wohnungen auch lokal vor Ort vermarktet werden. Ortschaftsrätin Bianca Schütz erkundigte sich nach den Unterschieden zwischen betreuten Wohnungen und betreuten Wohnungen Plus. In den betreuten Wohnungen, die gekauft oder gemietet werden können, seien die Bewohner noch selbständiger und buchten nicht so viele Leistungen von der Sozialstation dazu, sagte Brenner. In den betreuten Wohnungen Plus sind diese Leistungen umfangreicher. Auch die 15 Tagespflegeplätze begrüßten die Hohenhaslacher Ortschaftsräte, da der überwiegende Teil der älteren Bevölkerung zumindest nachts in seinem häuslichen Umfeld bleiben möchte.

Am Donnerstag wurde die aktualisierte Konzeption des Pflegestandorts Hohenhaslach auch im Sachsenheimer Gemeinderat beraten. Die Ortschaftsräte stimmten einhellig zu.

 
 
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