Fast alle Kartoffeln sind im Bönnigheimer Hofgut Bellevue geerntet. Bei den jetzt eingebrachten Lagerkartoffeln der Sorten Concordia und Allians war die Ernte eine ständige Abwägung zwischen ausreichend Feuchtigkeit im Boden und zu viel Regen, erklärt Christine Bayha, die von der BZ ein Jahr in ihrem landwirtschaftlichen Familienbetrieb begleitet wird. „Die Qualität ist sehr gut. Größe und Stärkegehalt passen“, sagt die 33-Jährige.
Serie: Ein Jahr auf dem Acker Rein in den Vollernter und raus mit der Concordia
Mit den Sorten Concordia und Allians werden im Bönnigheimer Hofgut Bellevue von Christine Bayha die Lagerkartoffeln geerntet. Im Gegensatz zu 2023 ist die Landwirtin mit der diesjährigen Ernte zufrieden.
Insgesamt sei die Ernte zufriedenstellend und deutlich besser als 2023. Besonders im letzten Jahr kämpften die Kartoffelbauern verstärkt im Süden Deutschlands mit den sogenannten Glasflügelzikaden. Diese übertragen seit rund zwei Jahren eine neue Krankheit: Die bakterielle Kartoffelknollenwelke, die zu teilweise weichen Knollen führt, und darüber hinaus „war die Hitze 2023 besonders heftig“, erinnert sich Bayha.
30 Hektar Kartoffelfläche
Auf insgesamt 30 Hektar Ackerfläche werden im Familienbetrieb Bayha Kartoffeln angebaut, von den Frühsorten wie etwa Annabelle, die bereits Ende Mai geerntet werden, bis zu den Lagersorten, die im September/Oktober eingebracht werden. Der Regen war in den letzten Wochen die größte Schwierigkeit, nicht nur weil Erntetage verschoben werden mussten. Das viele Wasser hat teilweise die Kartoffeldämme weggewaschen, was dann zu grünen Kartoffeln führte. Dennoch sehe es in diesem Jahr „sehr gut aus“, mit einem Bruttoertrag von etwa 45 Tonnen pro Hektar, so Bayha.
Rund 30 Prozent der Kartoffelernte gehen im Hofgut Bellevue in die Direktvermarktung auf dem Hof sowie in Hofläden und in den Einzelhandel in der Umgebung. Der Aufwand dafür ist bedeutend höher wie der Verkauf an den Großhandel. Letzterer kauft die vorab vereinbarten Kartoffelsorten direkt vom Vollernter und transportiert diese vom Acker mit dem LKW ab.
Vollernter im Einsatz
Bei der Ernte mit dem Vollernter fährt diese Maschine unter die Kartoffeln und hebt sie aus Erde. Die Knollen werden dann über eine Siebkette geleitet, damit die anhaftende Erde nach unter abgetragen wird. Es folgt dann eine manuelle Vorsortierung am Sortierband, bevor die Direktvermarktungsware in Kisten gerodet wird und ins Lager kommt. Nach Bedarf werden die Kartoffeln aus dem Lager heraus per Hand nach Größe sortiert und dann für den Verkauf in Säcke verpackt – die Aufgabe von Mutter Marianne Bayha, wie Christine Bayha anerkennend anmerkt.
Unterschiedliche Ansprüche
Grundsätzlich spiele bei der Sortenauswahl für den Kartoffelanbau die Lagerfähigkeit keine Rolle mehr, erklärt die Landwirtin. Bayha: „Es gibt ganz unterschiedliche Ansprüche an die Kartoffel.“ Der Verbraucher wolle Kartoffeln, die leicht zu schälen sind, die eine schöne Optik haben und gut schmecken. Robust, auch die Schalen, ein guter Ertrag mit passender Sortierung (nicht zu klein, nicht zu viele Übergrößen), das sind die Anforderungen der Bauern an die Kartoffel.
Für die Großhändler müssen sie darüber hinaus waschfähig sein und sie sollten eine glatte Schale haben, während die Landwirte eher ein raue Schale bevorzugen, weil diese robuster ist. Von den Händlern gebe es Sortenlisten, die dann mit den landwirtschaftlichen Betrieben abgesprochen werden.