Serie Familienbande Die Schusters sind beim FV Löchgau eine Institution

Von Andreas Eberle
Der langjährige Freiburger Kapitän Julian Schuster ist der prominenteste Vertreter der Schuster-Sippe. Hier winkt er den Sportclub-Fans nach seinem letzten Bundesliga-Spiel zu. ⇥ Foto: Hahne /Eibner-Pressefoto

Dieter und Hermann sitzen im Vorstand, Stefanie ist das Gesicht des Frauenfußballs, und Julian hat eine erfolgreiche Profi-Karriere hinter sich.

Wer sich mit dem Sport, speziell dem Fußball, in Löchgau befasst, wird recht schnell über einen Namen stolpern: Schuster. Denn die Familie prägt bis heute das Vereinsleben des FV Löchgau wie keine andere – und hat ganz nebenbei auch die Aushängeschilder hervorgebracht, auf die die Mitglieder besonders stolz sind: Julian Schuster hat lange in der Bundesliga gespielt, sein Bruder Robin schaffte es immerhin in die Dritte Liga.

Dass die Schusters dem FVL ihren Stempel aufdrücken, zeigt bereits ein Blick auf das Organigramm des Vereins. Dieter Schuster (67) fungiert im dreiköpfigen Vorstand als 1. Vorsitzender, sein jüngerer Bruder Hermann (65) ist Vorsitzender Bereich Sport und außerdem fürs Sponsoring verantwortlich. Eine weitere Schlüsselfunktion hat Stefanie Schuster inne. Sie ist seit der Saison 2014/15 als Teamleiterin für den Löchgauer Frauenfußball zuständig. Und ihre Mutter Ingrid, Dieter Schusters Frau, engagierte sich jahrzehntelang im Wirtschaftsausschuss und organisierte viele Feste und kulturelle Veranstaltungen, für die der rührige Klub ebenfalls bekannt ist.

Alles Schuster also? Hermann Schuster wiegelt ab. „Wir sind beim FVL generell eine große Familie. Die Erfolge der vergangenen Jahre wären ohne die Schultern unserer vielen Ehrenamtlichen nicht machbar gewesen“, betont der Industriekaufmann und nennt dabei zum Beispiel Timo Iacobelli und Daniel Brodbeck, die ihn in der sportlichen Leitung unterstützen, oder Werner Schlenker, der sich um die Pressearbeit kümmert und auch um den neuen Sportplatz verdient gemacht habe.

Über die Jugend in den Vorstand

Die beiden Schuster-Oldies sind seit Kindesbeinen mit dem FVL verbunden. Dort haben sie alle Jugendteams durchlaufen, spielten lange in der ersten Mannschaft, die zu jener Zeit zwischen der A-Klasse und der Bezirksstaffel pendelte. Nach der aktiven Karriere und der Familiengründung folgte der Sprung ins Ehrenamt – im Falle von Hermann Schuster vom Coach der Bambini bis hin zum Vorstand. Als er damals beim Nachwuchs eingestiegen sei, habe der Verein nur bis zur C-Jugend eine eigene Mannschaft bestücken können und sei in der A- und B-Jugend auf Spielgemeinschaften angewiesen gewesen, berichtet er. Zum Vergleich: Heute zählt die Löchgauer Jugendarbeit mit zu den besten im ganzen Bezirk Enz/Murr. Etwa 270 Kinder und Jugendliche spielen beim FVL in 17 Jugendteams Fußball.

Ihren eigenen Kindern haben Dieter und Hermann Schuster das runde Leder praktisch in die Wiege gelegt. Robin und Julian, die Söhne des Zweitgenannten, schafften es über ihren Jugendverein FV Löchgau sogar zu den Profis. Julian, der über die Landesgrenzen hinaus bekannteste Schuster-Spross, brachte es zwischen 2008 und 2018 auf 242 Pflichtspiele im Trikot des SC Freiburg. Ab der Winterpause 2011/12 führte Julian Schuster die Bundesliga-Mannschaft der Breisgauer sogar als Kapitän aufs Feld, ehe er im Mai 2018 mit 33 seine Karriere beendete. Seitdem fungiert der gebürtige Bietigheim-Bissinger beim Sportclub als Verbindungstrainer und damit als Schnittstelle zwischen der U19, der U23 und dem Profibereich.

Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Robin hat ebenfalls den Sprung in den bezahlten Fußball geschafft. Für den VfB Stuttgart II, den SC Freiburg II und die SG Sonnenhof Großaspach bestritt der frühere Innenverteidiger 134 Regionalliga-Partien. In den Spielzeiten 2014/15 und 2015/16 verbuchte er 14 Drittliga-Einsätze für die Fautenhau-Elf. Aus gesundheitlichen Gründen musste er dann aber mit dem Kicken aufhören. Doch auch Robin Schuster ist dem Fußball treu geblieben: Er verdient seine Brötchen inzwischen als Spielerberater. Ein weiterer Verwandter, der allerdings nicht den Namen Schuster trägt, hat gleichfalls den Durchbruch geschafft. Benedikt Röcker, der Cousin von Julian und Robin, steht aktuell bei Zweitligist SV Wehen Wiesbaden unter Vertrag.

Stefanie Schuster (33) ist derweil das Gesicht des Löchgauer Frauenfußballs. Dieter Schusters älteste Tochter trat 1993 als Siebenjährige in den Verein ein und vertrat den FVL als Jugendliche über Jahre in den diversen WFV-Auswahlteams. Von 2004 bis 2007 trainierte sie die eigenen B-Juniorinnen in der Oberliga und wurde mit der Mannschaft 2007 württembergischer Pokalsieger. Es folgten viele Aktiven-Jahre als Spielertrainerin und Trainerin. 2014 erhielt die im Hauptberuf als Gymnasiallehrerin tätige Schuster den Vereins-Ehrenamtspreis des Deutschen Fußball-Bundes. Seit jenem Jahr ist sie beim FVL auch Teamleiterin für den Frauen- und Mädchenbereich.

Generationswechsel ist geplant

Zu den Löchgauer Glanzzeiten spielte Stefanie Schuster mit dem Klub in der Zweiten Bundesliga – in einer Mannschaft übrigens mit ihrer jüngeren Schwester Michaela (heute 30). Auch diese blieb dem FVL nach ihrer Karriere lange erhalten: Bis zur vergangenen Saison betreute Michaela das Löchgauer Männerteam als Physiotherapeutin und Fitnesstrainerin. Mehr Schuster geht wohl nicht, auch wenn Hermann sich für die Vorstandswahlen im nächsten Jahr einen Generationswechsel wünscht: „Wir sind bemüht, Nachfolger zu finden. Es ist an der Zeit, dass jüngere Leute nachrücken.“

 
 
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