Serie: Hoch hinaus. Erst Schloss dann Gefängnis

Von Jürgen Kunz
Der 1590 erbaute "Mäuseturm" ist der letzte erhaltene Teil des ehemaligen, im 17. Jahrhundert abgebrochenen "Schlosses mitten im Dorf".⇥ Foto: Helmut Pangerl

Der Mäuseturm ist das älteste Gebäude in Freudental und wurde 1590 als Teil des „Mittleren Schlosses“ gebaut.

Er misst nur rund vier Meter im Durchmesser und hat eine Höhe von rund acht Metern, und dennoch ist der Mäuseturm bedeutsam für die Freudentaler Ortsgeschichte.

Nach der historischen Ortsanalyse des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart vom 2. August ist das Türmchen in der Kirchstraße 17 als Massiv-Rundturm mit achteckiger ziegelgedeckter Spitzhaube , Bruchsteinmauerwerk, 1590 erbaut, und 1961 sowie 2018 saniert worden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Turm aufgrund seiner dicken Mauern als Arresthaus der Gemeinde genutzt, heute steht er leer. Historische Fotographien aus dem 19. Jahrhundert belegen, dass auch damals schon der neben dem Turm gelegene Zugwasserbrunnen genutzt wurde. Auch die sich um den Turm gruppierenden, kleinteiligen Wohnhäuser stammen in Teilen noch aus dieser Zeit. Deren Bausubstanz ist zwar inzwischen stark erneuert, dennoch bilden sie mit dem Turm eine sich zur Straße öffnende Hof-/Platzsituation, die in ihrer Struktur auf dem ehemaligen Schlossbau zurückgehend könnte.

Der sogenannte Mäuseturm ist der letzte erhaltene Teil des ehemaligen, im 17. Jahrhundert abgebrochenen „Schlosses mitten im Dorf“ (mittleres Schloss) und bezeugt – ähnlich wie der Schneckenturm in der Strombergstraße 19 für das obere Schloss – heute dessen Standort. Er ist damit ein wichtiges bauliches Zeugnis der Herrschaftsgeschichte im Ort.

Das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert ist also um einiges älter als das Schloss und wurde bis Mitte des letzten Jahrhunderts auch als Arrestturm bei kleineren Vergehen genutzt. Doch der alte Mäuseturm war am Ende sehr in Mitleidenschaft gezogen: Schäden an der Mauerkrone mussten behoben werden, an den Fenstern gab es Risse im Mauerwerk, das Dach wurde abgenommen, das Dachgebälk erneuert und es wurde neu gedeckt. Zum Abschluss standen noch die Sandstein-Erneuerung der Tür- und Fenstereinfassungen an.

Die Arbeiten wurde Ende 2018 abgeschlossen und kosteten rund 107 000 Euro.

 
 
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