Sersheim 414 Vorfälle gegen die Demokratie

Von Michaela Glemser
Das Demokratiezentrum in Sersheim.⇥ Foto: Martin Kalb

Das Demokratiezentrum Baden-Württemberg mit Sitz in Sersheim legt Chronik von Auffälligkeiten für 2018 vor.

414 Vorfälle, die als antidemokratisch eingestuft werden, haben die Verantwortlichen des Demokratiezentrums Baden-Württemberg mit Sitz in Sersheim in ihrem Monitoringbericht für das Jahr 2018 zusammengetragen. Es handelt sich dabei um Übergriffe, Hetze und andere Auffälligkeiten aus dem Bereich der sogenannten „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“.

Damit sind die Abwertung und Ausgrenzung von sozialen Gruppen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Nationalität oder ihrer Herkunft gemeint, wobei die Fallzahlen einen Schwerpunkt auf Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, antimuslimische Straftaten und Islamfeindlichkeit ergeben haben. „Wir haben für unseren Bericht und seine chronologische Aufstellung der Fälle Presseartikel recherchiert und Drucksachen von Bund und Land zu Anfragen ausgewertet. Es hat sich gezeigt, dass die Fallzahlen im Bereich der Abwertung von Asylsuchenden, Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Tendenzen im Vergleich exorbitant hoch sind“, sagt Stephan Ruhmannseder, Projektleiter beim Demokratiezentrum.

Dritter Bericht

Bereits zum dritten Mal haben die Verantwortlichen der Sersheimer Fachstelle einen solchen Bericht vorgelegt. „Wir verfolgen mit unseren Fachstellen ein präventives Konzept und gehen vor allem in die Schulen oder Jugendhäuser, um die jungen Menschen im Rahmen von unterschiedlichen Veranstaltungen wie Workshops oder Planspielen zu erreichen“, sagt Ruhmannseder. Es gibt auch Fachvorträge für Interessierte aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten und Fachkräfte aus der Jugendarbeit. Der Bedarf an solchen Angeboten habe in den vergangenen Jahren enorm zugenommen, so Ruhmannseder.

Die ausgewerteten Vorfälle im Jahr 2018 zeigen, dass es durchschnittlich in Baden-Württemberg pro Monat zu 34,5 solcher Auffälligkeiten kam, wobei die tatsächliche Zahl wohl noch höher liegen dürfte, da nur die dokumentierten Vorfälle erfasst wurden. Die höchsten Zahlen gibt es dabei bei den Abwertungen von Asylsuchenden, bei denen nicht nur Volksverhetzungen, Sachbeschädigungen oder Beleidigungen gegen Asylsuchende erfasst wurden, sondern auch Übergriffe auf Unterkünfte für Asylsuchende. Auch der Landkreis Ludwigsburg war von diesen Taten betroffen, denn Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte wurden in Oberriexingen, Sersheim, Ludwigsburg und Besigheim erfasst.

Auf dem zweiten Rang im Bericht der antidemokratischen Vorfälle liegen die Islamfeindlichkeiten, bei denen im Beispielmonat Mai 2018 insgesamt zwölf Vorfälle recherchiert werden konnten. Gläubige muslimische Frauen sind dabei durch die Sichtbarkeit ihrer religiösen Überzeugung besonders Diskriminierungen ausgesetzt. Insgesamt 75 solcher Vorfälle verzeichnet der Bericht im Jahr 2018. Auch hierbei sind Kommunen im Landkreis Ludwigsburg vertreten.

Schließlich werden im Schriftwerk des Demokratiezentrums auch noch fremdenfeindliche, rassistische und antisemitische Untaten angesprochen. „Wir haben gerade in dieser Woche gemeinsam mit dem Beauftragten der Landessregierung gegen Antisemitismus, Dr. Michael Blume, eine Online-Meldestelle Antisemitismus eingerichtet“, so Ruhmannseder. Insgesamt sieben antisemitische Vorfälle registriert der Bericht, im Jahr zuvor waren es acht. Zunehmen würden die Fallzahlen bei der „Hetze im Netz“.

 
 
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