Sersheim Ältere und jüngere Schätze auf vier Rädern

Von Michaela Glemser
Bei bestem Wetter kamen die Freunde und Freundinnen edler Karossen voll auf ihre Kosten. Foto: bz/Oliver Bürkle

Rund 350 bis 400 Teilnehmer stellen beim 20. Old- und Youngtimer-Treffen des RCO Sersheim ihre Liebhaberstücke aus.

Liebevoll streicht Michael Seitz aus Brackenheim über die Motorhaube seines „Borgward Isabella“ in resedagrüner Farbe, die im Sonnenlicht glänzt. „Die 50er-Jahre begeistern mich mit ihrer Musik, ihrer Mode und ihren Autos. Es ist eines der letzten Modelle seiner Art, die im Jahr 1960 noch gebaut wurden“, erzählt der Oldtimer-Fan, der mit weiteren rund 350 bis 400 Gleichgesinnten das „Old- und Youngtimer-Treffen“ des Motorsportclubs RCO Sersheim e.V. besucht.

Seitz hat seinen Oldie auf vier Rädern in liebevoller Kleinarbeit vollständig restauriert. „Ich habe die Rohkarosserie von einem zweiten Fahrzeug genutzt und dabei quasi aus zwei Autos ein Auto gemacht. Eigentlich bin ich gelernter Bäcker, und mein Oldtimer ist nur mein Hobby“, berichtet er. Auch im Fahrzeug mit seinen roten Sitzen gibt es vieles zu entdecken. Aus einem alten Kofferradio erklingt Musik aus den 50er-Jahren. In der Seitentür steckt ein Modekatalog aus eben dieser Zeit und im Kofferraum finden sich noch mehr Accessoires aus der Rockabilly-Ära. „Das gehört für mich einfach dazu. Ich habe zehn Jahre an meinem Borgward restauriert und wollte, dass wirklich alle Details stimmen“, macht Seitz deutlich.

Auch Jürgen Förstner aus Weissach bastelt ständig an seinem „Morgan Plus 8“ aus England mit 198 PS herum. „Er hat einen Holzrahmen und ist nicht gerade das bequemste Fahrzeug, aber ein echtes Liebhaberstück. Ich wollte schon immer einmal in meinem Leben einen Achtzylinder fahren“, schildert Förstner. Er findet auf dem Ersatzteilmarkt im Internet noch ausreichend Nachschub.

„Interesse enorm gestiegen“

Seit der Pandemiekrise sei das Interesse an Old- und Youngtimern enorm gestiegen, weiß René Rentschler, Vorsitzender des RCO Sersheim. „Damals hatten die Leute Zeit und konnten an alten sowie jüngeren Autos herumschrauben. Ein Oldtimer ist über 30 Jahre alt, ein Youngtimer über 20 Jahre“, erläutert Rentschler, der selbst sein Mercedes SLK 230 aus dem Jahr 1998 ausstellt. Rentschler hat sich für diesen Youngtimer entschieden, weil er ihn auch im normalen Alltag nutzen möchte und auch größere Strecken damit zurücklegen will.

Auch das Treffen des RCO Sersheim hat in den vergangenen Jahren immer mehr Zulauf erfahren, sodass das Ausstellungsgelände kontinuierlich erweitert werden musste. „Unsere Besucher kommen aus der gesamten Region Stuttgart. Sogar aus Nürnberg ist heute ein Aussteller angereist. Die Besucher kaufen und verkaufen auch Autos auf unserem Treffen, denn ein Old- oder Youngtimer wird als Wertanlage immer beliebter“, betont Rentschler.

70 Vereinsmitglieder im Einsatz

70 der rund 100 Vereinsmitglieder des RCO Sersheim sind an der Veranstaltung und in der Vorbereitung dazu im Einsatz.

Die Mühe hat sich gelohnt, denn nicht nur die Besucher zeigen sich bei strahlendem Sonnenschein begeistert, sondern auch die Aussteller selbst wie Hans-Peter Jentsch aus Pforzheim, der 14 Jahre lang Präsident des dortigen Porsche-Clubs war und mit einem Rennmodell 911 G aus dem Jahr 1976 vorfährt. Den roten Flitzer mit 270 PS hat Jentsch in einer alten Scheune in einem völlig heruntergekommenen Zustand entdeckt und als Mechanikermeister von Grund auf restauriert. Hin und wieder kann es vorkommen, dass sein Oldie bei einer Ausfahrt plötzlich liegen bleibt. „Doch der Schaden ist meist innerhalb kurzer Zeit repariert, während bei den neueren Fahrzeugen dies nicht immer gleich möglich ist“, schmunzelt Jentsch, der sich auch auf die Ausfahrt beim Sersheimer Treffen freut.

48 Kilometer langer Rundkurs

Der 48 Kilometer lange Rundkurs führt von Sersheim nach Gündelbach weiter nach Häfnerhaslach und Zaberfeld über Güglingen, Cleebronn nach Freudental und Kleinsachsenheim und schließlich wieder zurück zum Vereinsheim des RCO am Sersheimer Sportgelände. „Ich bin heute das erste Mal in Sersheim dabei und von der angenehmen Atmosphäre wirklich sehr angetan. Alles ist toll organsiert“, unterstreicht Jentsch.

Vor allem immer mehr jüngere Autofreunde sind, laut RCO-Vorsitzendem Rentschler, auf den Treffen und beim wöchentlichen Stammtisch freitags ab 20 Uhr im Vereinsheim anzutreffen. „Auch die jüngere Generation hat die Freude an diesem Hobby entdeckt. Allgemein ist dieser Boom auch an den Preisen für die Fahrzeuge zu merken, die zuletzt kräftig gestiegen sind“, so Rentschler, der mit der 20. Auflage des Treffens rundum zufrieden ist.

 
 
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