Der geplante Energiepark „Weitfeld“ zwischen Oberriexingen, Sersheim und Kleinglattbach bewegt weiterhin die Bürger. Dies wurde auch in der jüngsten Sersheimer Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend deutlich, in der zahlreiche Bürger gespannt auf den Sachstandsbericht zu diesem Thema durch Bürgermeister Jürgen Scholz warteten.
Sersheim Eine Gemeinde geht auf die Barrikaden
Gegen den Energiepark „Weitfeld“ formiert sich Widerstand.
Unter den anwesenden Bürgern war auch Peter Baumann, der mit einem Kernteam von rund 20 aktiven Sersheimern eine Petition gegen die geplanten insgesamt acht Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils rund 262 Metern gestartet hat. „Wir haben in den vergangenen Wochen in Sersheim 1225 Unterschriften von Bürgern für diese Petition gesammelt. In Oberrriexingen wollen sich Bürger dieser Petition jetzt auch anschließen“, erläuterte Baumann, der alle interessierten Bürger am Mittwoch, 29. Oktober, ab 19.30 Uhr zu einem informativen Bürgerstammtisch zu diesem Thema ins Kleintierzüchterheim in Sersheim einlädt.
Bürgermeister lobt Engagement
Auch Bürgermeister Scholz steht diesem Bürgerengagement positiv gegenüber. „Je größer der Widerstand, desto größer ist die Wahrscheinlicht, dass die Windräder so, wie sie jetzt geplant sind, letztlich nicht gebaut werden“, machte Scholz deutlich. Er verwies darauf, dass die Position der Gemeinde Sersheim bei diesem Vorhaben nicht so stark sei, wie beispielsweise die der Nachbarstadt Oberriexingen, da Sersheims Gemarkungsfläche vom Energiepark selbst nicht betroffen sei. „Vor allem zwei Standorte der geplanten Windkraftanlagen sind, unserer Ansicht nach, viel zu dicht an der Wohnbebauung und Ortsrandlage von Sersheim“, betonte Scholz.
Zudem unterhält die Mettertalgemeinde im Bereich des geplanten Energieparks kritische Infrastruktur wie Hochbehälter und will diese künftig auch mit einer Betriebswohnung ausstatten, um die Einrichtungen besser schützen zu können. Mit diesen Plänen wäre der Standort zumindest eines Windrads doch sehr fragwürdig und daher auch wenig geeignet.
Bürgermeister Scholz stellte, wie bereits in der Vergangenheit, klar, dass ihn das Vorgehen der Vertreter des Unternehmens Stromernte und der Stadtwerke Stuttgart als Hauptpartner, welche den Energiepark „Weitfeld“ umsetzen wollen, sehr ärgere, da sie gegenüber den Kommunen nicht mit offenen Karten spielen würden.
„Wir werden daher weiterhin alle Planungen kritisch hinterfragen und in enger Abstimmung mit der Stadt Oberriexingen alle unsere juristischen Möglichkeiten ausschöpfen. Ich bin nicht ganz gegen dieses Projekt, aber gegen die kritischen Standorte. Es werden viele Versprechungen gemacht, die am Ende des Tages nicht eingehalten werden“, betonte der Sersheimer Rathauschef unter dem Applaus der anwesenden Bürger.
Was ist mit der Gleichstromtrasse?
Dazu zählt für Scholz auch, dass immer noch die Zukunft der geplanten Gleichstromtrasse der Transnet BW GmbH ungeklärt ist, die durch das Gelände des Energieparks führen soll. „Diese Trasse kann nicht einfach so verlegt werden, wenn die Windräder stehen“, empörte sich Scholz.
Auch der Sersheimer Gemeinderat Bastian Zeeb äußerte sein Unverständnis darüber, dass die erforderlichen Gutachten bezüglich des Arten- und Naturschutzes, des Schattenwurfs und vielem mehr erst nach der Entscheidung über die Festlegung des Windvorranggebiets „LB 16“ durch die Regionalversammlung der Region Stuttgart im Dezember dieses Jahres erstellt werden müssten. „Da kann ich nur beipflichten. Ich erwarte, dass zumindest die Ergebnisse der Windmessungen vor der Regionalversammlung veröffentlicht werden, damit die Öffentlichkeit überhaupt feststellen kann, ob die Windräder auch wirklich wirtschaftlich tragbar sind“, machte Gemeinderat Gerd Langer deutlich.
Pacht fließt in private Hände
Er erinnerte daran, dass bei sechs Windrädern die Pacht alleine in private Hände fließe, da die betroffenen Grundstücke in Privatbesitz seien. Gemeinderat Roland Kögele stellte klar, dass auch der Infraschall und seine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit Berücksichtigung finden müssten.
Bürgermeister Scholz ermunterte bei den Fragen des Natur- und Artenschutzes die entsprechenden Verbände und Organisationen ihre Interessen zu vertreten.
Die Verantwortlichen der Gemeinde Sersheim und der Stadt Oberriexingen planen gemeinsam auch eine Visualisierung der Höhe der geplanten Windräder mit festen Ballonen.
„Wir holen uns dafür gerade ein Angebot ein und könnten uns dies im November oder Dezember als öffentliche Veranstaltung in Zusammenhang mit einer Bürgerinformation vor Ort vorstellen“, erläuterte Bürgermeister Scholz abschließend.
Michaela Glemser
