Sersheim Warum die Jugendstiftung des Landes in Sersheim sitzt

Von Frank Ruppert
Birgit Schiffers und Wolfgang Antes von der Jugendstiftung Baden-Württemberg agieren aus Sersheim heraus. Die landesweit operierende Einrichtung unterstützt den Nachwuchs vielfältig. Foto: /Martin Kalb

Mitmachen Ehrensache oder das Projekt Jugendbegleiter geht auf Initiativen der Jugendstiftung Baden-Württemberg zurück. In Sersheim setzen sich 35 Mitarbeiter für Jugendprojekte im ganzen Land ein. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf Demokratiebildung und dem Umgang mit Hass und Fake News im Internet.

Warum wir gerade in Sersheim sitzen, ist eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt wird“, verrät Wolfgang Antes, Geschäftsführer der Jugendstiftung Baden-Württemberg, im Gespräch mit dieser Zeitung. Seit 1982 gibt es die landesweit agierende Stiftung, seit 1990 hat sie ihren Sitz in Sersheim. Antes und seine Stellvertreterin Birgit Schiffers sind glücklich mit der Lage, fernab einer Großstadt. Gerade der ländliche Raum und dessen Jugendliche seien ihre Zielgruppe bei Projekten, was Teilhabe und Demokratiebildung angeht.

„Gegründet wurde die Stiftung auf Betreiben von Erwin Teufel in Vaihingen, bis wir dann aber operativ waren und Projekte anstoßen konnten, hat es bis etwa 1992 gedauert“, erzählt Antes. Der Stiftung gehe es gerade darum, im ländlichen Raum Angebote für Jugendliche zu unterstützen und zu forcieren, zumal sei der Bau im Zentrum Sersheims, in dem unter anderem auch die Ortsbücherei untergebracht ist, gerade neugebaut worden, als sich die Stiftung nach neuen Räumen umsah.

So kommt es, dass heute 35 Menschen für die Jugendstiftung in Sersheim die verschiedenen Themenfelder abdecken. „Uns geht es immer um innovative Ideen“, sagt Antes.  „Wir stiften Neugierde, begleiten Projekte junger Menschen und entwickeln innovative Programme der Jugendbildung“, lautet das Credo der Institution. Konkret wurden im vergangenen Jahr 62 Projekte der Jugendbildung mit 146 000 Euro unterstützt.

Pandemie sorgt für Einbruch

Dabei unterstützt die Sersheimer Einrichtung sowohl kleine Projekte von Jugendlichen, etwa eine Putzete-Aktion, bis hin zu großen Aktionen wie die Schulung von Jugendbegleitern und Jugendbegleiterinnen. An dem Jugendbegleiter-Programm nimmt nahezu jede zweite Schule im Land – also knapp 2000 Einrichtungen – teil. Im Schulumfeld können Jugendliche beziehungsweise außerschulische Partner AGs an den Bildungseinrichtungen anbieten.

„Ich unterrichte auch an der PH, und unter den Studenten finden sich immer wieder ehemalige Jugendbegleiter“, sagt Antes. Das ist ein Kernanliegen der Jugendstiftung: nachhaltige Angebote zu schaffen, die fast schon zu einer Tradition werden. „Diesbezüglich hat Corona viele Projekte schon stark beeinträchtigt“, erklärt der Geschäftsführer. Was zwei oder drei Jahre nicht stattfinde, sei in der Welt der Jugendlichen schon wieder weg. Selbst ein Vorzeigeprojekt wie die Jugendbegleiter hat das zu spüren bekommen. Waren vor der Pandemie etwa 22 000 Jugendbegleiter und Jugendbegleiterinnen an den Schulen aktiv, waren es 2022 nur noch 16 500. „Aber bald sind wir wieder auf Vor-Corona-Niveau“, ist sich auch Birgit Schiffers sicher.

190 000 Euro für guten Zweck

Ein weiteres bekanntes Projekt ist „Mitmachen Ehrensache“, wobei Jugendliche im Vorfeld oder am Internationalen Tag des Ehrenamts bei Arbeitgebern ihrer Wahl arbeiten und das Geld jeweils regional festgelegten guten Zwecken spenden. Im Dezember haben dabei 6600 Jugendliche im Land mitgearbeitet und mehr als 190 000 Euro für den guten Zweck gespendet. Schiffers lobt an der Aktion, dass es den Jugendlichen auch einen einfachen Einblick in die Berufswelt ermöglicht.

Inhaltlicher Schwerpunkt bei der Jugendstiftung ist seit einigen Jahren die Demokratiebildung. Antes sagt ganz offen, dass dies auch mit den aufkommenden rechtspopulistischen Strömungen und der Nutzung von Fake News zu tun hat. Ein Ziel der Jugendstiftung ist es, Jugendliche zur Teilhabe anzuregen, deshalb ist im Haus auch der Dachverband der Jugendgemeinderäte ansässig.

Antes teilt die oft verbreiteten Sorgen um die junge Generation nicht und Schiffers nennt als positives Beispiel „Fridays for Future“. Das sei noch vor zehn Jahren kaum vorstellbar gewesen, dass eine solche Organisation allein von jungen Menschen getragen werde. Auch Antes sieht die Generation nicht wie oft beschrieben als politikfern. Das Einbringen sei nur wegen der Schnelllebigkeit ihres eigenen Lebens in dem Alter eben auf Projekte beschränkt.

Austausch fördern

Zukünftig möchte sich die Jugendstiftung noch mehr dem Thema Austausch widmen. „Wer sieht, wie Menschen in anderen Ländern leben und diese trifft, profitiert davon“, sagt Antes. Auf der Website sprung-ins-ausland.de fasst die Jugendstiftung schon jetzt diverse Angebote für Programme zum Auslandsaufenthalt zusammen. „Das Problem ist häufig, dass gar nicht bekannt ist, was für Angebote es gibt“, sagt Schiffers.

 
 
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