Nach einer „katastrophalen“ zweiten Halbzeit am vergangenen Wochenende beim Heimspiel der SG BBM Bietigheim gegen die Füchse Berlin machte Trainer Iker Romero seinen Schützlingen eine klare Ansage: „Das war Mülle“, sagte der Spanier klar und kritisierte die Einstellung seiner Männer hart. Als Fünftliganiveau betitelte er den Auftritt, wenn nicht sogar noch schlimmer. Diese verbale Backpfeife war wohl ein Weckruf, denn gegen die HSG Wetzlar klappt es plötzlich wieder. Beim Gastspiel am Donnerstagabend gewinnen die Ellentäler im Kellerduell nicht nur das Spiel mit 26:21 (12:9), sondern holen damit auch zwei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga.
SG BBM Bietigheim Auswärts läuft es bei den Ellentälern
In Wetzlar holt Bietigheim die nächsten wichtigen Punkte in der Handball-Bundesliga. Dabei profitieren die Ellentäler von einer harten Roten Karte gegen Domen Novak zehn Minuten vor Schluss.
Ende des Negativlaufes
Für die Ellentäler ist es der dritte Auswärtssieg, zuhause hat es bislang noch nicht mit dem Gewinnen geklappt. Zudem durchbrechen sie eine fünf Spiele lange Niederlagenserie. Dafür stehen die Männer von der Enz jetzt auf Rang 13 und haben wieder Anschluss ans Tabellenmittelfeld und überholen Wetzlar.
Dank einer deutlich gesteigerten Effizienz leistet sich die SG am Ende nur 18 Fehlwürfe gegenüber den 24 bei der HSG. Auch das Torhüter-Duell geht klar an die Schwaben. Schon den ersten Wurf der Hausherren pariert Keeper Daniel Rebmann, bis zum Schluss kommen weitere neun dazu, auch Fredrik Genz darf sich mit einer Parade in die Statistiken eintragen. Die Wetzlarer Schlussmänner verbuchen nur acht Stück. „Daniel Rebmann hat stark gehalten, aber wir müssen auch unsere Abschlüsse hinterfragen“, sagt Dominik Mappes, der Motor und Lenker der Gastgeber. Auch SG-Außen Till Hermann lobt seinen neuen, alten Teamkollegen (beide spielten schon in Göppingen von 2019 bis 2023 gemeinsam): „Daniel hat da hinten eine bärenstarken Job gemacht, was der da hinten rausgefischt hat.“
Enge Anfangsphase
Von Beginn an ist Feuer in der Partie. Romero an der Seitenlinie dirigiert sein Bietigheimer Handball-Orchester und wirkt teilweise so, als würde er selbst gleich auf die Platte rennen. Er sieht, wie seine Männer sich in der ersten Halbzeit ein Duell auf Augenhöhe liefern. Lange ist es eng, es entwickelt sich ein munteres Führungswechseln auf beiden Seiten. Lange kann sich keine der beiden Kellerteams nicht wirklich absetzen, erst nach rund 20 Minuten gelingt das den Schwaben.
Doch dann brechen die Wetzlarer schlagartig ein. Nach dem 7:6 durch Domen Novak (18.) entwickelt sich ein 5:0-Lauf aus Sicht des Aufsteigers, die auf 11:7 davonziehen. Wetzlar bleibt hier neun Minuten lang ohne eigenen Treffer. In dieser Phase darf sich auch Youngster Fynn-Luca Nicolaus beweisen. Der gebürtige Stuttgarter, der in der Jugend bei der Handballregion Bottwartal (HABO) spielte, kommt für Julius Kühn ins Spiel, der sich leicht am Knie verletzt hat. Das Vertrauen von Romero bezahlt der 21-Jährige mit zwei Toren zurück.
Mit zweierlei Maß gemessen
Bis zur Pause halten die Ellentäler den Vorsprung aufrecht, mit 12:9 geht es in die Kabine. Aus der kommen die Gäste wie bereits gegen Berlin schlafmützig, Wetzlar gleicht schnell aus, verpasst es jedoch, selbst in Führung zu gehen. So findet die SG wieder in ihren Rhythmus, nach dem 21:17 durch Moritz Strosack (50.) dann die Aufreger-Szene des Abends: Zehn Minuten zuvor erwischt Kapitän Paco Barthe bei einem Überzieher Domen Novak im Gesicht, kassiert dafür eine Zwei-Minuten-Strafe. In der Retour lässt Novak den Franzosen dann zehn Minuten vor Schluss ebenfalls auf den Geschmack seines Ellenbogens kommen, der Slowene kassiert dafür jedoch die Rote Karte.
Novak hat bis zu diesem Zeitpunkt fünf Tore erzielt und war maßgeblich an der Aufholjagd beteiligt. Dadurch fehlt den Hausherren die Durchschlagskraft in den letzten Minuten und Bietigheim kriegt den Vorsprung über die Zeit. Den Deckel drauf macht dann der starke Strosack, der eineinhalb Minuten vor Schluss das 25:21 erzielt und das 26:21 20 Sekunden vor Schluss vorbereitet.