SG BBM Bietigheim Bummelzug wird zum Express

Von Andreas Eberle
Die stark aufspielende Bietigheimerin Xenia Smits ist Malina Marie Michalczik entwischt und setzt zum Wurf an. Foto: /Marco Wolf

Die SG BBM Bietigheim legt gegen die HSG Blomberg-Lippe zwei grundverschiedene Halbzeiten hin. Beim 36:27 treffen Dulfer, Xenia Smits und Østergaard besonders gut.

Der Mallorca-Hit „Der Zug hat keine Bremse“ beschallte unmittelbar nach dem Bundesliga-Spiel zwischen der SG BBM Bietigheim und der HSG Blomberg-Lippe die Viadukthalle. Was die zweite Hälfte angeht, passte das Lied am Mittwochabend perfekt zur Bietigheimer Spielweise: Dank einer Leistungsexplosion nach dem Seitenwechsel feierte der Titelverteidiger noch einen standesgemäßen 36:27-Heimerfolg über den Tabellenvierten aus Ostwestfalen. Zur Pause hatten die Gäste aber noch mit 15:13 geführt. Und da ähnelte, um im Bild zu bleiben, die SG eher einem Bummelzug als einem Express, der keine Bremse hat. „In jedem Spiel müssen wir kämpfen und ordentlich abliefern. Wir sind froh, dass es am Ende gereicht hat“, bilanzierte Rückraumspielerin Xenia Smits, die nach ihrer Einwechslung zu den stärksten Bietigheimerinnen zählte.

Trainer Markus Gaugisch hatte seine Startsieben im Vergleich zur Champions-League-Gala gegen Kristiansand (32:30) auf sechs Positionen verändert: Torfrau Gabriela Moreschi, Julia Maidhof, Annika Meyer und Inger Smits im Rückraum sowie die Außen Antje Döll und Jenny Behrend durften sich von Anfang an beweisen. Nur Kelly Dulfer blieb in der Anfangsformation.

Die nominell zweite Garde tat sich vor den 398 Zuschauern allerdings reichlich schwer gegen die selbstbewusst aufspielenden Blombergerinnen. Im ersten Durchgang waren die Bietigheimerinnen weit von ihrer Standardform entfernt. Die SG BBM agierte fahrig und unkonzentriert. Sowohl in der Abwehr als auch im Angriff mangelte es ihr an der üblichen Konsequenz. Zumindest Dulfer traf gewohnt zuverlässig – die niederländische Nationalspielerin schlug bis zur Pause fünfmal zu. Beim 10:10 nahm Gaugisch die erste Auszeit (18.). Doch besser wurde es zunächst nicht. Die HSG nutzte die Bietigheimer Schwächephase sogar zu einer 14:11-Führung (26.). „Was ist denn heute los?“, entfuhr es einer Zuschauerin auf der Tribüne.

Mit der Einwechslung von Kim Naidzinavicius, Xenia Smits und Karolina Kudlacz-Gloc versuchte Gaugisch, gegenzusteuern. Ein Knackpunkt war ein Blomberger Siebenmeter. Diesen knallte Nele Franz an die Latte, und den Nachwurf-Heber pflückte sich 1,90-Meter-Frau Moreschi. Statt 11:15 stand es wenig später nach Treffern von Annika Meyer und Xenia Smits nur noch 13:14. Da Malina Marie Michalczik sechs Sekunden vor dem Pausensignal noch zum 13:15 vollstreckte, ging der Außenseiter von der Lippe mit einem absolut verdienten Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine.

„Man hat gesehen: Wenn wir nicht Vollgas geben und nicht so hart spielen, wie wir es können, reicht es einfach nicht. Wir müssen jedes Spiel körperbetont angehen und konsequent spielen“, analysierte Xenia Smits später.

Gaugisch zieht Asse aus Ärmel

Zur zweiten Hälfte zog Coach Gaugisch auch noch seine anderen Asse aus dem Ärmel: Torfrau Melinda Szikora, Kaba Gassama, Veronika Malá und Trine Østergaard. Jetzt wurde aus dem SG-Bummelzug ein Express, der Fahrt aufnahm und den Gegner förmlich überrollte. Mit einer champions-league-reifen Vorstellung rückte der Favorit die Verhältnisse wieder zurecht und siegte noch klar mit neun Toren Differenz.

Allein nach der Pause erzielten Xenia Smits und Østergaard jeweils fünf Tore. Naidzinavicius war viermal erfolgreich, davon dreimal per Siebenmeter. Bietigheims Topwerferin war aber Dulfer mit ihren acht Treffern. „Wir hoffen immer, dass wir viel durchwechseln können. Mal funktionieren die einen, mal die anderen. Das ist auch unsere Stärke“, sagte Xenia Smits, angesprochen auf den für SG-Verhältnisse mageren Auftritt in Durchgang eins.

 
 
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